Ostdeutschland

Früher wars besser… Manche Sachen schon, um ehrlich zu sein. Ich meine nicht das System an sich, sondern einzelne Aspekte. Beispiel Gesundheitswesen. Die Kinder wurden durchgeimpft, das ganze Programm. Keine Ahnung, was passiert wär, wenn sich die Eltern geweigert hätten. Aber dieses ewige Diskutieren heute ob man sowas darf oder nicht, ob sinnvoll oder nicht – geht einem echt auf den Senkel. Und wer bezahlts, wenn das Kind nach den Masern, mit denen es auf ner tollen Masernparty noch fleissig andere angesteckt hat, reif für die Klappse ist? Die Allgemeinheit. :evil: Krankenkassen – gabs auch im Prinzip keine Wahl. Aber was solls. Es war jeder versichert, es gab keinen verwaltungstechnischen Wasserkopf wie heute. Und wenn jeder gleich versichert ist, entfällt auch der ganze Rattenschwanz mit Ausgleichszahlungen, Streit ums Solidaritätsprinzip usw.

Über Polikliniken in der DDR und den erneuten Aufgriff der Idee vor wenigen Jahren (nachdem alle Polikliniken erstmal dichtgemacht haben), die Neuerfindung der DDR-Gemeindeschwester in struktur- und bevölkerungsarmen Gegenden usw. will ich nicht erst reden, das werden Romane.

Nervt Euch Männer vielleicht, aber das Thema Gleichberechtigung. :roll: War ganz simpel. Zum „Aufbau des Sozialismus“ wurden alle Hände gebraucht. Dass Frauen arbeiten, war selbstverständlich, ja gewissermaßen Pflicht. Nach der Geburt von Kindern blieben die Frauen nur kurz daheim, danach kam das Kind in die Kinderkrippe oder zu den Großeltern, später in den Kindergarten. Es gab sogar christliche Kindergärten, ich war selber in einem. Jeden Tag nach der Schule bin ich in den Kinderhort gegangen, da wurde man dann bis zum späten Nachmittag „verwahrt“ (und „erzogen“). Meine Mutter meinte letztens, dass sie ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, weil sie mich früh morgens, zwei Stunden vor Schulbeginn, auch im Hort hätte abgeben müssen. Sie musste ihren Bus zur Arbeit noch erwischen. Daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. So weit ich weiß, bekamen die Frauen auch den gleichen Lohn für gleiche Arbeit...

Was ist heute? Die Diskussionen im TV sind endlos. Statt dass mehr Kindergärten, Kinderkrippen auch als Chance für neue Arbeitsplätze gesehen werden, gibt es endlose Vorschriften (z.B. wie hoch ein Fenster maximal angebracht sein darf, sonst fühlen sich die Kids noch eingesperrt), die kein Mensch erfüllen kann...So kann das ja nichts werden. Und diese rot-grünen Emanzen und deren Geschwafel :evil: ... da ist es einem ja langsam peinlich, weiblich zu sein!

Ok. Das Ganze war auch ne Chance zur Erziehung williger Volksgenossen. Aber da hat es eben den Einfluss der Eltern gebraucht, damit man halbwegs immunisiert wurde. Man wusste halt irgendwann, was man außerhalb des Elternhauses sagen darf, und ab wann es haarig werden könnte. Ganz zu schweigen, dass die ganze Kindserziehung daheim eben doch wieder an den Müttern hängenblieb. Ich möchte damals nicht meine Mutter gewesen sein!

Naja. Und was das Thema Gleichberechtigung im Weiteren Sinne angeht. Irgendwie werd ich den Eindruck nicht los, dass da bei den meisten Wessis nochwas im vorletzten Jahrhundert stehengeblieben ist. Ich meine den ganzen Komplex um den Umgang mit dem eigenen Körper. FKK war doch was ganz normales. Da hat man höchstens als Kind mal neugierig geguckt. Von den Eltern hat man dann erklärt bekommen, dass man später genauso aussieht (oder eben auch nicht). Damit war das Thema erstmal erledigt. Nach der Wende dachten dann die Wessis, wir wären irgendwie nicht ganz richtig im Kopf. Für uns war es ein natürlicher Umgang mit dem eigenen Körper. Sexualaufklärung in der Schule – in der 7. Klasse mit allen Schikanen. Es gab da richtige Fernsehsendungen, wobei die Themen sehr wissenschaftlich-sachlich behandelt wurden. An sowas wie getrennte Saunen kann ich mich z.B. auch nicht erinnern, zumindest waren gemischte üblich. Und mit Badeanzug hat sich da auch keiner reingesetzt (da kam eher irgendein Angestellter und meinte, das wäre nun aber wirklich total unhygienisch). Da kommen einem die heute leider wieder üblich werdenden Sitten echt altbacken-katholisch vor! Oder uneheliche Kinder: Vielleicht gab es im Dorf etwas Gerede, aber das war dann fast schon das Gleiche wie Systemkritik. Für die Mütter wars kein Problem, weil Kindergrippe, gesicherter Arbeitsplatz usw, die Existenz war gesichert, man brauchte nicht unbedingt nen Mann dazu. Als Beispiel mal der Tip, Kalleman, versuch doch mal irgendwo den Film „Die Legende von Paul und Paula“ zu bekommen, DEFA, 60, 70er Jahre glaub ich. Kommt dem Gesagten recht nahe.

Wie gesagt, es soll nichts schöngeredet werden. Aber ich muss Buhli dahingehend recht geben, dass seit der Wende so manches Rad neu erfunden werden musste, teilweise noch darauf wartet, erfunden zu werden.

Bis später!

