In dem Augenblick, als mir Drezdenko (Lubuskie, hinter Gorzów Wielkopolski) als Ziel für einen Kurzurlaub vorgeschlagen wurde, überwiegte eindeutig die Skepsis. Zudem schrieb ein Urlauber in die Kommentare der anvisierten Ferienhaussiedlung, dass freie Tage nördlich von Drezdenko aufgrund mangelder Attraktionen für die Katz seien.
Da is ja eh nischt los - Urlaub in Lubuskie
Die Google-Karte und Wikipedia brachten zunächst nicht viel außer einem Durchforsten weiterer Reiseangebote. Aber: Da gibt es ja noch andere Kartenwerke! Auf KLEKS und Wikimapia sah die Welt bzw. der Wald schon ganz anders aus. Als mir der erste deutsche Friedhof angezeigt wurde und ich auf immer mehr Kleinigkeiten stieß, gab ich der Sache grünes Licht mit dem Zusatzvermerk, unverzüglich zu buchen. Mal sehen, was man hier noch alles entdecken kann!
Von Poznań kommend sieht es nach einem Katzensprung aus, dennoch ziehen sich die paar Kilometer über zwei Stunden wie ein Kaugummi, wenn man die Straße 92 auswählt. Ständige Beschränkungen, einige Orte, dazu Radarfallen mobiler und stationärer Art. Die attraktivere Nordstrecke über Szamotuły läuft zwar flüssiger, aber ein Zeitersparnis bringt es auch nicht. Das Domizil entpuppte sich dann als feines Bungalow-Appartment am See mit eigenem Zugang zum kühlen Nass, was auch schon nett temperiert war, sodass letztendlich reichlich davon Gebrauch gemacht wurde. Was will man mehr? Ich zumindest doch noch einiges, obwohl die Zeit begrenzt war und man ja keine Mitte 20 mehr ist und somit Verpflichtungen hat. Dann legen wir mal los!
Ca. 20 Gehminuten vom Bungalow entfernt liegt ein nährstoffarmer See mit Kalkstein-Anteil, was dem Gewässer bei Sonnenschein eine nette Türkis-Färbung verpasst. Aufgrund seiner eiszeitlichen Entstehung ist der See von Hügeln umgeben, die durch einen von Buchen dominierten Mischwald bedeckt sind. Weil das Ganze nett anzusehen ist, was auch Fauna und Flora bestätigen, wurde dem Terrain der Stempel Naturschutzgebiet verpasst. Jezioro Łubówko heißt's, falls jemand fragt. In aller Herrgotts Frühe zog es mich noch einmal dorthin. "Aber vorher erstmal Fotos vom "eigenen" im Morgengrauen in Nebel gehüllten See machen!"
Um 5 Uhr herrschte später in dem und um den Łubówko-See herum noch ein reges Treiben. Kalle Karpfen schwamm seine Morgenrunde - Was für ein Gigant! Währenddessen stillte Meister Reinecke Fuchs noch seinen Durst. Mit etwas Geduld lassen sich hier mit Sicherheit noch mehr Tiere beobachten. Was man auch daraus schließen kann, dass mir noch zwei Naturfotographen in kompletter Tarnung über den Weg liefen.
KLEKS zeigte mir hinter dem Reservat ein schwarzes Kreuz auf der Karte. Das war das unbekannte Ziel, was ich entschlüsseln wollte. Was konnte das sein? Eine Kapelle, ein alter Friedhof? Überraschend stieß ich beim Aufsuchen des Ortes auf einen schon etwas verwitterten Wegweiser. Die ersten Buchstaben des Namens waren T und H und somit definitiv keine polnische Bezeichnung. "Erstmal alles dokumentieren! Später analysieren." - [Hubachs Theerofen].
Dann tauchte das "Kreuz" auf. Es war ein gepflegtes Grab ohne jede Tafel oder Inschrift. In der Umgebung sollen Bunkerreste aus dem Zweiten Weltkrieg sein, auf welche ich aufgrund des Gestrüpps keine Lust hatte. Ich vermutete eine Verbindung, wurde aber später von einem Einheimischen korrigiert. In grauer unbekannter Vorzeit erwischte hier mal ein Jäger einen anderen. Somit wäre dieses Fragezeichen geklärt.
Wer auf historische Sachen im Kontext deutscher Geschichte steht, wird hier ohne Probleme die Zeit füllen können, auch der, wer Ruhe und Wälder mit deren Vorzügen mag. Aber Drezdenko selbst überzeugte mich gar nicht so sehr. Da fehlen dann wirklich ein paar Attraktionen.
Folgend eine kleine Auswahl, was mir in der direkten Umgebung über den Weg lief.
Einer von vielen Bunkern des Pommernwalls.
Ein deutsches Kriegerdenkmal(Erster Weltkrieg).
Einer von vielen evangelischen Friedhöfen.
Ansonsten Natur pur...
Foto: Michael
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