Tempomarsch um den Rangsdorfer See: abwechslungsreiche Landschaften und gesperrte Wege

Tempomarsch um den Rangsdorfer See: abwechslungsreiche Landschaften und gesperrte Wege

 
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Der Körper sehnte sich mal wieder nach einer kleinen sportlichen Herausforderung - und da wollte ich dem Ganzen sogleich Folge leisten. Rund 25 Kilometer Strecke plante ich ein - und diese wollte ich mit einer Geschwindigkeit von sieben bis acht Kilometer pro Stunde zurücklegen. Das Zeitfenster war am gestrigen Nachmittag nicht allzu groß, zudem war ich mir nicht sicher, wie sich der mögliche Streckenverlauf auf der einen Seite des Rangsdorfer Sees gestalten würde. Der Grund: Dort befindet sich ein großes Naturschutzgebiet.

Mit dem Regionalzug ging es von Berlin-Südkreuz aus in einem Rutsch nach Rangsdorf, das noch in der Preisstufe liegt. Vom Bahnhof aus ging es schnurstracks runter zum Seehotel und dann weiter nach links, um dem Ufer des Sees im Uhrzeigersinn zu folgen. Vorbei ging es an der Seeschule Rangsdorf und mehreren Stellen, von denen man aus einen prima Blick auf den See hat. Der Rangsdorfer See entstand wie viele andere Gewässer in Berlin-Brandenburg im Zuge der letzten Eiszeit, hat eine Fläche von 2,44 Quadratkilometern und eine mittlere Tiefe von gerade einmal anderthalb Metern. Für Kinder ist dieses Gewässer im Sommer gut geeignet, da man an der offiziellen Badestelle sehr weit hineingehen kann. Allerdings wirkt das Wasser zur warmen Jahreszeit sehr schlammig und brackig.

Ich überlegte gestern kurz, ob ich spontan kurz an einer kleinen wilden Badestelle ins kühle Nass hüpfe, wanderte dann jedoch zügig weiter. Entlang ging es durch ein kleines Waldstück, dessen Gehölz mich an den Jakobsweg in Galizien erinnern ließ. Angekommen am Zülowkanal sichtete ich die aufgestellten Schilder, die von einem Verbot des Betretens des Naturschutzgebietes sprachen. Im Prinzip blieb nur das Abbiegen nach links. Weg vom See. Einfach nur geradeaus. Während auf dem Feld neben mir etwas Heu eingefahren wurde, folgte ich dem Weg und erhöhte deutlich das Tempo. Ich wusste nicht genau, wie groß der geschlagene Bogen werden würde und ging somit auf Nummer sicher.

An einem Graben konnte ich schließlich nach rechts abbiegen und in der Folge einem Plattenweg folgen. Meter für Meter ging es an Nutzflächen vorbei, wenig später weckte eine kleine Ruine mit abgebranntem Dach und vergitterten Fenstern meine Aufmerksamkeit. Es war in keiner Weise ersichtlich, welch eine Funktion dieser kleine Rundbau am Feldrand mal gehabt haben könnte. Ein älterer Jogger lief derweil vorbei, als ich prompt auf einer hölzernen Stufe einbrach. Trabend mit geschätzten acht bis neun km/h lief der wackere Ausdauerläufer vor mir her. Der Abstand vergrößerte sich anfangs, blieb dann jedoch gleich.

Ich nahm die Verfolgung auf. Ich wanderte auf Anschlag. Alles darüber hinaus wäre nur noch joggend möglich gewesen. Hintern und Beine zogen hübsch und mein Blick schweifte in die Ferne. Herrlich. Montag gegen 13 Uhr - und ich marschierte über die Felder Brandenburgs. Ich fühlte mich wie auf dem Kolonnenweg im Zug der Wanderung entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze im Sommer 2003, als wir zu zweit mit dem Rucksack auf dem Rücken von Süd nach Nord - sprich von Prex nach Priwall - rund 1.200 Kilometer auf Schusters Rappen zurückgelegt hatten. Mal auf gelochten Betonplatten ausgelegten Kolonnenweg, mal westlich und östlich des einstigen Grenzstreifens.

Ich hatte gestern fast den älteren Jogger eingeholt, als er in Richtung Dabendorf abbog und ich dem Schotterweg in die andere Himmelsrichtung folgte. Laut Karte würde der Weg auf die Landstraße L791 nach Jühnsdorf treffen, und ich wollte mich überraschen lassen, was mich dort erwarten würde. Ein Radweg parallel der Landstraße? Fehlanzeige! Ein Feldweg als Option? Fehlanzeige! Ich musste tatsächlich der Landstraße folgen, wählte meist den Feldrand und stand schon bald einem Graben gegenüber. Ab durch Büsche und hohes Gras.

Kurz vor Jühnsdorf schien ein Waldstück auf einer Anhöhe eine Alternative zu bieten. Allerdings lädt dort ein Rundweg zu einem Spaziergang ein, doch gibt es keine (!) Möglichkeit von dort aus über Felder und Wiesen in die Ortschaft zu gelangen. Ich studierte die Satellitenaufnahme auf google maps und fand einen uralten Verbindungsweg, der von hohen Bäumen gesäumt war. Die Zeiten, in denen der Weg Verwendung fand, sind jedoch längst vorbei. Der Grund: Der Zugang zum Dorf ist gesperrt, da er nun zu einem Privatgelände gehört. Ein Elektrozaun und ein Schild sprechen eine deutliche Sprache. Somit ging es wieder ein Stück zurück, um dann wieder einen Pfad zur Landstraße zu finden.

In Jühnsdorf angekommen, konnten eine alte Kirche und ein großes Gutshaus bestaunt werden. Ein Snack und ein Bierchen in der Pizzeria waren indes nicht möglich, auch dort ist der Montag der klassische Ruhetag. Ich bog in die mir bekannte Straße in Richtung Rangsdorfer See ab. Vorbei an „Fläming Erden“ wurde das Waldgebiet erreicht, wenig später konnte ich wieder problemlos dem Ufer des Sees folgen. Ab nun wurde es wieder landschaftlich sehr reizvoll. Durch Laubwälder ging es nun am Glasowbach entlang in Richtung Dahlewitz und Blankenfelde, vorbei am ehemaligen Blankenfelder See, der sich auf der östlichen Seite des Glasowbaches befindet.

In Blankenfelde wurde die Alte Dorfstraße mit der dortigen Kirche, dem Kriegsdenkmal und dem Gasthof Zur Eiche als Ziel der Tagestour auserkoren. Die angepriesene Gänsekeule lockte zwar sehr, doch blieb es am gestrigen Nachmittag bei einem kleinen Snack auf die Hand. Das Schöne: Aufgrund des hohen Tempos war der knapp vierstündige Marsch wunderbar in den Beinen zu spüren. Später sollte ich dann geschlagene zehn Stunden durchschlafen. Keine Frage, die Tour machte Lust auf mehr. Allein der gesperrte alte Verbindungsweg zwischen Gross Schulzendorf und Jühnsdorf nervte sehr.

Fotos: Marco Bertram

Zur turus-Fotostrecke: Wandern im Berliner Umland

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