SD Croatia Berlin vs. BFC Dynamo: Balkan-Feeling auf dem Dominicus Sportplatz

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Prachtwetter am Sachsendamm. Und nicht nur die herrliche Witterung schuf optimale Rahmenbedingungen für die Halbfinalpartie zwischen dem Berlin-Ligisten SD Croatia und dem Regionalligisten BFC Dynamo. Es war angerichtet und hunderte Gästefans durften sich rundum wohl fühlen. Platz war auf der lang gestreckten Gegengerade genug, der Grill wurde angeworfen und die anwesenden Bierzapfer erwiesen sich als Meister ihres Fachs. Lästiges Anstehen? Klare Fehlanzeige! Und auch rundherum wurde alles mit kroatischer Gelassenheit gehandhabt. Weniger gelassen ging es jedoch auf dem Rasen zu. Statt auf dem heimischen Kunstrasen an der Bosestraße musste SD Croatia auf den Rasen des Dominicus Sportplatzes ausweichen. Ganz klar kam dies dem Viertligisten zugute. Die Vorteile der Kunstrasenplätze wissen im Landespokal meist die Underdogs zu nutzen, auf den in der Regel größeren Naturrasenplätzen können die höherklassigen Mannschaften meist ihre spielerische Klasse ausleben. Was also tun gegen einen spielerisch klar überlegenen Gegner? Richtig! Ran an den Mann! Mit Kampf und Einsatz das Ganze ausgleichen.

Allerdings war es nicht Croatia, das beim gestrigen Pokalspiel das erste Mal hart ausholen musste. Bereits nach drei Minuten zeigte der Schiedsrichter die rote Karte, nach einer Notbremse an Montoya musste Nils Göwecke vom Platz. Croatia Berlin quasi das ganze Spiel in Überzahl. Bahnte sich eine Überraschung an? Beide Teams waren sogleich auf Betriebstemperatur, aus dem Gästebereich ertönte ein „Auf geht´s weinrote Jungs…“ Ansonsten wurde jedoch nicht wirklich viel supportet. Viel mehr nutzten die Anwesenden die Gunst der Stunde, um bei Sonnenschein und einem frisch Gezapften mit den Kumpels ein Pläuschchen zu halten. Während die einen bereits über das kommende Auswärtsspiel im Bruno-Plache-Stadion beim 1. FC Lokomotive Leipzig diskutierten, schwelgten die anderen in alten Erinnerungen. Was in Anbetracht des Altersdurchschnitts der anwesenden Anhängerschaft oftmals bedeutet: Ein Blick zurück in die frühen 90er und 80er. „Och Mensch, dat war´n noch Zeiten. Weeßte noch?“, „Mensch nach Leipzig fahr ick ooch mal wieder mit kurzer Hose…“ 

Croatia

Auf dem Rasen mühte sich der BFC. Breustedt startete einen guten Angriff über die linke Seite, doch der Ball gelangte zu keinem gut stehenden Mitspieler. Croatia kämpfte, der BFC versuchte das Spiel zu gestalten. Wenig später gab es einen Freistoß für den BFC, und sogleich war wieder Hitze drin. Logisch, es ging für beide Vereine um sehr viel. Der BFC Dynamo möchte nach 2011, 2013 und 2015 wieder den Pott holen und demzufolge im DFB-Pokal antreten, für SD Croatia war die gestrige Partie sogar das wichtigste Spiel der vergangenen 20 Jahre. Einmal stand Croatia bislang im Finale des Berliner Pokals. Man schrieb den 12. Mai 1994, als im Mommsenstadion gegen den 1. FC Union Berlin angetreten wurde. Vor 3.377 Zuschauern musste man sich mit 1:2 denkbar knapp geschlagen geben, ein weiterer Finaleinzug sollte in der Folgezeit nicht mehr gelingen. Nicht ganz unbekannt dürfte der Verein trotzdem nicht sein. Zwar spielte SD Croatia im letzten Jahrzehnt nur in Landes- und Bezirksliga, doch 1998/99 gab der Verein in der Regionalliga Nordost seine Visitenkarte ab. Gegner waren damals unter anderen der FC Sachsen Leipzig, Dynamo Dresden, der 1. FC Magdeburg, der VfB Leipzig und auch der FC Berlin (BFC Dynamo). Nach den Zeiten in der Versenkung gelang am Ende der zurückliegenden Saison der Aufstieg in die Berlin-Liga (Verbandsliga). 

