× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

18 Mär 2006 23:38 #3406 von flo
14. Maerz
Wir besuchen den markt in der Naehe des Busbahnhofs. Hunderte von Staenden liegen innerhalb der blachenueberdachten Blocks. Zwischen diesen geschlossenen Zonen reihen sich die kleineren, mit blauem Plastik vor Regen geschuetzten Strassenlaeden. Andere Leute verkaufen Essen und Fruechte direkt aus mobilen Schubkarren. Chaotischer verkehr qualt sich zwischendurch. Immerhin: das Gedraenge haelt sich in grenzen. Nach 2 Stunden tun mir die Fuesse weh. Ich hab genug vom Herumstreuen. Wuensche Ruhe. Die duenne Luft macht radikal muede.
Zum Rumtrinken begeben wir uns heute abend wieder in die Calle Espana. Erst bin ich ein bisschen enttauescht. Hatten wir gestern bereits alle nicht-leeren Bars ausprobiert? Huch. Doch nicht. Wir finden hin zu zur calle Ecuador 2 neue gemuetliche Kneipen und schluerfen Cuba-Libre bzw. Mojito. Besonders die letzere Bar ist voll aber sympathisch. Wir hocken an die Bar, die keine ist. Musik duerfen wir grad selbst auswaehlen. Zur Auswahl stehen Rock-Evergreens oder bolivianische Heuler. Wir verzichten auf die spanischen Schnulzen.
Zwei Maedchen wollen bezahlen und beginnen mit mir zu quatschen. Sie gehen und kommen wieder. Ob es wegen mir war oder ob die Juengere, Zierlichere tatsaechlich nur nochmals auf die Toilette musste? Sie findet Gefallen an meinen blauen Augen. Das uebliche Kompliment. Immer wieder schoen zu hoeren. Die aeltere, die heute Geburtstag hat, uebersetzt mir auf Portugisiesch. Das ist lieb, aber verwirrt mich eher. Ich hatte versucht, spanisch zu sprechen. Tatsaechlich rutscht mir in jedem Satz ein portugisiesches Wort mit rein. Die Juengere findet Brasilien doof. Nicht grad sehr taktvoll. Normalerweise rutschen mir solche ungeschickten Meinungsauesserungen ueber die Lippen.
Sie geben mir ihre Telefonnummer und E-Mailadresse. Doch was ist mit mir los? Weshalb hab ich nicht einfach fuer morgen ein Treffen abgemacht? Meinem Spanisch haette es gut getan.

