Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

Wow, so lange Urlaub in Brasilien?! :o
Darf man das? :wink:
Na dann, viel Glück auf deinen weiteren Etappen!!
Sei froh, dass Du dort bist, hier in Old Germany ist es nicht gerade erquickend - vom Wetter her...

16. Dezember Tag
Heute besuche ich die Sprachschulen in Salvador. Sie liegen alle im Quartier Barra, etwa 20 Minuten vom Pelourinho. Also brauche ich zuerst eine Karte, wo ich die im netz gefundenen Schulen eintrage. Dann gehts mit dem Bus los und zu Fuss auf Adressensuche.
Die erste Schule heisst "Casa do Brasil". Ein schoenes Hauschen, luxurioes ausgestattet, mit Internet, DVD-Raumchen, Terasse usw. Doch naechste Woche werden sie nur ca 6 Anfaenger an der Schule haben. So waer Einzelunterricht das Beste fuer mich. 2 Wochen a 20 Lektion gibts fuer R$ 800.
Die zweite heisst Idioma. Erstmal muss ich warten, weil nur eine Lehrerin da ist, die grad Einzelunterricht gibt. Die Schule liegt im 2. Stock eines Hauses, ist klein, putzig, freundlich, ohne Extras. Es habe zur Zeit ca. 12 Schueler, Gruppenunterricht zu dritt wuerde mich R$ 780 kosten, abhaengig vom Dollarkurs.
Durch die Sprachschule "Dialogo" fuehrt mich ein Herr auf Portugisiesisch. Es schuettelt mich bei seinem unuebrhoerbaren Deutsch-Akzent. Hier hats ca. 15 Schueler, die Schule scheint mir modern und durchorganisiert. Doch ich find sie irgendwie unsymathisch, auch wegen der Werbung, dies ueberall fuer die Schule gibt (und die Werbung muss ja irgendwer bezahlen). Aussrdem ist sie geschlossen zwischen Weihnachten und Neujahr. Der Preis ist hoeher als bei den ersteren.
Die letzte heisst "Terra Brasilis". Es gibt zwei Klassenzimmer und nicht viel mehr. Zurzeit haben sie 3 Schueler. Die Lehrerin ist unglaublich nett und sympathisch, spricht schoenes Portugisiesch und laesst mich gratis einen kleinen Test ausfuellen. Leider ist hier der Preis am hoechsten. R$ 1000 kosten die 40 Lektionen. Fuer Leute mit Geld und reinem Sprachinteresse scheint es mir aber die beste Adresse.
Am Strand sprech ich schon wieder mit Brasilianer. KOntakt herzustellen ist hier schon viel einfacher.
Im Wasser, verliere ich meine beiden Kontaktlinsen, so dass ich den fruehen Abend mal wieder halbblind durch die Gassen laufe.

Oi Flo,

bin neu im Forum und wollte mich mal als Dein Tagebuchleser
outen. :-) Ich finds echt klasse, dass Du hier berichtest und
ganz nach dem Motto "as it is" hier schreibst. Nur weiter so! :-)

Übrigens, die Sache mit der Mikaely, ruf sie doch einfach mal
an. Kannst ja mal fragen, ob sie nachkommen möchte. Ihre
Reaktion auf Deinen Vorschlag wird sicherlich interessant für den
weiteren Verlauf Deiner Reise werden.

Abraco,
TM

16./17. Dezember Nacht
Zurueck in der Pousada hoeren wir einen unglaublichen Laerm. Eine Trommelgarnitur zieht durch die Strassen. Ohrenbetaeubend. Wie Schweizer Fasnacht. Sie bleiben nahe der Pousada stehen und haemmern die Leute in trance. Auch das ist der Pelourinho.
In der Pousada sind nur Maenner. Alle bereiten sich auf den Ausgang vor. Wir haben es lustig und schiessen schlimme Oben-Ohne Fotos. Doch fuer den Ausgang verliert man sich. Ich geh mit dem Franzosen, wir treffen den Ami und ich lande bei zwei Braslianerinnen. Die eine meint, ich sei huebsch und sie haette mich gestern schon hier rumstehen sehen. Ich kann mich nicht erinnern, doch sie scheinen mir ok und wir trinken zusammen Bier. Die Aeltere (Angela, ca 30) wohnt in Salvador, die Juengere (Suzanna, ca 23) kommt aus Ilheus. Sie erzaehlt, sie wurde schon 3x im Perlourinho ausgeraubt. Einmal wurde sie gefragt, ob sie von hier sei und sie bejahte. Die Diebe meinten, nein, sie sei nicht von hier. Sie hatte keine Chance. Auch haben die beiden mehr Muehe, die nervtoetetenden verkaufer loszuwerden, Denn nach einem bestimmten, halbfreundlichen "Nao quiero, obrigado" hab ich sie ueblicherweise vom hals.
Zu fuenft, mit ihrem schweigsamen Begleiter, und einem anderen Schweizer, der dazustoesst, und Suzanna besser gefaellt, fahren wir mit dem Auto ins Quartier barra. Die Maedchen trinken viel. Klar, dass wir zwei Schweizer das Bier bezahlen. Aber dafuer haette Angely nicht die Stromrechnung erwaehnen muessen. Der andere Schweizer (Chris, es ist sein zweiter Abend in Brasilien) und Suzanna verstehen sich gut. Die Aeltere beginnt mich zu fragen, ob ich einen grossen Schwanz haette, ob ich gut lecke, ob ich gut im Bett sei. Ich bin verunsichert, kann sie nicht einordnen und froh, dass auch die andere Brasilianerin findet, sie sei zu offensiv und vulgaer. Eigentlich bin ich der gefaerhliche teil heute Abend. Ich versteh ihr schnelles, aber sauber ausgesprochenes Portugisiesch perfekt. Und ich kenn die Strassen hier in Barra (wegen der Sprachschul-Suche), und zwar fast besser als sie.
Es geht zu viert in ihr Appartment und Angely und ich groehlen zusammen darueber, wie man in verschiedenen Sprachen den Orgasmus ankuendet (sie kann Deutsch und Italienisch, ich kanns ausserdem Franzoesisch und Spaniusch).. Im Appartment gibts Suppe zum essen und keine Kondome. Es ist das beste Appartment, dass ich bis jetzt gesehen habe. Ob ihr Deutscher Ex-mann finanziell nachgeholfen hat ? (ich sollte mit dieser Vermutung recht behalten). Ich glaub, dass sie uns naechstens rauswerfen. Doch wir "schlafen" zu viert in einem Zimmer. Angely laesst mich machen. Schlafen kann ich ueberhaupt nicht. Irgendwann mach ich mich auf in Richtung Pousada. Es ist neun als ich ankomme. Ideal. Ich genisse das wunderbare Morgenessen und bin, im Vergleich zu den anderen, topfit.
Zu gerne wuerde ich wissen, wie die Story zwischen Chris und den beiden Maedchen weitergeht.

