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São Paulo - gefährlichste Stadt der Welt?

22 Nov 2006 13:47 - 05 Sep 2011 21:36 #5061 von Michael1978
São Paulo - gefährlichste Stadt der Welt? wurde erstellt von Michael1978
Schon immer war ich fasziniert von São Paulo, auch wenn ich die Stadt bis dato nur aus der Luft gesehen habe oder eben in schönen Brasilienbüchern. So viele Menschen, so viele Häuser, so viele Kulturen und so viele Möglichkeiten!

Allerdings habe ich mir mal auf ciao.com die Reiseberichte über São Paulo durchgelesen. Und um es auf einen Nenner zu bringen: Scheinbar wurde schon jeder, der mal dort war, überfallen. Auch berichtete jüngst RTL während des großen Preises von Brasilien (Formel 1) direkt aus São Paulo. Dort war die Rede davon, dass mittlerweile 60% der neu zugelassenen Autos gepanzert sind und dass die Reichen nur noch mit dem Hubschrauber von Haus zu Haus fliegen. Man könne garnicht mehr zwischen den Betonburgen umherlaufen, da es dort so gefährlich sei.

20 Mio. Einwohner. Reich trifft Arm. Ein Thema, das sicher alles andere als neu ist, aber scheinbar in São Paulo von noch extremerem Ausmaß als in allen anderen brasilianischen Großstädten, bzw. anderen Weltmetropolen.

Was meint Ihr dazu? Kann die Polizei überhaupt noch Herr über die verfahrene Situation werden? Speziell die Mafiagangs, die vom Knast aus regieren und von dort aus Aufträge deligieren, sind doch kaum unter Kontrolle zu bekommen.

Hat die Stadt einen Reiz oder ist es die lateinamerikanische Form einer "Sin City"?




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22 Nov 2006 15:37 #5063 von Simao
Buenos dias Michael,

meiner Meinung nach ist die Polizei im Großen und Ganzen machtlos! Es ist in meinen Augen auch keine strategische Frage, wie man der Kriminalität Herr wird, sondern eher eine gesellschaftlich-strukturelle Frage.

Weswegen entsteht denn diese hohe Kriminalität? Sie entsteht aufgrund der großen Armut und Ungleichheit, die der Kapitalismus unweigerlich nach sich zieht, und in Lateinamerika ja leider nicht zu übersehen ist.
Gerade in Lateinamerika leben die bettelarmen Menschen quasi Tür an Tür mit den Reichen. Solange es diese Ungerechtigkeiten gibt, solange wird es auch die Kriminalität geben. Denn bevor ich jeden Tag auf Müllplätzen das Essen für meine Kinder zusammensuchen muss, klau ich lieber einem Touristen die Digitalkamera und leb davon ne ganze Woche.
Man muss dieses Problem bei den Wurzeln bekämpfen und nicht die kleinen Äste absägen, die sowieso immer wieder nachwachsen.
Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Kuba als eines der sichersten Länder Lateinamerikas gilt.
Die wahren Kriminellen sitzen in den Vorständen der Weltkonzerne, der Weltbank oder der WTO. Erst wenn man deren Herrschaft in den Griff bekommt und für eine gerechtere Verteilung des Kapitals sorgt (52% des gesamten Weltvermögens liegen in den Händen von 500 Konzernen, die aber gerade mal 1,8% der weltweiten Arbeitsplätze ausmachen das sind Zahlen der UNO, nicht von mir ausgedacht!!), wird sich die Kriminalität grundlegend verändern.

Gute nationale Ansätze sieht man ja bereits in Bolivien und Venezuela... Ich hoffe nur das sich die Regierungen in die richtige Richtung weiter entwickeln können... Lula, in Brasilien, ist von seinem anfangs eingeschlagenen Weg ja leider abgekommen. Wahrscheinlich war der Druck von WTO und Weltbank aufgrund der hohen Staatsverschuldung zu groß...

