Rheinsberger Plätze sind heiß

M Updated 15 September 2016
Rheinsberger Plätze sind heiß

Bei der Suche, was es alles so über Blau-Weiß 90 gibt, stieß ich auf das Vereinslied von Brandenburgs „Blau-Weiß 90 Rheinsberg“. Rheinsberg – das ist das Schloss, da steht noch das Kernkraftwerk. Im Lied heißt’s „In der Stadt 1000 Seen werden wir niemals untergeh’n“. Das war mir gar nicht mehr so bewusst, obwohl ich vor vielen Jahren einmal mit der Schulklasse dort war. Und tatsächlich, wer auf viel Wasser, dichte Wälder und alte Architektur steht, ist hier genau richtig. Die Umgebung und die Stadt selbst haben viel zu bieten. Dass die Gegend heute sehr beliebt ist, dafür haben die Leute hier über viele Jahre gekämpft. Nach dem Abzug der sowjetischen Armee sollten unweit der Stadt die Übungen nun in Bundeswehr-Uniformen weitergehen. Bis 2009 herrschte ein verbissener Kampf vor Gericht. Überall in der Stadt kann man unschwer erkennen, wer gewonnen hat. 

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Heide

Politiker, die versprachen, dass nach ihrer Wahl eine Nutzung der Heide als Bombodrom kein Thema mehr sein würde, wechselten plötzlich die Seiten. Andere der Branche meinten, dass ein Bomben-Abwurf-Platz eine gute Ergänzung zum hiesigen Tourismus wäre. Diese Anekdote steht u.a. auf einer der Infotafeln bzw. Siegestafeln in der Innenstadt. Der Geisteszustand dieses Volksvertreters wurde übrigens nie untersucht. Passenderweise beheimatet der imposante Schlosspark neben einem Obelisken mit römischen Motiven, einem Mausoleum und einem Pavillon auch eine Egeria-Grotte. Egeria war der Sage nach eine Nymphe, die einem für seine Milde und Gerechtigkeit bekannten römischen König bei politischen Fragen laut Cicero zur Seite stand. Vielleicht hätte man sich dort Rat holen sollen, sodass viele Papierberge hätten vermieden werden können. Die Zahl der Touristen ist zwar nicht gering, wurde aber auch nicht störend empfunden. Das jüngere Publikum war in der Unterzahl. Die Urlaubszeit und die Ferien sind ja schließlich schon vorbei, obwohl das Wetter eher in den Juli passen hätte können. Nur die Kiefern des Sportplatzes boten Schatten. Außer diesen Streifen, die die Flugzeuge produzieren, die dann am Himmel immer breiter werden, war nichts, was einen Sonnenstrahl hätte aufhalten können. 

Rheinsberg

Am Eingang gibt es für zwei Euro eine Eintrittskarte. Es stammte von einem winzigen Schreibblock mit Stadionmotiv, auf dem ein Stempel das Klub-Wappen abdruckte. Dazu wurde per Hand das Datum eingetragen. Was will man mehr in der Kreisliga? Vielleicht noch etwas Musik (Wozu denn sonst der Aufwand mit dem Lied?) oder eine Bank. Zwei Trainer-Bänke wurden gemopst, dass wenigstens sechs schmale Leute hätten sitzen können. Einige brachten Camping-Stühle mit und viele nutzten auch den Wall für ein entspanntes Verfolgen des Spiels. Auf der anderen Seite wachsen drei Stufen langsam zu. Das ist so der Charme, den viele missen. Hier stehen heut nur die Hitzeresistenten. Am schwersten hatten es aber heute die Akteure. Der Gegner, Langener SV, nie zuvor gehört, bestimmte ganz entgegen des Liedtextes das Spiel. „Hier zeigen euch 11 Mann, wie man Fußball spielen kann“ passte eher zu den Gästen. Der gelenkige Rheinsberger Torwart verhinderte mit Einsatz und Paraden in der ersten Hälfte so einige Tore. Nach einer knappen halben Stunde wurde an die Fairness des Schiedsrichters appelliert - zu diesem Zeitpunkt jedoch noch eindeutig zu früh. Der Rheinsberger Sportsfreund hatte schon die Gelbe gesehen und bekam nun noch eine zweite wegen Meckerns dazu. Er durfte also schon früher zur Dusche. Jetzt wurde es noch heißer, denn das Publikum wurde wach. 

Rheinsberg

Der Linienrichter, der von den Gästen gestellt wurde und während des Spiels verriet, dass die Biere beim gestrigen Spiel doch viel zu viel waren, zeigte ein Abseits an, was keins war und verleitete dadurch den Schiedsrichter dazu, die gute Chance der Rheinsberger abzupfeifen. BW-Anhänger machten die Schiedsrichter an und die mitgereisten Langener reagierten auch noch darauf, worauf die Kommentare wieder auf den Rängen ausgetauscht wurden. Es knisterte schon sehr gut. Ob dafür das Polizei-Auto auf der anderen Seite stand? In der zweiten Hälfte machte dann Langen innerhalb von 15 Minuten den Sack mit drei Toren zu. Dazwischen und danach gab es immer wieder strittige Entscheidungen. Noch während der Trinkpause entschuldigte sich der Schiedsrichter für ein Abpfeifen einer guten Chance, um kurz danach noch zwei heftige Böcke zu liefern. Nebenbei spricht mich ein Herr in einem FCM-Fanshirt an, obwohl das Gebiet eher zur Hertha neigt, ob ich nicht mal, obwohl er wisse, dass Zeitungsschreiber nicht alles schreiben dürfen, was über die Schiedsrichterleistung schreiben könne, was hiermit also erfolgt. Der ersehnte Abpfiff brachte die Erlösung nach einer schier ewig dauernden Nachspielzeit und symbolisierte gleichzeitig den Startschuss für das Planschen in einem der 1000 Seen.   

Fotos: Michael

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Artikel wurde veröffentlicht am
13 September 2016
Spielergebnis:
0:3
Zuschauerzahl:
70

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Benutzer-Kommentare

3 Kommentare
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Ist ja witzig zu lesen, aber wie kommt man darauf, solch ein Spiel auszusuchen und drüber zu schreiben? Phänomenal! :-P :-D
C
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G
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K
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