Was ist mit Russland los?

03 Sep 2008 19:46 #8586 von Marco
Marco antwortete auf Re: WAs ist mit Russland los?

Ich denke, Russland hat auf dem Rohstoffweltmarkt eine starke Position!
Und die wird noch richtig maechtig werden. Bauxit, Kohle, Edelmetalle, Eisenerze...
Wenn woanders die Ressorcen knapp wewrden, dann kommt Russland zum Zuge...
China ist zwar die neue Macht, aber China ist auf auslaendische Rohstoffe angewiesen. Russland dagegen wird sich entspannt zuruecklehnen koennen.
Energie - kein Problem. Rohstoffe - in Massen vorhanden.
Bei China kann noch der Kollaps kommen. Zu schnell gewachsen, etc.
Russland waechst gemaechlich, aber stetig.
Was wollen GB und Skandinavien schon gross verlangen? Eine harte Gangart?
Russland wird drueber lachen. Denn mal ehrlich, welche Rolle wird GB in Zukunft spielen???

Marco

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04 Sep 2008 18:13 #8587 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Was ist mit Russland los?
Möglich, dass die Rohstoffe genügen. Aber ich glaube, dass es nicht ganz so einfach ist. Der ganze russische Konsum ist auf ausländischen Krediten aufgebaut, wie auch die Industrie. Seit dem Einmarsch in Georgien ist enorm viel Geld von Investoren aus Russland abgeflossen. Kreditinstitute zögern, weitere Kredite zu sprechen. Wenn die Bürger aber keine Kredite mehr aufnehmen können, stirbt der Konsum ab. Wenn die Regierung als Gegenmassnahme die Löhne erhöht, steigt die Inflation. Die Unzufriedenheit steigt und das alles wegen zwei unbedeutenden Fleckchen in Georgien. Sind dann die Bürger bereit, diesen Preis zu bezahlen?

Ich glaube, dass es nicht genügt nur Rohstoffe zu haben. Man muss das Geld in langfristige Entwicklungen wie Bildung, Wirtschaftsanreize, Infrastruktur etc investieren, so wie es China vormacht. Russland tut nichts dergleichen, darum steht ihre Macht auf schwachen Beinen. Denn eine Grossmacht muss auch im Innern und wirtschaftlich stark sein. Ich glaube, Russland ist keines von beidem.

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04 Sep 2008 22:23 #8588 von Buhli
Buhli antwortete auf Re: Was ist mit Russland los?
Die Geschichte hat allerdings gezeigt, daß Rußland trotz wirtschaftlicher Schwäche, ein gewaltiges Zusammengehörigkeitsgefühl gezeigt hat, wenn es von außen einen Angriff gab. Startschwierigkeiten hatten sie bei Napoleons, genau so wie bei Hitlers Angriff. Nach dem sie sich aber gefunden haben, gab es kein halten mehr. Jeder Angreifer wurde bis nach Hause "begleitet". Wo hat doch gleich das Wort BISTRO seinen Ursprung? Buistro=schnell
Nur Europa soll sich nicht so aufplustern. Die sind doch für die Russen ein sehr guter Partner. Oder umgekehrt? Die Russen waren bisher zuverlässiger als die Europäer. Die sind ja auch auf langfristige Partnerschaft aus, nicht auf kurzfristige Rendite. Unterschätz wurden die schon immer. Allerdings nur von arroganten Großkotzen. Die gibt es ja immer noch. Leider haben die nichts gelernt.

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05 Sep 2008 23:24 #8595 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Was ist mit Russland los?
manlese:

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,576487,00.html

Also warum soll Russland zuverlässiger sein? Sie sind es eben nicht! Da wird mal das Gas abgestellt, wenn den Russen etwas nicht passt. Entgegen inernationalem Recht.Ah, BP tut nicht das, was Putin will, also werfen wir sie aus Russland raus. Shell wurde auch schon aus dem Land geworfen, obwohl sie die Ölfelder gemietet hatten. Der Fall Chodorkowski spricht für sich. Da es in Russland keine Rechtsicherheit gibt, ziehen ausländische Investoren ihr Geld ab.

Nene, Russland ist ein eher unzuverlässiger Partner, weil sie sich nicht an internationale Rechtsformen halten. Das tun die Europäer. Man darf die Staaten nicht mit privaten Investoren verwechselen. Die maximale Rendite wollen private Investoren, die vom Staat durch Rechtsnormen geschützt werden. Zu den Renditemaximierern gehören übrigens auch Russen wie Vexselberg und co.