Croatia

Am Rande: Der Sportsko Društvo Croatia Berlin e.V. wurde 1972 einst als NK Hajduk Berlin ins Leben gerufen (deshalb auch das runde an Hajduk Split erinnernde Vereinsemblem). 1989 wurde der Verein mit NK Croatia zusammengelegt und erhielt den heutigen Namen. Deutschlandweit, ja auch auf europäischer Bühne, konnte sich SD Croatia Berlin vor allem beim Futsal einen Namen machen. Nach dem zweifachen Gewinn des DFB-Futsal-Cups durfte sich Croatia im UEFA-Futsal-Pokal präsentieren. Und ja, bei Fußball-Heimspielen wird auf den Grill selbstverständlich auch Fleisch und Ćevapčići gelegt. Leider waren die gegrillten Hackfleischröllchen nur im Heimbereich erhältlich, Mitte der zweiten Halbzeit waren auch dort sämtliche Röllchen restlos aufgefuttert. Unterschiede gab es auch bei der Bierversorgung. Während im Gästebereich helles deutsches Pils ausgeschenkt wurde, sprudelte am heimischen Bierstand goldfarbener kroatischer Gerstensaft in die Plastikbecher. Ein Abstecher auf die Heimseite war demzufolge goldwert. Ein Berliner Sportsfreund suchte sich den Weg sogar mit einem Anti-Mamic-Shirt zum heimischen Stand. Für Aufregung sorgte das T-Shirt jedoch nicht. Völlig unaufgeregt warf der eine oder andere Kroate mit Sonnenbrille einen kurzen Blick, das war´s dann auch schon.

Mamic

Für mehr Aufregung sorgte das Geschehen auf dem Rasen kurz vor der Pause. Zuerst musste Croatia-Spieler Montoya mit Gelb-Rot vom Platz, nur zwei Minuten später ließ Dennis Srbeny den dynamischen Knoten platzen. Nach Vorarbeit von Schünemann haute Srbeny das Spielgerät traumhaft ins gegnerische Gehäuse. 1:0 für den BFC Dynamo. In der 45.+3. Minute sogar fast das 2:0 durch Rico Steinhauer, doch das wäre des Guten vielleicht doch zu viel gewesen. In der zweiten Halbzeit hatte der BFC soweit alles im Griff und ließ gegen die wacker kämpfenden Croatia-Spieler wenig zu. Unschönes gab es in der 66. Minute zu sehen, als gleich drei Spieler nach einem Zusammenprall am Boden lagen. Für Steinhauer (BFC) und Camara (Croatia) hieß es wenig später: Auswechseln lassen! Camara musste später mit blutender Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht werden. Seine Mitspieler konnten indes die Sache nicht mehr umbiegen. Eine Viertelstunde machte Kai Pröger das 2:0 für die Gäste, in der 89. Minute machte schließlich Björn Lambach den Sack endgültig zu. 

BFC

0:3 - klingt deutlich, jedoch hätte die Partie sicherlich auch anders verlaufen können, wenn Croatia in der ersten Halbzeit in Überzahl die Führung gemacht hätte. So aber zog der BFC Dynamo unter dem Strich nicht unverdient ins Finale ein und trifft in diesem am 25. Mai 2017 im Jahn-Sportpark auf den FC Viktoria 1889 Berlin, der den Oberligisten VSG Altglienicke überraschend klar und deutlich mit 4:0 aus dem Wettbewerb kegelte. Zufrieden machte sich der weinrote Anhang nach Abpfiff auf den Weg. Während manch einer noch einen Spaziergang auf dem nahen sonnigen Tempelhofer Feld startete, suchten anderen ein passendes Kneipchen, um zu schauen, was der EHC Eisbären gegen München wohl anstellen würde…

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
27 März 2017
Spielergebnis:
0:3
Zuschauerzahl:
1.000

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5 Kommentare
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Leckeres Karlovacko! :-D
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