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19 Mär 2006 00:44 #3407 von flo
15. Maerz
Heute ist Manu Chao Konzert in Cochabamba. Wir hatten es zufaellig erfahren und Montag in der "Alliance francaise" flugs die Tickets fuer Bs 60 gekauft. In der Schweiz wuerd wohl auch 60 Kosten, Schweizer Franken.
Am Vormittag suchen wir den Ort des Konzerts, um dann am Abend in der Dunkelheit mit Gewissheit hinzukommen. Die Ortsangabe der Receptionista erweist sich leider genau so ungenuegend wie die Hilfe von Geschaeftsbetriebern. Im Norden stehen reichere Villen. Teilweise sind sie abgewrackt und zu verkaufen. Der in der Touristenkarte riesengross eingezeichnete Fluss erweist sich enttaeuschendes Baechlein in halbsauberem Kiesbeet. Wie dieses Rinnsaal wohl in der Trockenzeit ausschauen wird? Die Gruenflache der Karte ist ein hoch eingezaeunter, menschenleerer Kinderpark. Gut eingekreist, finden wir unsere gesuchte Konzerthalle doch noch. Eine bessere Turnhalle. Trotzdem schauts ok aus. Beim Zuruecklaufen passieren wir einige Stadtalleen. Ab und zu ist statt Verkehrslaerm Vogelgezwitscher zu hoeren. Es riecht nach Fruehling. Tatsaechlich ist es Spaetsommer. Aber die Stadt heisst inoffiziell ja auch "City of Eternal Spring".
Wir sind ueberpuenktlich am Konzert. Schnell sind wir drin. Doch vor der Bierausgabe ist nicht klar, wo man kaufen soll. Von der anderen Seite herkommen und dort eine Quittung kaufen, erfahren wir schliesslich. In der Dunkelheit ist die Riesenschlange dort fast nicht zu erkennen. Am Stand schreibt einer die Quittungen. Drei Leute schuetten das Bier aus den glaesernen Literflaschen in Plastikbecher um. Zum Oeffnen der Bierflaschen besitzen sie ein einziges Feuerzeug, mit dem sie nicht wirklich umgehen koennen. Natuerlich schauemts beim Umschuetten wie wild. Bis ein Halbliter-Becher komplett aufgefuellt werden kann, dauerts ewig. Personelle Verstaerkung scheints keine zu geben. Die Warteschlange wird sich folglich im Verlaufe des Abends ins Unendliche verlaengern. Gerald und ich verzichten drum nach den vier aufs Mal gekauften lauwarmen Bier auf weiteres trinken (schweren Herzens). Auf der anderen Seite des Zeltstandes gibts T-Shirts zu kaufen. Mehr hats nicht. Keine Sandwiches gegen meinen Hunger, keine Cds (il)legal, keine weiteren Fanartikel. Wird an europaischen Konzerten nicht ein grosser Teil des Geldes ueber Getraenkeverkauf und Merchandising-Produkte eingespielt? Dieses logische Vorgehen scheint hier unbekannt. Ich bin mir sicher, es ist eine beachtliche Stange Geld, die den Organisatoren durch die Fehlorganisation entgeht. Auch vor der Eingangssschleuse vergroessert sich die Warteschlange auf 200m Meter und mehr. Ein Eingang und zwei Leute, die fuers Abtasten zustaendig sind... bei rund 1500-2000 Besuchern bestimmt optimal kalkuliert. Naja. Dafuer stehen in der Halle an jeder Ecke bewaffnete Polizisten. Diese haben heute Abend definitv nichts zu tun.
Manu Chao laesst auf sich warten. Eine drittklassige Trommelgruppe und eine zweitklassige Hip-Hop Combo soll vorgaengig einheizen. Mir zerstoeren sie die gute Laune. Es ist zu laut. Endlich erscheint der Star des Abends. Der Franzose gibt von der ersten Minute Vollgas. Die Menge tobt. Auch Freiraum gibts genug, die Halle ist nicht zu 3/4 voll. Das Konzert haette eines der liebsten meines Lebens werden koennen. Doch die rund 10 Dezibel zu viel schlagen mir gehoerig aufs Gehoer (Ohrschutz gibts hier nirgends). Ich bin zu muede. Mir gefallen somit die spaerlich gesaeten sanften langsamen Lieder besser als die gehoerstrapazierenden schnellen Songs. Nach einer Stunde ist Pause. Ist das Konzert schon zu Ende? Mitnichten. Es geht erst richtig los. Manu Chao singt und tanzt weiter. Seine zwei halbnackten blasshauetigen Affen an der Seite reissen die Gitarre. Dahinter hauts Drum und Bass um die Ohren. Der Keyboard-Typ drueckt effektiv die immergleichenm Tasten. Als wir nach ueber einer weiteren Stunde die Halle verlassen, ist noch keine Ruhe eingekehrt. Ich mag nicht mehr. Wir gehen in die Avenida Ballivan ein Bier trinken. Zu dieser Uhrzeit scheints nur noch saufende Maenner zu geben. Ein besonders betrunkenes Exemplar wirft lautlallend englische vulgaere Kraftausdruecke in meine Richtung. Er mag wohl keine geldbringenden Touristen.