Oi Flo,

ah, da bist Du ja. :-) Schön, dass Du Dich wieder meldest.

Übrigens: Wenn Du auf die Schnelle Fotos hochladen willst,
surf einfach zur

www.imageshack.us

hin. Jetzt lass mal lesen, was Du so schreibst.

Abraco,
TM

17. Dezember
Die Portugiesen, die nach Morro do Sao Paulo wollten, sind noch da und fahren heute. Super. Ich will mit. Leider komm ich nicht ganz schlau aus ihnen, weiss nicht, wann wir gehen. Erst brauchen wir ein Bus zur Faehre, dann die Fahre in Richtung nahe Itaparica, dann 2 Stunden Ueberlandbus, ein Zwischenstop im Supermarkt in Valenca (fuer die zwei anderen), ein Bus zum Meer und dann das Boot auf die Insel. Das ganze kostet insgesamnt keine R$25, doch dauert 5 Stunden. Die direkte Schiffverbindung haette R$50 gekostet und waere rund doppelt so schnell gewesen.
Staendig muss ich auf die Portugiesen warten, ich weiss nicht, was sie vorhaben, ihr Portugisiesisch ist zu schwierig fuer mich. Trotzdem ists ok, ich latsch ihnen einfach hinterher.
Auf der Insel angekommen, will ich mir von niemanden meinen Koffer tragen lassen. Was fuer ein Fehler. Hier gibts keine Pflastersteine. Keine Autos. Nur Wege aus Sand. Das Transportmittel heisst Schubkarren. Die Straende heissen: Erster Strand, zweiter Strand etc. Und der Weg dorthin ist gesaeumt von Dutzenden von Pousadas. Ein Scout zeigt uns die Unterkuenfte. Die Portugiesisen entscheiden sich fuer ein kleines Zimmer zu dritt. Doch in dieser Pousada haette es mehr Touristen. na gut. ich geb dem Scout R$2 fuers Tragen und Helfen. Die Portugiesen wollen den Preis druecken und es kommt raus, dass der Scout auch noch vom Hostel , und hier sei das obligatorisch, Geld bekommt. Damit kassiert er doppelt und ich aergere mich ueber den lieben Helfer.
Am Abend soll eine grosse Party mit Dj und freiem Eintritt stattfinden. Die Rezceptionista und zwei weitere Typen begleiten uns. Mit einem offenen tuckernden Boot voller Touristen gehts bei sternenklarer Nacht an der Kueste entlang an einen anderen Strand. Mehr als ein T-Shirt brauchts nicht. Wir saufen schon davor. Es ist schoen am Strand. Der Eintritt ist nur quasi frei, 2 Drinks sind Pflicht. So wird der Spreu (Einheimische) und Weizen (Touris) getrennt. Drinnen (als Abgrenzung dient huefthohes weisses Plastik, in den Sand gesteckt) gefaellts mir gar nicht. Die Musik ist scheisse. Zusammengescherbelter monotoner Dancesound, wie in einem schlechten europaischen Club. Die Touris saufen, sind gelangweilt und die Brasilianer wissen ja doch nicht, wie man zu solcher Musik tanzt. Ich zeigs ein paar Einheimischen draussen. Sie sind amusiert ueber meinen Auftritt, wollen dann aber ein Bier von mir, was mich enttauscht. Meine Portugiesen haben schon gut gearbeitet und mit ihnen ernsthaft zu reden ist zu vergessen. Ich hab niemanden und will schlafen. Die eine Frau, die mir auf dem Boot auf die Insel die Zunge rausgestreckt hat, taucht auf. Ich haeng mich an sie. Ich werde deshalb, gewollt wie ungewollt, erst am Morgen schlafengehen.