Es war ja so was von klar! Die Regeln wurden wieder gelockert, Ausflüge sind wieder möglich - und schon wurden etliche Ausflugsziele von Autokarawanen regelrecht überschwemmt. Am vergangenen Pfingstwochenende war beispielsweise vor dem Freizeit- und Dinopark Germendorf solch ein Andrang, dass die Tore geschlossen werden mussten. In diversen Tierparks und Zoo dürfte es ähnlich ausgesehen haben. Und an der Ostseeküste? Zu tausenden knatterten die Ausflügler im PKW gen Norden, um endlich mal an den Strand und an die nächste Eisdiele gehen zu können. Mein Ding wäre das nicht. Vielmehr überlegte ich am vergangenen Wochenende, was fußtechnisch mit dem zehnjährigen Sohnemann möglich sei. Ab ins Grüne - ab ins Berliner Umland!
Massenauflauf an Hotspots? Lieber eine Tour durch das urige Briesetal!
Ich ging auf Nummer sicher und zog den Joker mit der Aufschrift „Briesetal“ aus der Tasche. Zwar ist der Sohnemann durchaus wanderfreudig, doch sollte das Ziel lukrativ sein. Nur einfach mal so 20 Kilometer über die Felder und durch den Wald marschieren - da könnte es schon mal zum lautstarken Protest kommen. Zumal wir in den vergangenen zwei, drei Monaten ein wenig aus der Übung kamen. Also dann. Als wir am Sonntagmorgen den kleinen Rucksack packten, wurde ich gefragt, wie lang die Strecke in etwa sei. Meine Antwort: Ähnlich wie im polnischen Riesengebirge die Wanderung von Cieplice (Jelenia Góra) zur Burg Chojnik und zurück. Gebongt. Ich erhielt grünes Licht.
Mit der Regionalbahn ging es von Berlin Lichtenberg nach Oranienburg und von dort aus mit der S-Bahn zwei Stationen bis Borgsdorf. Vorbei am Hotel „Weißer Hirsch“, das erfreulicherweise samt Restaurant wieder geöffnet ist, ging es auf dem schmalen Asphaltweg bis zur kleinen Ortschaft Briese, wo nach links auf den Wanderweg durch das Briesetal abgebogen wurde. In den vergangenen Jahren lief ich bei unterschiedlichster Witterung etliche Male diese Route ab - und immer wieder ist eine Wanderung durch das Briesetal ein wunderbares Erlebnis. Völlig überrascht zeigte sich der Nachwuchs, der an diesem Nachmittag nicht einmal meckerte und bei den von den Bibern errichteten Staudämmen nicht mehr aus dem Staunen herauskam.
Ja, es wurde alles richtig gemacht. Zwar begegneten wir einigen Familien und auch älteren Wanderern, die ebenso die dortige Natur genossen, doch verteilten sich diese auf die Länge des Briesetals, sodass keinesfalls von einem Menschenandrang gesprochen werden konnte. Ebenso keinesfalls überfüllt war die Fläche vor dem Forsthaus Wensickendorf. Ein Plätzchen an einem sonnigen Tisch wurde auf Anhieb gefunden, und zu passablen Preisen wurden Schwarzbier, Cola, Kalter Hund und eine Wildknacker gekauft. Wieder galt: Die Knacker war ein Gedicht! Leider war sie allerdings beim letzten Besuch um einiges größer, doch ist dies Jammerei auf hohem Niveau. Sehr gefragt an diesem Tag waren auch die Rühreier mit und ohne Speck. Woher die Eier kommen, dürfte beim Blick in den anliegenden Garten klar sein. Im wahrsten Sinne des Wortes krähte der Hahn auf dem Mist, und die Hühner suhlten sich im warmen Staub. Ganz klar, dieser Ort gehört zu meinen Lieblingsplätzen im Berliner Umland. Dort müsste man glatt eine Woche Urlaub machen können, um einmal richtig runterzufahren und kreativ zu sein.
Ein Murren vom Sohnemann gab es auch auf dem Rückweg nicht. Wir liefen einfach am anderen Ufer der Briese entlang, so dass es etwas Abwechslung gab. Auf dem abschließenden Asphaltweg nach Borgsdorf mussten die Zähne kurz zusammengebissen werden, doch auch hier blieb die Meckerei komplett aus. Zu schön war der Ausflug als Gesamtpaket. So schön, dass das nächste Mal der kleine vierjährige Bruder mitgenommen werden soll. Zur Not kann er ja auf Papas Schulter sitzen. Die „Alte Försterei“ und die Biberdämme müssen ihm unbedingt gezeigt werden…
Fotos: Marco Bertram
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