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19 Mär 2006 01:33 #3408 von flo
16. Maerz
Gerald und ich fahren gemeinsam zum Busbahnhof. Bei der erstbesten Busfirma kaufe ich mir mein Ticket nach La Paz um 9:30 Uhr. Geralds Bus geht zur gleichen Zeit nach Oruro. Wir trinken einen letzten Kaffee. Unsere gemeinsame Zeit ist zu Ende. Unsere Beziehung war praktisch begruendet, ohne jede emotionale Bindung. Einfach ein Reisekumpel. Aber ein sehr guter. Anders als Bernhard hat er mir so viel organisatorische Arbeit abgenommen.
Mein Bus faehrt puenktlich und erweist sich als gut. Fuer bolivianische Verhaeltnisse, versteht sich. Ein labernder Verkaufsvertreter und die "Pollo"-quaekenden Frauen kenn ich ja schon. Der Bus erklimmt 1500 Hoehenmeter und saust ueber den Altiplano. Die Landschaft ist karg, aber nicht vegetationslos. Viele Flaechen werden in Handarbeit landwirtschaftlich genutzt. Unterhaltung sorgen zwei durschnittlich bloede Ami-Filme. Nach 7 ruhigen aber dennoch ermuedenden Stunden erreichen wir El Alto, wo die meisten Passagiere den Bus verlassen. Miunten spaeter erscheint auf der linken Seite der atemberaubende Ausblick auf La Paz. Ein ueberbevoelkertes 500m-Loch im Altiplano! Zuunterst stehen die Hochhaueser. An den steilen Haengen draengen sich schlichte Backsteinhaeuser. Ohne Isolation, ohne Verputz, ohne abschliessendes Dach. Die Luft ist smogfrei und klar. Am Nachmittag muss es geregnet haben, was mir der Taxifahrer bestaetigen wird.
Der Busbahnhof von La Paz ist ein Ueberraschung. Die Verkaufshalle ist modern und organisiert. An einer metallenen Tafel steht genau, wann welche Busfirma an welches Ziel abfahert. Hammer. Ich merk mir gleich: Nach Potosi gibts fast nur Nachtbusse, die La Paz zwischen 19h und 20:30h verlassen. Nach Copacabana, Titicacasee fahren die Busse morgens um 8:30. Zurueck nach Cochabamba hats fast jede Stunde einen Anbieter.
Meine gestrige telefonische Reservation im Hostal "Kaktus del Milenio" ist irgendwo "untergegangen". Ein Einzelzimmer gibts keins. Gerald hatte mich gewarnt, in la Paz eine gute Unterkunft zu finden, sei schwierig. Ich entscheide mich deshalb fuer die Variante Luxus und einquartiere mich fuer den doppelten Preis (Bs 54) in ein riesengrosses Doppelzimmer zuhinterst in der oberen Etage. Anders als die weiteren Zimmer hats sogar ein Fenster mit Blick nach draussen bzw. die bewachsenen Telefondraehte und die nackte Backsteinfassade auf der anderen Seite der Gasse.
Irgendwo betrete ich ein vertrauenswuerdig ausschauendes, jedoch im 1. Stockwerk verstecktes Restaurant. Als einziger Gast ausser mir ein biertrinkender staemmiger Irlaender. Er bietet mir gleich einen Stuhl an seinem Tisch an und erweist sich als ueberaus sympathisch. Kein Vergleich zu den rappenspaltenden "wir-gehen-in-irgendeine-NGO-arbeiten" Schweden und Franzoesin, mit denen ich zusammen vom Busbahnhof zum Hostel fuhr und denen die Bs 25 fuer das 4-bett Dormitorio zu teuer waren. Der Irlaender wohnt im gleichen Hostel, doch schon in zwei Stunden wird er in einem edlen Touristenbus La Paz in Richtung Uyuni verlassen. Ich esse herrliches Lama-Pfeffersteak. Wir trinken ein weiteres Bier zusammen. Zu guter letzt besteht er darauf, die gesamte Rechnung zu uebernehmen. Ich sag danke. Unsere Wege trennen sich bereits wieder. Backpackeralltag.