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06 Sep 2008 01:05 #8596 von Buhli
Buhli antwortete auf Re: Was ist mit Russland los?
Die Entfernung von Shell und BP führe ich auf die Verstaatlichung der Bodenschätze zurück. Was ich allerdings auch für gut heise. Seit die Braunkohle in Sachsen und Brandenburg (Unser deutsches Land) in der Hand von Vattenfall (Privathand)ist, werden dem Staatshaushalt der BRD Milliarden entzogen. Die fließen dahin nicht zurück. Dort werden sie aber gebraucht. Bodenschätze gehören nicht in Privathand. Der wirtschaftliche Umgang ist ein anderes Thema. Das betrifft ja auch die Steuern. Das die den Hahn so mir nichts dir nichts zudrehen ist auch falsch. Die beiden Nachbarstaaten haben sich wirtschaftlich auf eigene Beine stellen wollen. Und zwar weil sie nicht mehr von den Russen abhängig sein wollen. Da hat der Russe nur die bis dahin geltenden Vergünstigungen aufgekündigt. Ist nachvollziehbar. Das das den Nachbarn nicht passt ist verständlich. Es ist niemand begeistert, wenn der Lieferant plötzlich Sonderkonditionen nicht mehr halten kann. Die Meinung über den bösen Russen, bekam durch die oberflächliche Berichterstattung natürlich Nahrung. Nachdem die DDR plötzlich die D-Mark bekam, wurden auch sämtliche Verträge hinfällig. Auch die mit der BRD. Plötzlich zogen sich die "Vertragspartner" aus dem Land. War da etwa was zu lesen, daß die DDR die Preise erhöht? Mit den restlichen Ostblockländern lief es allerdings genauso. Das Wiedervereinigungsprivileg war da nur Nebensache. Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht das selbe. Im Westen ist das Geschrei doch nur so groß, weil sich die Russen seit etwa 15 Jahren, westlich verhalten. Nur eben mit den Mitteln der Zeit. So wie es die Reichen des Westens vor längerer Zeit mit den damaligen Mitteln getan haben. Jetzt geht alles etwas schneller. Mit dem Tempo scheint eher der Westen ein Problem zu haben.
Über den Chodorkowski wissen wir auch nur das, was in der linientreuen Westpresse erscheint. Da halt ich mich mit dem Urteil etwas zurück. Da scheint es ähnlich zugegangen zu sein, wie bei einer staatlichen Baumaßnahme. Wenn privates Eigentum zur Entschädigung ansteht, sollte das erste Angebot genutzt werden. Das ist in den meisten Fällen das Beste. Wer dann zu hoch pockert, büst ein. Über die Höhe der Einbuse entscheidet dann der Staat. Wenn ich den Industriebossen glauben schenken soll, dann sind die mit den russischen Partnern sehr zufrieden. Vorallem wegen deren Zuverlässigkeit. Da war letzte Woche das Thema bei Maibritt Illner.

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07 Sep 2008 21:21 #8597 von kalleman
kalleman antwortete auf Re: Was ist mit Russland los?
Das was wir lesen von Lohnexzessen und Gewinnmaximierungen ist sehr stosslich und bedauerlich, aber es ist nur ein kleiner Teil der Wirtschaft. In der Schweiz und wahrscheinlich auch in Deutschland, sind die Stützen der Wirtschaft die kleinen Unternehmen, die sehr innovativ produzieren und soziale Verantwortung übernehmen und diese Unternehmen machen mehr als 90% der gesamten Wirtschaftsleistung aus!

Die Wirtschaftsleistung wird in einem Rechtsraum erbracht, der sichere und zuverlässige Rahmenbedingungen schafft. Ohne diesem Rechtsraum wäre diese Wirtschaftsleistung nicht möglich. Ich gehe mit dir einig, dass die Liberalisierungen staatlicher Betriebe - wenig überraschend - zu vielen Nachteilen führte. Ich habe immer die Meinung vertreten, dass lebensnotwendige Bereiche wie Strom oder Wasser unter Aufsicht des Staates bleiben müssen. Man hat ja in England gesehen, zu was es führt.