Wie auch immer... Ich glaube aber das Caracas als die gefährlichste Stadt der Welt gilt...!? Auf jeden Fall hat Caracas die höchste Rate an Toten durch Schusswafengebrauch... Aber die Städte geben sich wohl alle nicht viel... Hier sind doch einige im Forum, die ja auch Vergleichsmöglichkeiten haben, da sie schon vor Ort waren...!?

Die besten Grüße aus Hamburgo de Janeiro 8)

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24 Nov 2006 19:57 #5076 von Thommy O.
Hi,

ich will Simao nicht grundsaetzlich wiedersprechen. Brasilien fuehrt bei der Einkommensschere, (3Afrikanische Kandidaten abgesehen)

Aber, kriminalitaet gibt es ueberall. Gut, Schusswaffengebrauch ist eine andere Art von Kriminalitaet, als ein Apfel zu klauen. Aber wenn der den Apfel hat ein Wumme hat, braucht der Dieb auch eine.

Nun, warum werden die Leute ueberfallen, ich meine, haben die Menschen hunger? In Rio oder Sao Paulo muss keiner Hungern. Zum Teil ist es "das will ich auch" aber primaer sind es drogen.

Die Polizei ist hier am korruptesten. Fuer ein paar R$ macht sie alles, bis hin zu morden.
Und hier liegt ein grosses Problem. Du kannst hier alles machen, die Konsequenzen sind gering. Bis Du wirklich verurteilt wirst... und dann kommst Du sofort wieder frei...

Die Reichen sind hier die Kriminellesten. Da hat Lula aber schon geschafft. Und aprospos Lula, er hat eine Art socialhilfe eingefuehrt, und das ist verdammt viel!

Gruss aus Rio no Novembro ;-) )

Thomas

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27 Nov 2006 15:06 #5093 von Michael1978
Das mit der korrupten Polizei scheint echt eines der größten Probleme zu sein.

Es ist traurig, daß eine so schöne Stadt wie Rio auch solch dunkle Schattenseiten hat. De facto kann man mit Polizeischutz nur als betuchter Mensch rechnen. Als schwacher Bürger ist man der Willkür oder der Kriminalität hilflos ausgeliefert.




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27 Nov 2006 17:15 #5096 von Thommy O.
Hi,

Zum einen... aber, wenn ein Minderjaehriger Strafffrei ausgeht, wenn er jemanden umbringt, das kann es auch nicht sein!!!! (Das passiert gerade in Rio, erschossene Frau in Leblon... - die hatte uebrigens bis vor einem Monat einen privatschutz...)

1. Richtige Strafen, egal wie reich, abgessen, ohne nach zwei Jahren entlassen zu werden!
2. Bessere Bezahlung der Polizei, mit Fristloser entlassung bei Bestechung
3. Ein bisschen Robin Hood, nehmt den reichen und steckt es in die Schulen.
4. Eine Generation durchhalten, und es wuerde es noch mehr lohnen hierher zu kommen!

Gruss
Thomas

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28 Nov 2006 12:54 #5113 von Michael1978
Hi Thommy!

Das hört sich ja wirklich übel an. Der Polizei in Rio wird nichts Gutes nachgesagt und das von Dir Geschriebene untermauert die im Raum stehenden Aussagen.

Ich schätze, daß die enormen Probleme speziell in Rio und Sao Paulo in erster Linie auf deren Bevölkerungsdichte und Größe zurückzuführen sind. Hier würde es in der Tat nur helfen, wenn eine unbestechliche, gut bezahlte Polizei mittels Kameras dauerhaft (rund um die Uhr) überwachen und mit Streifenwagen ständig Präsenz zeigen würde. Außerdem müßte im Fall eines Mordes -wie der von Dir geschilderte- seitens der Justiz hart durchgegriffen werden.




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28 Nov 2006 13:03 #5114 von Thommy O.
Die Frage ist, woher das Geld nehmen.

Und, es waere wie in New York, die Innenstadt ist nun sicher, aber der Rest?

Man muss die Leute richtig bilden und Chancen geben!

Gruss
Thomas

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