1. FC Union Berlin: Gestärkt und geschwächt aus der Winterpause

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Union BerlinWenn der 1. FC Union Berlin am Samstag zum letzten Testspiel antritt, schließt sich ein Kreis, der mit dem letzten Pflichtspiel vor der Winterpause begonnen hatte: Union reist nämlich nach Braunschweig, wo es im Dezember ein 4:3 Tore-Festival gab. Seit diesem Spiel hat sich einiges getan. So entflohen die Profis zunächst dem Berliner Winter. Für eine Woche ging es Anfang Januar nach El Rompido, gelegen in Andalusien an der Atlantikküste, zwischen der portugiesischen Grenze und der spanischen Stadt Huelva. 

Uwe NeuhausMitgereist war auch eine beachtliche Anhängerschar, die sich auf ein paar Tage Erholung gemischt mit dem Besuch von Training und Testspielen ihres Lieblingsclubs freute. Im Verlauf der Woche machten sie mit einer Pyro-Einlage und einer kleinen Flitzeraktion auf sich aufmerksam, die Mannschaft konnte aber insgesamt ungestört arbeiten.

Zu Beginn gab es jedoch gleich einen Schock: der Chilene Felipe Gallegos, Köpenicker seit Sommer und bisher regelmäßig außer Gefecht, gerade wieder halbwegs fit, ging nach einem Zusammenprall bei einem Kopfballduell bewusstlos zu Boden: Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch beendeten das Trainingslager für ihn gleich am ersten Tag, er wird sich wieder einmal in Geduld üben müssen. Auch der brasilianische Stürmer Silvio wurde im Verlauf der Woche durch eine schwere Verstauchung des Sprunggelenks außer Gefecht gesetzt. Abgesehen von diesen Verletzungen konnte der Verein aber unter idealen Bedingungen trainieren und absolvierte auch drei Spiele.

Testspiele

Gegen den spanischen Zweitligisten Recreativo Huelva (zu dem Zeitpunkt Platz 10 in der Segunda División) trennten sich die Berliner 1:1, und gewannen sowohl 2:0 gegen den niederländischen Erstligisten 1. FC Utrecht (6. der Eredivisie) als auch 3:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden (14. der Dritten Liga). Zurück in der Heimat gab es beim Test in Chemnitz gegen den ansässigen FC (7. der Dritten Liga) einen kleinen Rückschlag: Nur mit Mühe gewannen die Mannen von Uwe Neuhaus mit 2:1. 

gegen LausanneWahrscheinlich fiel es der Mannschaft zunächst nicht leicht, sich an den Temperaturunterschied von über 20 Grad Celsius zu gewöhnen. Dieses Problem schien später beim einzigen Heim-Test gelöst: der Schweizer Erstligist FC Lausanne-Sport (6. in der Super League) musste sich 4:2 geschlagen geben. An Simon Terodde wurde der Elfmeter verursacht, den Torsten Mattuschka zur frühen Führung verwandelte, danach erzielte Terodde die übrigen drei Union-Tore persönlich.

terrodeFür die Union-Fans bleibt zu hoffen, dass er diese Kaltschnäuzigkeit und Effizienz auch in der Liga beibehält. Die erste druckvolle halbe Stunde bezeichnete Uwe Neuhaus später als „erstligareif“, was danach kam war aber teilweise nur „Dritte Liga“. Die Schweizer spielten sicherlich nicht ihr volles Potenzial aus und kamen durch Standardsituationen (Freistoß, Ecke) zu ihren Ehrentreffern. Das Spiel wärmte immerhin die Herzen der bei -9°C frierenden 981 Zuschauer auf der Gegengerade, die aber zur Abwechslung einmal wieder etwas Bewegungsfreiheit genießen konnten. Beim letzten Test in Braunschweig schließt sich dann wie gesagt der Kreis.

Die Transfers

Nicht mehr im Kreise der Mannschaft sind Tijani Belaid, Maurice Trapp und Markus Karl. Die Vertragsauflösung von Belaid war eine logische Konsequenz der letzten Monate: der talentierte Wandervogel (u.a. schon bei Inter Mailand, dem PSV Eindhoven und Slavia Prag, jetzt bei Moreirense am portugiesischen Tabellenende angekommen) ist ähnlich wie sein „Vorgänger“ Santi Kolk nie in Köpenick angekommen und passte trotz viel versprechender Ansätze nicht zum Trainer bzw. dessen Spielphilosophie. Die Ausleihe von Maurice Trapp bis zum Saisonende ist nachvollziehbar, das Talent kann jetzt beim FC Hansa Rostock in der dritten Liga Spielpraxis sammeln.

Markus KarlDer Transfer von Stammspieler Markus Karl zum Ligakonkurrenten Kaiserslautern ließ hingegen aufhorchen: Karl ist davon überzeugt, die erste Bundesliga dort schneller erreichen zu können. Union traut er den Sprung anscheinend in den nächsten Jahren nicht zu und reiht sich ein in die Liste vergleichbarer Abgänge: Dominique Peitz, sein Vorgänger auf der „Sechser“-Position (nach Augsburg) sowie Chinedu Ede, der profitabelste Verkauf der Vereinsgeschichte (für €1,2Mio. nach Mainz). Man darf gespannt sein, ob sich Karl bei den Roten Teufeln durchsetzen kann, oder ob er ein ähnliches Schicksal auf der Reservebank erleiden wird (Ede) bzw. gar weitergereicht wird (Peitz zunächst nach Rostock, dann nach Karlsruhe). 

Der Club reagierte prompt und konnte einen Tag später mit Bariş Özbek einen viel versprechenden Ersatz präsentieren: der defensiv und offensiv einsetzbare Mittelfeldspieler hat mit Galatasaray Istanbul reichlich Erfahrung in der türkischen Süper Lig und auch international gesammelt, danach wechselte er zu Trabzonspor wo er aber größtenteils verletzt war. Union verkündete, der Wunschspieler „untermauert unsere Ambitionen und Ziele“ – was auch als Beruhigung nach dem Weggang von Karl verstanden werden kann.

Die neue Haupttribüne

HaupttribüneSomit bleibt der Ausblick zum nächsten Ligaspiel: am 1. Februar empfängt der 1. FC Union Berlin den SV Sandhausen und weiht dabei bereits überpünktlich die neue Haupttribüne ein. Am Innenleben des Funktionsgebäudes wird zwar noch gearbeitet, aber die Fans können schon einmal draußen Platz nehmen. Da auf der Wuhleseite mit Ausnahme von 166 Sitzen für die Gästefans alle wieder stehen dürfen, beträgt die Gesamtkapazität des Stadions an der Alten Försterei nun fortan 21.704 Zuschauer (darunter 17.937 Stehplätze). Tickets für ein Spiel zu erstehen wird damit etwas leichter, der Verein bietet sogar wieder Dauerkarten an (für die Rückrunde). Da Union dieses Projekt in weniger als sieben Monaten Bauzeit bereits so weit vorangetrieben hat, scherzen schon einige Fans, dass diese Expertise vielleicht auch bei anderen Baustellen in der Stadt zur Anwendung kommen könnte.

Inwiefern Union aus der Winterpause also nun gestärkt (überzeugende Testspiele, neue Tribüne, Neuzugang) oder geschwächt (Abgänge und Verletzungen) hervorgeht, werden die nächsten Wochen zeigen.

Fotos: Felix Natschinski

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

Auf www.GroundhoppingEtc.com und www.facebook.com/GroundhoppingEtc berichtet Felix über seine Stadionerlebnisse, u.a. in Berlin, London oder Prag.

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