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19 Mär 2006 02:33 #3409 von flo
17. Maerz
Obwohl ich La Paz noch kaum kenne: Diese Stadt gehoert zweifellos zu den krassesten, die ich je gesehen habe. Nur von Hongkong hatte ich aehnlich harte Eindruecke.
La Paz besitzt ein paar Eigenheiten, die ich zusammengenommen erst noch verdauen muss:
Die Temperatur: Brennt am Nachmittag die Sonne auf die Strassen ist es schwitzwarm. Kaum steht man im Schatten, oder es beginnt zu winden oder regnen, wirds kuehl. Nachts wirds bitterkalt, mit Temperaturen knapp ueber dem Gefrierpunkt (jetzt im Spaetsommer). Kaum ein Haus ist mit Isolation oder gar Zentralheizung ausgestattet. Mit Glueck gibts eine heisse Dusche. Tja, die Erkaeltung hab ich mir schon geschnappt.
Die Luft: 3600m ueber Meer und die Strassen steil wie Sau. Wer da nicht irgendwann ins Keuchen kommt, besitzt eine gute Lunge und ein starkes Herz. Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit sind die ueblichen Beschwerden der Akklimatisierung. Beides krieg ich auch. Gegen die droehnenden Kopfschmerzen schmeisse ich Aspirin, trinke Koka-Tee und kaue Koka-Blaetter. Irgendwas oder die Zeit hilft.
Das Chaos: Was ist Markt, was ist Strasse, was ist Fussgangerzone? Die kommerziellen Zonen von St Cruz und Cochabamba waren ein suesser Traum verglichen mit dem Gedraenge und Gewusel hier. Ueber die sechsspurige Hauptstrasse rennt man, wenn grad kein Fahrzeug kommt. Die Ampeln helfen wenig. Ueberall ist Laerm. Am interessantesten sind die Stadtbus-Fahrbegleiter, die ihre Fahrziele in die Menge schreien.
Die Armut: Abends wenn die Strassenhaendler ihre Barracken schliessen und die Strassen durch Laternen nur noch schlechtbeleuchtet sind, wird der Strassenabfall von Hungrigen durchkaemmt. Kein Kehrichtsack bleibt geschlossen. Am Schluss liegt der gesamte Muell offen verteilt in den Ecken. Waehrend des Tages hocken zumeist aeltere Frauen in den Strassen und strecken fordernd die hohle Hand hin.
Zweiffellos werden ueber das schlechte Gewissen auch Geschaefte gemacht. Im Lonely Planet steht, dass die aelteren Frauen oft vom Land in die Stadt gekarrt und zum Betteln mit ebenso bemitleidenswert ausschauenden Babys versorgt wuerden. Immer wieder kommt mir die Geschichte der Oesterreicher in den Sinn, die ich in Olinda getroffen hatte: In Indien, wo sie waren, wuerden sich Leute freiwillig die Beine abhacken lassen. Nur um erfolgreich betteln zu koennen. Man darf diesen Menschen nichts geben, sonst folgen nur weitere, die sich zwecks zukuenftigen Almosen verstuemmeln lassen.
Welcher bettelnden Person darf man Geld geben, welcher nicht? Als Reisender eine draengende, eine wohl unbeantwortbare Frage.
Am Morgen gehts mir dank der noch nicht geschehenen Hoehenanpassung gut miserabel. Am Nachmittag kann ich mich im Hostel einer suedamerikanisch-gemixten Gruppe anschliessen und wir erkunden die Altstadt in der Gegend des Plaza Murillo. Sie schiessen Dutzende von Fotos der antiken Haueser und fuettern auf dem Platz die scheissenden Tauben mit gekauften Maiskoernern. Wir kommen kaum voran. Trotzdem bin ich froh ueber ihre Begleitung. Alleine haett ich die geschichtstraechtigen Gassen nicht gefunden.
Leider verpasse ich die Chile-Jungs am Abend um fuenf Minuten fuer den Ausgang. Das weniger sympathische Urugauy-Paerchen bleibt heute zuhause. Ich geh alleine auf ein Bier raus. Gerate in die "Sol y Luna" Bar. Es hat nur Gringos. Da kann ich gleich zuhause bleiben. Ausserdem empfindet der Magen das Bier als unpassend. Als ich auf dem Nachhauseweg uebers Ziel hinausschiesse, treffe ich in der Calle Murillo ploetzlich aneinandergereite Eingaenge zu Discobunker. Hier haette es wohl weniger Touristen. Doch Muedigkeit obsiegt der Neugier. Alleine waere ein solcher Schuppen ja doch oede gewesen. Hat ja doch nur langweilige, saufende Maenner drin, mit denen man sich nicht wirklich ueber ernsthafte Themen unterhalten kann. So wie die ueblen Typen an der edleren Avenida Ballivan in Cochabamba , denk ich mir.

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19 Mär 2006 02:54 #3410 von flo
18. Maerz
Da ich gestern bei der "Extreme Downhill" am Abend vor geschlossenen Tueren stand, verschiebt sich die Velo-Tour nach Coroico auf morgen Sonntag. Dem Tagebuch und meiner Gesundheit zuliebe, verzichte ich heute auf grosse Spruenge. Das Chaos in den Strassen ist heute deutlicher geringer, worueber ich sehr froh bin. Ich moechte Souvenirs/Geschenke kaufen. Doch wo? Die Auswahl ist erdrueckend. Souvenirverkaufer gibts nicht einen. Tausend ist wohl eher zutreffend. In der Calle Sagarnaga, dem touristischen Zentrum von La Paz, reihen sich aneinander. Ich entdecke ein huebsches handtaeschen. Der Verkaufer will fuer das angeblich handgestickte Stueck 100 und irgendwas Bolivianos. Die Brieftaschen des gleichen Material kosten 30. Mein Interesse laesst nach. Er geht runter auf 15. Damit ist mein Vertrauen zur Sau. Wenn er gleich auf die Haelfte runtergeht, ist auch dieser Preis zu hoch und er hat nur eines versucht: mich uebers Ohr zu hauen. Der Einkauf wird auf Potosi verschoben. Ich hoffe, dort es ist weniger touristisch und folglich der Reiz zur Abzocke geringer.
In der Auswahl genauso verloren fuehlt man sich bei der Wahl eines Tour-Bueros. Nur deshalb bin ich bei "Extreme Downhill" geblieben, mit denen Gerald hochzufrieden war und die auch bei mir einen serioesen, sympathischen, ehrlichen Eindruck hinterlassen.
Den Grossteil des Tages verbringe ich im gemuetlichen Banais-Cafe. Oben Kaffee unten Internet. Nicht ganz billig und deshalb hocken auch nur Touristen drin. Aber hier kann ich mich konzentrieren. Musikalisch erhoere ich sanft so viele, so oft gehoerte, und wieder vergessene Pop-Lieder der 80 und 90 Jahre. "Walking in Memphis" laueft gerade im Hintergrund...