Marco, wo in Berlin? 81-83 hab ich im Rahmen der FDJ-Initive oder so da verbracht. FDJ und CO hat mich eh nicht interessiert. Ich wollt einfach mal nicht nur über den Tellerand schauen, sondern auch klettern. Charite mit gebaut. War ne schöne Zeit.
Auch damls schon, wenn ich das noch mal ausgrabe, waren die Eingeborenen etwas eigenwillig. Die Möchtegernberliner waren da jedoch noch einen Zahn schärfer. Hab damals in Friedrichsfelde-Ost im Merler Weg gewohnt. Ist das ein Begriff? Gleich an der Allee der Kosmonauten. Um 4.45 Uhr waren die Straßen schön leer. Ich hab manchmal für die 20 km durch die Stadt bis zum Grenzübergang Invalidanstraße gigantische 20 min gebraucht.... Es war nur ne 250er ETS. Der Blick von der 21.Etage des Bettenhauses war schon toll. Nicht nur der in den Osten... Mit nem alten Stadtplan von W-Berlin in der Hand konnte man von da oben so richtig schön Geographieunterricht spielen. :) D

kalleman schrieb: Echt spannend. Superbeiträge. Danke Buhli, Anka; deine Schilderung über die den 'Ostblick' auf die BRD ist hammerhart interessant. Mehr davon bitte! :idea:

Wie ist das gemeint?

Nur weil Westmedien angeblich verboten waren, hat sich doch niemand daran gehalten. Auch im Tal der ahnungslosen, Dresdens gab es die Widerspenstigen. Das war wahrscheinlich der Vorteil dem Wessi gegenüber. Der Ossi konnte sich in beiden Politlagern "informieren". Der Wessi nicht. Ausgenommen die, die in Grenznähe lebten. Den merkt man das jedoch auch an. Die sind geistig auch bessergestellt. Zumindest was das OST-WEST Thema betrifft. Im tiefsten BW findet die, inzwischen Gesamtdeutsche, im Osten entstandene Popkultur heute noch nicht statt. Ist das nicht traurig? Gäbe es den www.ossi-treff.de nicht. ich wüßte nicht, daß alles was Rang und Nahmen in der DDR hatte auch in BW auftritt. Im Rundfunk läuft Werbung über viele Popgrößen. Nur von den Ostgrößen nicht. Am 4.10. kommt City nach Heilbronn. Letztes Jahr waren Karat, Stern-Meißen und Berluc da. Im März die Puhdys. Nach dem Puhdys-Konzert war mir jedoch wieder klar, warum die im Westen nicht gespielt werden. Es ist der Gleiche Grund wie in der DDR. Damals war der Song aus dem BUCH-Album "Nie vergessen" auch nicht im DDR-Funk zu hören. Der RIAS war da etwas eifriger. Nur die DDR-Funktionäre hatten soviel Chourage. Die haben diese Art von Liedern nicht auf den Index gesetzt, oder gar die Gruppen totgeschwiegen. Genau das passiert hier. Lest mal im www.ossi-forum.de nach. Auch Schweizer dürfen mal anklopfen. :wink:
Bis zum nächsten Lebenszeichen.

Buhli schrieb: Nach dem Puhdys-Konzert war mir jedoch wieder klar, warum die im Westen nicht gespielt werden.

Na hier im Westen werden die Ost-Größen schon gespielt. Wenn man genau hinhört.
Und wenn man noch genauer hört also ganz tief ins Netz wird man zugeschüttet mit guter Ostmucke

Übrigens interessantes Forum, habe schon öfters mitgelesen.

Es grüßt der Ossi-Freund

Karsten, das war schon wieder etwas oberflächlich. Ostmucke gibt es nur gute. :wink: Klar werden die hier gespielt. Ich höre immer nur "Am Fenster", "Über sieben Brücken" und "Jede Stunde". Und das nur ganz sporadisch. Ganz tief ins Netz gehört? Ist für mich nicht der Maßstab. Da hört doch nicht die Masse, die mit solchen niveauvollen Texten was anfangen kann. Es geht doch um die etwas ältere Generation, die auch schon von dieser Musik gehört hat. Heute im SWR1-Leute, kam zwei Stunden lang ein CITY-Interview. Da lief am Anfang auch nur "Am Fenster" und zum Schluß "Sommerträume" von der neuen Yeah Yeah CD. Mehr war da nicht. Nach 17 Jahren Wiedervereinigung ist City in Berlin zu finden. So deren eigenen Worte. Der Michel Riess hat die ganzen zwei Stunden nur von Ostberlin gesprochen. Da kannst Du zwischen den Zeilen immer noch die Mauern erkennen. Schade eigentlich. Dabei hat dieser Sender im Jahr 1990 mit dem DDR-Sender DT64 eine gemeinsame Sendung über eine Woche gemeinsam gemacht. Top 2000 D hieß die damals. Jeder Sender machte für zwei Stunden mit seinen damaligen Moderatoren Programm. Da wurden eben auch die DDR Hits im SDR Sendegebiet gehört. Eine Woche lang. Na umgekehrt das gleiche. Für uns damalige NochDDRler war da nicht viel neues dabei. Denn der DDR Rundfunk war damals recht up to date. Na vom WESTFUNK wurde ja auch einiges "reingezogen". Ich hab damals viel RIAS1 und SFB 2 Hitparade gehört. In Dresden!!!!!!!!!!!!!!
"Der Schwabenpunk" ist mir neu gewesen. Den hab ich noch auf Kassette. Selbst die Eingeborenen waren bei dem Song aus dem Häuschen. Übrigens haben die Musiker ihren Termin am 4.10.07 in Untergruppenbach noch genannt. Ich freu mich drauf.
Bis zum nächsten mal.

Am Sonnabend von 10-12 kommt noch mal ein Ausschnitt aus dieser Sendung. Wird auf ne halbe Stunde reduziert.