Eintracht Mahlsdorf vs. BFC Dynamo: Dramatik in der 120.+3. Minute am Rosenhag

„Marco! Samstag? Biste dabei? BZA-Lauf am Rosenhag!“ Diese Worte haben sich eingebrannt. Ausgesprochen vor rund 30 Jahren von unserem Sportlehrer Kustack im Umkleideraum der 10. Polytechnischen Oberschule. Woche für Woche drehte der Lehrer, der auch NVA-Offizier war, vor dem Sportunterricht seine Runden und pickte sich die im Schlüpper stehenden Schüler heraus. Einen Flunsch ziehend fragte er die Lauf-Cracks, ob sie bereit seien für diverse Cross- oder Staffelläufe. Im Schlosspark Biesdorf, auf dem Sportplatz Kaulsdorf oder eben auf dem Sportplatz Am Rosenhag in Berlin-Mahlsdorf. Höre ich „Rosenhag“, bekomme ich auch nach drei Jahrzehnten noch Gänsehaut. Zwar liebte ich Sport, doch nach den Staffelläufen war ich dermaßen verausgabt, dass ich am nächsten Tag komplett lang lag. Angespornt vom NVA-Offizier kotzte man sich quasi auf gut Deutsch gesagt die Lunge aus dem Hals.

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Wenig erinnert in der Gegenwart auf dem Sportplatz Am Rosenhag an einstige DDR-Zeiten, in denen die Ostberliner Schüler die 400-Meter-Runden abhechelten. In die Vollen ging es jedoch auch am gestrigen Abend. Der Berlin-Ligist BSV Eintracht Mahlsdorf empfing in der ersten Hauptrunde des Berliner Pilsner Pokals den Regionalligisten BFC Dynamo. Dass dies für die Weinroten kein Selbstläufer werden würde, war klar. In der Vergangenheit zeigten die Lila-Weißen aus Mahlsdorf immer wieder, dass sie zu wahren Pokalschlachten fähig sind. So auch gestern. Vor stattlicher Kulisse und bei bestem Sommerwetter legte sich der Sechstligist ordentlich ins Zeug. So hatte der Gastgeber, während die Kids auf die Werbebande trommelten, die erste Ecke des Spiels. 

BFC

Nach zehn Minuten erhöhte jedoch der BFC Dynamo den Druck und konnte sich klare Vorteile herausspielen. Immer wieder kam Kai Pröger über die rechte Seite und versuchte von dort aus, die Mahlsdorfer Abwehr zu knacken. In der 14. Minute wurde er dann selber von Björn Lambach angespielt. Rasch den Ball zurechtgelegt und dann reingehauen die Kugel. 1:0 für den BFC. Die Partie schien ihren Gang zu gehen. Zehn Minuten später bekamen die Zuschauer allerdings eine starke Mahlsdorfer Balleroberung zu sehen. Von der linken Außenbahn gelangte der Ball in zentrale Position. Sekunden später zischte er am rechten Pfosten vorbei. Nach der folgenden Trinkpause drängte Mahlsdorf weiterhin, doch ein Tor wollte nicht fallen.

Im zweiten Spielabschnitt waren gerade mal drei Minuten gespielt, als der starke Kai Pröger am Mahlsdorfer Gehäuse vorbeischoss. Szenenapplaus gab es nach einer Stunde für den Mahlsdorfer Abwehrspieler Felix Klatt. Immer wieder räumte er hinten gut ab. Und dann! Eine richtig fette Möglichkeit für die Mahlsdorfer in der 63. Minute! Oha, das hätte das 1:1 sein müssen! Sechs Minuten später hatte der BFC die Möglichkeit in Form eines Freistoßes die Führung auszubauen, doch der Ball wurde zur Ecke geklärt. Eine Minute später landete ein Schuss in ein Privatgrundstück. Nach einer weiteren Trinkpause - auch am Spielfeldrand floss es recht gut an den zwei prima arbeitenden Bierständen - knallte das Spielgerät an den rechten Pfosten des Mahlsdorfer Gehäuses. Es schien, als habe der BFC soweit alles im Griff, doch der Berlin-Ligist gab sich keineswegs auf. Und dann! In der 82. Minute gelangte der Ball zu Felix Klatt, und dieser zog aus rund neun Metern ab. Ausgleich für den BSV Eintracht! Jubel auch hinter dem Banner „Eintracht Mahlsdorf 12623“. Nachdem in der 90. Minute ein weiterer BFC-Freistoß über die Latte gelenkt wurde, ging es in die Verlängerung.

BFC

Die Sonne verschwand langsam hinter den Einfamilienhäusern. Der BFC drückte. Eine weitere Parade des Mahlsdorfer Keepers. Ein weiterer Schuss an den Pfosten. Wenig später zögerte der eingewechselte Zlatko Muhovic in aussichtsreicher Position. Abseits? Nein! Der verzögerte Schuss ging über den Querbalken. Gelächter bei den Mahlsdorfer Zuschauern. „Soll´n wa einen rausnehmen?“ Besser lief es für die Weinroten in der 101. Minute. Wieder einmal wirbelte Kai Pröger auf der rechten Seite. Der Ball wurde reingebracht, am zweiten Pfosten schob Joey Breitfeld problemlos ein. „Berlin, Berlin, wie fahren nach Berlin!“ sangen nun einige BFC-Fans. Doch noch war immer nicht Schluss. In der Schlussphase wurde es etwas hektischer und ruppiger. Mahlsdorf legte das letzte Schippchen drauf. Und dann ein Pfiff in der 120.+3. Minute! Die Mannschaft aus Berlin-Hohenschönhausen konnte es kaum glauben. Elfmeter für Eintracht Mahlsdorf! 

BFC

Christoph Zorn übernahm Verantwortung und setzte vom Punkt aus den Schuss nach links unten. Tim Siegmeyer ahnte jedoch die Seite und konnte den Strafstoß abwehren. Jubel beim BFC. Das Spiel war aus. Tränen beim BSV Eintracht. Christoph Zorn war untröstlich und sackte am Rande des Spielfeldes zusammen. Ja, er konnte einem leidtun, doch so ist nun mal Fußball. Mit der nötigen Portion Glück ist der BFC in die zweite Pokalrunde eingezogen und kann sich nun voll auf das anstehende Freundschaftsspiel gegen den Hamburger SV konzentrieren. Und ja, mit vollen Rängen ist am kommenden Samstag im Jahn-Sportpark zu rechnen. 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

Artikel wurde veröffentlicht am
01 September 2016
Spielergebnis:
1:2

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