Chemnitzer FC vs. Lok Leipzig: Eine Krise kann auch geil sein!

Chemnitzer FC vs. Lok Leipzig: Eine Krise kann auch geil sein!

Zum vierten Mal im Kalenderjahr 2023 trafen der Chemnitzer FC und der 1. FC Lokomotive Leipzig am zurückliegenden Freitagabend aufeinander. Die Statistik hierbei relativ ausgeglichen, zwei Remis und ein überzeugender 3:0 Erfolg im Pokalfinale für die Leipziger. In der vergangenen Spielzeit wurde der CFC von Experten und Vereinsverantwortlichen auch noch als ernstzunehmender Gegner tituliert, sollte eigentlich auch ein Wörtchen im Aufstiegskampf mitreden. Die Geschichte ist bekannt. Sportlich lief es alles andere als rund, in der Führungsetage taten sich schier unglaubliche Situationen auf und die finanzielle Lage offenbarte auch kein allzu gutes Licht auf den Verein. 

Bedeutete im Umkehrschluss ein Umdenken im kompletten Verein. Der Kader wurde qualitativ enorm abgewertet, ohne den neuen Spielern zu Nahe treten zu wollen. Erfahrene und stabile Regionalliga-Spieler wurden abgegeben und mit vielen unerfahrenen und jungen Spielern ersetzt. Schwankungen waren zu erwarten, eine schwere Saison steht an. Den überraschend guten Ergebnissen gegen Jena und Babelsberg folgen aber auch immer wieder komplette Aussetzer, wie beim 1:6 in Rostock. 

Zusätzlich zur sportlich angespannten Situation kommt nun auch noch ein volles "Spieler-Lazarett" hinzu. Zwölf Spieler meldeten sich vor der Partie gegen den 1. FC Lok krank oder verletzt. Einigen von ihnen standen schlussendlich aber dennoch im Kader. Auch der Torschütze des Tages - Niclas Erlbeck - wurde auf diversen Medien als spielunfähig gemeldet.

Und es ist wie es ist. Manchmal kann Krise eben auch ganz geil sein. So oder so ähnlich könnte das Credo des Chemnitzer FC in dieser Saison lauten. Mit einer "jetzt erst recht"-Einstellung schwappt eine Euphorie über, die man an der Gellertstraße schon lange nicht mehr gesehen hat. Das ausgerufene Ziel der 7.000 Zuschauer gegen den 1. FC Lok wurde Dank der zahlreich mitgereisten Leipziger auch erreicht. Die Kurve der Chemnitzer war erstmals seit Monaten bei einem Regionalligaspiel wieder rappelvoll. Nur zum Vergleich - In den letzten beiden Heimspielen gegen den 1. FC Lok pilgerten knapp 3.500 bzw. 4.500 Zuschauer an die Gellertstraße.

Zu Beginn folgte das allseits bekannte Bild. In der Chemnitzer Kurve wurden zahlreiche himmelblau-weiße Schwenker ausgeteilt - dies hat man schon oft häufig gesehen. Umrandet wurde dies mit ein wenig Konfetti und zahlreichen Luftballons, die teilweise schon eine halbe Stunde vor Beginn durch das Stadion flogen. Das Ziel der Chemnitzer Fankurve: "Heimsieg!". Als verwöhnter Stadiongänger hätte ich mir persönlich noch ein wenig mehr "Chaos" im Intro gewünscht, Argentinien-Style, aber auch so passte der Gesamteindruck ganz gut. Daumen nach oben.

Der proppevolle Stehplatzbereich des 1.FC Lok positionierte sich diesmal nicht hinter ihrer sonstigen Lokomotive-Zaunfahne, die bei nahezu jedem Auswärtsspiel in Chemnitz Verwendung fand, sondern musste den Block anderweitig beflaggen. Grund hierfür sind Maßnahmen der Chemnitzer Feuerwehr. Die Fahne erfüllt offenbar nicht mehr den Regeln der Brandschutzverordnung. Ob es nun am Stoff, an der Länge oder an irgendwelchen persönlichen Befindlichkeiten der Beamten liegt sei mal dahingestellt. Als optisches Schmankerl präsentierte man voller Stolz das "Rekord-Sachsenpokalsieger-Besieger"-Banner, garniert mit einer schwarzen 2 auf gelbem Grund. 

Nach 2021 schaffte man es im Sommer ja nun bereits zum zweiten Mal den CFC im Pokalfinale zu rupfen. Im Laufe der Partie wurde dann auch der anliegende Steh/Sitzplatzbereich für die Gästefans geöffnet und wurde auch gut genutzt. Auch dieses Verhalten ist man im Chemnitzer Stadion mittlerweile schon gewöhnt. Man redet minutenlang auf die Security ein diesen Bereich zu öffnen, lange wird versucht ein Eindringen zu verhindern und schlussendlich knicken die Jungs in Orange ein.

Wer nun dachte, dass die Loksche das Spiel hier ganz sicher über die Bühne bringt und Chemnitz weiter ins Straucheln bringt, der war "schief gewickelt". Allen voran Flügelspieler Mensah spielte in den ersten zwanzig Minuten die komplette Leipziger Hintermannschaft schwindelig und assistierte für mehrere große Abschlusschancen. Ex-Chemnitzer Isa Dogan im Lok-Kasten parierte mehrmals stark und brachte die Chemnitzer Stürmer zur Verzweiflung. 

Chancenverwertung ist auch bei den Himmelblauen ein großes Thema. Nach Untergang der Sonne akklimatisierte sich der Gast ein wenig und die Chemnitzer nahmen das Tempo heraus. Torlose erste Halbzeit. Und dann kam der bereits angesprochene Moment von Niclas Erlbeck, der in der ersten Halbzeit eigentlich nur durch seinen Kopf-an-Kopf-Duell mit Piplica auffällig geworden ist. Eine mehrmals abgewehrte Ecke landete beim völlig freistehenden Sechser und dieser knallt den Ball per Dropkick ins lange Eck. Riesiger Jubel in Himmelblau. 

Was danach folgte, war ein einziger Sturmlauf der Loksche, die den entscheidenden Moment vor dem Tor aber immer wieder verpassten. Keeper Wunsch musste zwar ein paar Bälle parieren, diese waren aber oftmals recht harmlos. Wenn es wirklich gefährlich wurde, flogen die Bälle reihenweise neben oder über den Kasten. Der Schiedsrichter Johannes Schipke, seinerseits gebürtiger Hallenser, meinte es allerdings auch nicht wirklich gut mit den Gästen und verwehrte zwei relativ klare Elfmeter. Vor allem das Foul an Riccardo Grym hätte irgendeiner der drei Schiedsrichter sehen müssen.

So zitterte sich der CFC mit knapp zehnminütiger Nachspielzeit ins Ziel und feierte zusammen mit knapp 100 Cottbusern und rund 30 befreundeten Männern aus der Slowakei (Allesamt Angaben der Chemnitzer Fanszene) den ersten Dreier der Saison. In Leipzig wird es nach drei Punktspiel-Niederlagen in Folge langsam etwas unruhig.

Bericht & Fotos: "schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram)

Stadionname:
  • Stadion an der Gellertstraße
Artikel wurde veröffentlicht am
17 September 2023
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
7.015

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