Russland funktioniert aus meiner Sicht überhaupt nicht wie der Westen, weil Politik/Wirtschaft nicht von der Justiz getrennt ist. Diese Trennung ist aber absolut notwendig um Rechtssicherheit, Schutz von Eigentum, zu schaffen. Darauf beruht aus meiner Sicht die westliche Wirtschaftsordnung. Zudem gibt es in Russland kaum kleine Wirtschaftsunternehmungen. Fast das ganze BSP stammt von Gazprom und co. Du magst die Enteignung von BP oder Shell gutheissen, aber sie ist dramatisch, weil hier ein Konzern aus dem Land geekelt wurde. Den Chefs von BP wurden die VISA nicht verlängert, andauernd Konzerndurchsuchungen, die Justiz ermittelt wegen Steuerhinterziehung, obwohl an den Vorwürfen nichts dran ist. Die BP Manager wurden also einfach an der Einreise gehindert. Takbumm. Das dramatische ist eben, dass die russische Justiz nicht unabhängig ist, sondern im Dienste der Machtelite steht. BP kann nicht einen unabhängigen Gerichtshof anrufen. Warum sollte ich als Russe oder Ausländer in Russland investieren, wenn es mir der Staat jederzeit wegnehmen kann?

Bei Chodorkowski wurde dieses System offensichtlich. Er forderte die Machtelite heraus und wurde entfernt. Wir wissen alle, dass dies ein fingierter Prozess war, bei dem das Resultat von vorneherein feststand. Auch wurden bei diesem Prozess internationale Rechtsnormen nicht angewendet. Entlastende Beweise vorenthalten, Beweise fingiert. Und warum wissen wir dennoch sehr viel über Chodorkowski. Genau wegen dem kritischen Journalismus! Es waren ja nicht nur westliche Medien, die das ganze recherchierten, sondern auch russische Journis. Und - das ist das nächste dramatische - russische Journalisten, die gegen die Machtelite recherchieren, riskieren ihr Leben.

Zur Presse: Tibet war doch das beste Beispiel: Wenn dort alles in Ordnung wäre, dann könnten Journalisten dort frei herumreisen, China lässt sie aber nicht, also lügen sie. Wenn in Russland die Machtelite keinen Dreck am Stecken hätte, bräuchte sie eine freie Presse nicht zu fürchten. Aber sie fürchten sie. Soll ich denen irgendwas glauben?

Zur Zuverlässigkeit: Einfach mal das Gas abstellen um andere Regierungen unter Druck zu setzen. Russland hat sich aber vertraglich verpflichtet, eine bestimmte Gasmenge zu liefern. Wenn sie auf die Ukraine Druck ausüben und das Gas abstellen, dann geht das nicht, wenn dadurch auch kein Gas nach Deutschland kommt. Dann können sie nicht einfach nach Lust und Laune die Preise erhöhen oder den Hahn abdrehen. Sie haben einen Vertrag unterschrieben und den haben sie einzuhalten. Sie haben Deutschland täglich so und soviel Gas zu liefern, unabhängig von ihrem Krimkrams mit der Ukraine. Tun sie das nicht, ist das Rechtsbruch und somit sind sie unzuverlässig.

Und du kannst das aus meiner Optik auch nicht mit der DDR vergleichen, weil dort (soweit ich weiss) wurde kein einziges Recht gebrochen. Denn die letzte DDR-Führung hat die Verträge mit der BRD unterzeichnet. Warum, wie und ob man das gut findet ist eine andere Sache, aber ein Rechtsbruch war es nicht.

Ich glaube, dass Russland nur dann eine Grossmacht wird, wenn sie eigenes KnowHow ausbilden, ausländischen Investoren Rechtssicherheit garantieren (also auch Visaerleichterungen), also auch unabhängige Gerichtshöfe anerkennen und Anreizprogramme für viele verschiedene Wirtschaftszweige starten. Die Basis der Wirtschaft sollten viele kleine KMU's sein, das ist ein festes Funament, das manchen Sturm übersteht. Aber in Russland gibt es ja nur den Energiesektor. Ich fürchte, dass Russland - leider - weiter zurückfallen wird. Bodenschätze allein reichen nicht.

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08 Sep 2008 10:38 #8599 von Franki
Franki antwortete auf Re: Was ist mit Russland los?
Es ist eine Farce, dass sich Europa wieder so abhängig von Russland macht!
Weshalb nur???
Wäre es nicht wichtig, dass Europa sich autark versorgt?
Hat man früher nicht von der Politik der Sowjetunion gelernt?
Russland steuert wieder in die gleiche Machtrichtung...
Die Ostseepipeline ist ein Fehler. Richtig, dass die Polen so eine dumme Politik kritisieren.
Deutsche Politiker ließen sich einlullen und deutsche Politiker verdienten gut mit...

Franki

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