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20 Mär 2006 11:22 #3414 von travelnator
Oi Flo,

geht da noch ein Sprung zum Berg Cerro Rico von Potosi und der höchstgelegenen Stadt der Welt? 8)

www.mapquest.com/maps/map.adp?fo ... ity=Potosi

Abraço,
TM

Liberdade, essa palavra que o sonho humano alimenta que não há ninguém que explique e ninguém que não entenda.

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22 Mär 2006 14:42 #3434 von flo
19. Maerz
Ich hab scheisse geschlafen, den nebenan war irgendwo ein Fest. Doch am Morgen bin ich erstaunlich fit. Die erste Akklimatisierung ist wohl abgeschlossen.
Die Velotour auf der "Todesstrasse" nach Coroico: Ein Riesenspass. Die USD 38 hatten sich eindeutig gelohnt. Zuerst koennen wir die Aussicht auf das morgendliche, obendrueber vernebelte La paz geniessen, dann den lamatier- und seengeschmueckten 4800m Pass "La Cumbre". Einen letzten Polizeiposten passiert, Morgenkaffee und -broetchen geschluckt, dann gehts los mit dem Downhill. Oben ists asphaltiert und arschkalt. Nach der Spazierfahrt ueber leicht abfallendes Gelaende, gehts 8km flach oder aufwaerts. Moerderisch zu bewaeltigen, Lunge und Herz machen bei der sportlichen Betaetigung auf ueber 4000m Meter nicht mit. Wir radeln im Schneckentempo. Sieht das scheisse aus. Danach wirds neblig, die Strasse kiesig, einspurig und steiler. Rechts gegen oben 300 Meter steil abfallende Vegetation und zur linken gehts ebenso senkrecht ein paar hundert Meter hinunter. Trotzdem haelt sich der Adrenalinschub in Grenzen: Oft verdeckt Wasserdampf den toedlichen Abgrund und man muss ja auf die Strasse gucken. Vom linken Fahrweg ist nur selten ein Stueck abgerissen. Kommt ein fahrzeug entgegen haelt ueberdies die ganze Gruppe und wartet auf den alle paar hundert Meter engerichteten schmalen Ausweichplaetzen.
Durch die Steilheit des Gelaendes ist die Vegetation unberuehrt geblieben: Farne, Flechten und Moose ueberwuchern jeden Fels und jeden Baum. Ab und zu unterqueren wir einen Wasserfall. Die Huegel rundherum sind ebensosteil wie bewachsen. Eine einmalig schoene Natur, die uns umgibt. Da einfach durchrasen? Weiter unten wirds trocken und heiss. Man atmet Staub. Mir schmerzt der Po. Mein Sattel hat das Holpern nicht ueberlebt. Aber das Runterrasen macht eben auch Spass.
Bei Coroico auf 1200m ist die Tour zu Ende. In einem Restaurant oben im Dorf koennen wir Duschen und es gibt eher schmales Buffet-Abendessen. Wir sind eh zu muede zum Essen.
3 Stunden dauert die Fahrt zurueck nach la Paz. Erst unterwegs wird mir die Gefaehrlichkeit der Strasse bewusst (obwohl ich glaube, sie wurde in den letzten Jahren enorm verbessert): Der dicke Nebel macht entgegenkommende Fahrzeuge unsichtbar. Starke Regenfaelle loesen von oben Drecklawinen. Von unten fressen sich Rutsche in die Strasse.
Um acht Uhr abends erreichen wir La Paz. Es ist laengst Nacht.

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