Auf ein Neues! Irgendwann hatte ich das schon einmal erläutert, was das für ein Wettbewerb ist. Eigentlich bringt er den Amateurvereinen nicht so viel. Schaffst du es in Deutschland als kleiner Verein, im Finale einem der Großen ein Bein zu stellen, dann hast du die Gewissheit, gegen eine Profi-Mannschaft im DFB-Pokal-Wettbewerb antreten zu dürfen. Die Summe, die dort am Ende übrig bleibt, ist zwar in der Regel auch überschaubar, auch wenn die Profis großherzig auf die vom DFB auferlegten Unterbringungskosten verzichten, aber immerhin etwas. Der polnische Pokal lohnt sich für Amateurklubs noch weniger, da es anfangs noch durch eine Quali-Runde geht, in der die Erstliga-Teams noch nicht einmal dabei sind. So verwundert es nicht, dass im Regional-Pokal ein Kreisligist gleich zwei Landesligisten eliminiert.
Golenice vs. Moryń: Polens Regional-Pokal hat seine eigenen Geschichten
Dadurch, dass auch noch unter der Woche gespielt wird und zu einer Zeit, in der an das Abend-Programm noch gar nicht zu denken ist, kommt es durch die Arbeit außerdem noch zu Ausfällen. Unter dem Strich gibt es kuriose Ergebnisse. Die Wahl fiel in dieser Saison auf Golenice. Eine Geschichte dazu gibt es nicht. Ebenso Gegner Moryń. In Ordnung, die Jugend-Kooperation mit Lech Poznań lassen wir an dieser Stelle doch nicht unter den Tisch fallen. Kreisliga trifft auf Landesliga. In der Sonne lässt es sich noch gut aushalten. Der Herbst ist da, zeigt sich aber noch sehr freundlich. Vom Platz ließ ich mich überraschen. Ganz clever nutzte man die Überreste einer Schießanlage, indem der Wall einfach mit Bänken bestückt wurde. Die andere Seite ist ebenerdig. Dort stehen sogar Trainingsgeräte. Sie sind voll funktionstüchtig und sauber. Auch aus den Großstädten kenne ich die Achtung vor diesen Anlagen. Insgesamt macht alles einen gepflegten Eindruck.
Es sind vielleicht 50 Zuschauer, die sich zu diesem Spiel um 16:30 treffen. Auch die Polizei ist anwesend. Im Ort steht „Ein Herz – ein Verein – Agrogol Fans“ an einer Mauer. Agrogol hieß der Verein noch vor ca. 10 Jahren. Über Fans habe ich jedoch hier noch nie etwas gelesen. Ziemlich emotionslos fallen pro Halbzeit zwei Tore. Es scheint wie ein Testspiel mit Wettbewerbscharakter. In der Halbzeitpause stoße ich auf die zugewachsene Burg, die sich unweit der Eckfahne befindet. Der Graben ist mehr als deutlich erkennbar. Ansonsten lässt sich absolut nichts finden. Ziemlich unspektakulär. Warum auch nicht? Es ist Mittwoch. Über das malerische Trzcińsko Zrdój und Städtchen Chojna geht es zurück.
Ein kleiner Umweg durch die Stadt bewegt mich zu einem spontanen Halt. Da steht doch tatsächlich „Polizei ist Mafia in weißen Handschuhen“ an der Wand! Irgendein Unzufriedener hat es gegenüber vom lokalen Revier gesprüht. Ungefähr zwei Wochen ist es laut Medienbericht schon an der Wand. Der Eigentümer muss für die Entfernung aufkommen. Vielleicht fehlt das Geld, vielleicht steht er hinter der Aussage. Wer weiß? Schon allein bei einer oberflächlichen Recherche stößt man auf einige Fälle, in denen polnische Beamte verurteilt wurden. Von der Ostsee bis nach Schlesien geht es meist um Schmiergelder und Bestechungsbeträge. Interessant war auch der Verkauf von Daten an Privatdetektive. Über Unregelmäßigkeiten bei der Polizei in Chojna drang bisher nichts an die Öffentlichkeit. Vielleicht gibt es bis zur nächsten Pokalrunde schon weitere Informationen.
Fotos: Michael