Niederlage beim Tabellenletzten: Wann kriegt Hansa Rostock endlich die Kurve?

HansaDas sagt eigentlich so ziemlich alles. Seit September letzten Jahres konnten die Stuttgarter Kickers nicht mehr gewinnen. 15-mal in Folge ohne einen Dreier. Zuletzt gab es am 11. September 2015 gegen den 1. FC Magdeburg ein 1:0 zu feiern. Und nun schaute am gestrigen Samstag der F.C. Hansa Rostock vorbei - und schon klappte es mit einem Sieg. 2:0 lautete der Endstand vor über 5.000 Zuschauern im Gazi-Stadion auf der Waldau. Während auf Heimseite die symbolischen Felsbrocken abfielen, versteinerte im überaus gut gefüllten Gästebereich manch ein Gesicht. Bedient, wahrlich restlos bedient war die angereiste Anhängerschaft. Einiges hatte sich die Mannschaft mit der Kogge auf der Brust in der Winterpause vorgenommen. Wie bereits im Jahr zuvor sollte die im Trainingslager getankte positive Energie als Anschub genutzt werden. Doch Pustekuchen! 1:5 beim SC Fortuna Köln. Nur ein 0:0 gegen den VfL Osnabrück beim großen Choreo-Heimspiel. Keine Siege zum 50. Geburtstag. Der Absturz in den Amateurfußball droht. Das ist extrem bitter! In den 90er Jahren hielt der F.C. Hansa im Fußball-Osten die Fahne hoch. Die Kogge inmitten der rauen See - sprich in den Gewässern des gesamtdeutschen, profitorientierten Fußballs. Nach dem Fall in die 3. Liga könnte es nun noch eine Etage (wenn das mal aus finanztechnischen Gründen reicht) tiefer gehen.

HansaKeine Frage. An der Ostsee ist man bereits extrem steife Brisen gewöhnt. So richtig mitten in die Fresse rein (das ist jetzt nur symbolisch gemeint, denn auf anderen Ebenen wissen sich die Rostocker zu verteidigen), Niederlagen in wahrlich bitterer Form. Immer wenn man dachte, schlimmer könnte es nicht werden, folgte noch ein weiterer Tiefschlag. Nach dem Magenhieb der Tritt in die Weichteile. So geschehen vor etwas über einem Jahr. Nach der erbärmlichen Pleite in Erfurt die noch erbärmlichere Demontage gegen Holstein Kiel. Aber es ging immer wieder ein stückweit aufwärts. Zuletzt wurde der Kopf aus der Schlinge gezogen. In größter Not konnte das Ruder herumgerissen werden. Wird das Seemanöver auch in dieser Saison gelingen? Während die einen bereits die Gardinen zuziehen, erkennen andere immer noch positive Aspekte auf dem Platz. Noch scheint nicht alles verloren. Den einen oder anderen guten Ansatz mag der eine oder andere auf dem Rasen erkennen.

HansaWas nutzt jedoch der schönste Ansatz, wenn man beim Tabellenletzten verliert? Noch einmal zum Mitschreiben! 15-mal hatten die Stuttgarter Kickers seit Mitte September nicht gewonnen! Ein „6-Punkte-Spiel“ schlechthin. Alles oder nichts. Boden gutmachen oder sich ganz unten reinreißen lassen. Alle Mann nach Stuttgart! Wie immer hatte der F.C. Hansa zahlreiche Fans im Schlepptau. Rostock - Stuttgart: Schlappe 830 Straßenkilometer pro Strecke. Mit dem bei den Fans überaus beliebten Wochenend-Ticket war eine Anreise quasi nicht machbar. Andere Möglichkeiten mussten her. Fakt ist, der Gästeblock gab wieder einmal einen prima Anblick ab. Ja, sehr schön, wird man sagen. Was nutzt der beste Support, wenn auf dem Platz einfach nicht gewonnen wird?! 

KickersEs wurde im Vorfeld viel gesprochen, viel versprochen, sich viel vorgenommen. Bereits nach zehn Minuten lag der komplett in Rot spielende F.C. Hansa in Stuttgart zurück. Ein ungeschicktes Foul von Florian Esdorf in der äußersten Ecke des Strafraums - und das in seinem zweiten Einsatz in der ersten Mannschaft. Kickers-Kapitän Fabian Baumgärtel ließ sich anschließend nicht lange bitten und verwandelte den fälligen Strafstoß in souveräner Manier. 1:0 für das Schlusslicht.

KickersBei den Schwaben war nun der Knoten geplatzt. Kein Wunder, dass die frühe Führung mächtig Auftrieb brachte. So hatte Erich Berko, im Juli 2015 vom Stadtrivalen VfB zu den Kickers gekommen, nur vier Minuten nach dem 1:0 aus spitzem Winkel das 2:0 auf dem Fuß, doch Hansa-Keeper Marcel Schuhen konnte den Schuss gekonnt abwehren. Zwei Minuten später durfte Marcel Schuhen gleich noch einmal sein Können unter Beweis stellen. Aus erheblicher Distanz hatte Edisson Jordanov, von 2006 bis 2013 beim Nachwuchs des F.C. Hansa unter Vertrag, einen direkten Freistoß mustergültig aufs Gehäuse gebracht. Schuhen hatte indes im richtigen Moment zur Flugparade angesetzt. Das Spielgerät konnte über die Latte gelenkt werden. 

HansaHansa-Trainer Christian Brand reagierte nun und stellte ein wenig die Mannschaft um. Im Zuge der Umstellung musste der heutige Unglücksrabe Esdorf raus, für ihn kam Melvin Platje rein. In der Folgezeit konnte der F.C. Hansa etwas das Spiel beruhigen. Weitere hochkarätige Möglichkeiten des Gastgebers wurden bis zum Pausentee Mangelware. Allerdings ging nach vorn auch nicht viel. Immerhin, nach einer Ecke von links hatte Marcel Ziemer den Ausgleich auf dem Kopf. Der Ball ging allerdings daneben. In den ersten 45 Minuten waren noch zwei Möglichkeiten für die Gäste zu verzeichnen. In der 26. Minute gab Tobias Jänicke nach sehenswerter Kombination von schräg links einen Schuss ab, in der 42. Minute sauste ein Freistoß von Ronny Garbuschewski über dem Kickers-Tor vorbei. 

HansaIm zweiten Spielabschnitt legten die Stuttgarter Kickers wieder ein Schippchen drauf. Es waren gerade mal drei Minuten gespielt, als Fabio Leutenecker den linken Pfosten traf. Aus Rostocker Sicht ungemütlich wurde es nach knapp einer Stunde. Erich Berko und Marco Kofler prallten beim Kampf um den Ball zusammen, der Mittelfeldspieler des F.C. Hansa blieb anschließend benommen liegen, konnte dann aber weiterspielen. In der 65. Minute dann ein weiterer Volltreffer in Form eines Gegentreffers. Jordanov war bei den Stuttgartern wieder für einen Freistoß zuständig. Den hereingebrachten Ball konnte die Rostocker Hintermannschaft nicht aus der Gefahrenzone bringen, Bajram Nebihi war zur Stelle und konnte von der Torraumlinie problemlos die Kugel unterbringen. 2:0 für die Kickers.

HansaIm Gästeblock hatte man nun auf gut Deutsch gesagt die Schnauze voll. Wieder einmal wurden sämtlichen Banner und Fahnen bereits vor Spielschluss abgenommen. Dass hier auf der Waldau kein Blumentopf mehr zu gewinnen war, schien klar. Auf der Haupttribüne bewarfen frustrierte Hansa-Fans den Linienrichter mit Bier. Eine Rostockerin pöbelte in bester Kinski-Manier in Richtung Fotografen: „Mach die scheiß Kamera weg, du Arschloch!“ Im eigentlichen Gästeblock wackelte bereits der Zaun bedrohlich. Frustabbau. Schon bald löste sich ein Zaunfeld. Weitere Treffer fielen an diesem Nachmittag nicht mehr. Nicht bei den Kickers, und schon gar nicht beim F.C. Hansa. Einige Hansa-Spieler trotteten zu den wütenden Fans. „Und ihr wollt Hansa Rostock sein!“, ertönte es immer wieder. Am Gästeblock bekamen die Spieler einiges zu hören. Der Baum brennt. Wenn nicht schleunigst etwas passiert, kommt die Kogge nicht mehr aus dem Strudel heraus. 

HansaAber klar, noch sind nicht alle Messen gelesen. Im Forum von hansafans.de brachte es ein User auf den Punkt: „Was soll man sagen? Sportlich steht man mit dem Rücken zur Wand, keiner hat mehr Hoffnung, selbst ich nicht… Aber es muss einfach weiter gehen und es muss gegen Aalen und Aue gepunktet werden und zwar nicht mit zwei Unentschieden, sonder mit zwei Dreiern!“ Zwei Heimspiele in Folge. Das ist die große Möglichkeit. Allerdings dürfte vor allem die Partie gegen den FC Erzgebirge Aue kein Selbstläufer werden. Rang zwei und nur vier Niederlagen in 24 Saisonspielen sprechen eine überaus deutliche Sprache.

Fotos: Arne Amberg

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Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
07 Februar 2016
Spielergebnis:
2:0
Zuschauerzahl:
5.020
Gästefans
1000

Ligen

Inhalt über Liga
3. Liga

Benutzer-Kommentare

5 Kommentare
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G
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Wie bekannt kommt Leidenschaft ja von Leiden und man ist ja einiges gewohnt als Hansafan aber dieses Spiel ging ja mal gar nicht .. da hat ja diesmal alles gefehlt (Wille, Einstellung, taktische Ausrichtung ...).
Mittlerweile muss man echt schwarz sehen und da schwindet langsam echt die Hoffnung weil in der derzeitigen Verfassung stehen wir zurecht da unten.
Egal wie die nächsten beiden Heimspiele MÜSSEN einfach gewonnen werden ansonsten heisst es gute Nacht Hansa :(((
@Ronny:
Leider wird es aus finanziellen Gründen kein Abstieg in die RL geben sondern sehr wahrscheinlich direkt die Insolvenz des Vereins weil dann sofort das Elgeti Darlehen fällig wird zum Saisonende..mit viel Glück können wir dann vlt. das Startrecht der Amas in der Oberliga wahrnehmen.
SH
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Hansa wird niemals untergehen. Und auch in der Regionalliga würde es weitergehen. Die Gegner lesen sich auch nicht schlecht: Lok, BFC, Jena, Babelsberg, Zwickau (im neuen Stadion). Aber ich gehe vom Klassenerhalt aus!
R
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G
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G
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