Hauch von Fußball-Begräbnis: 1. FC Köln erkämpft bei Hertha BSC einen Punkt

MB Updated

Fußball BegräbnisSkepsis war angebracht. So richtig überzeugend klang im Vorfeld die Idee von den stillen 12 Minuten und 12 Sekunden nicht. Gibt es in manch einem Bundesligastadion nicht eh Leerphasen, in denen bei chancenarmen Gekicke nur ein Murmeln zu hören ist? Würde es wirklich DIE Wirkung erzielen, wenn die Kurven 12:12 Minuten lang verstummen? Das Spiel Hertha BSC gegen 1. FC Köln hat bewiesen: Ja, diese Aktion zeigt Wirkung. Und was für eine. Zumindest unter den Fans. Ob das Ganze auch wirklich in den entsprechenden Büros in Frankfurt am Main ankommt, ist die andere Frage.

Fußball BegräbnisSkepsis war angebracht. So richtig überzeugend klang im Vorfeld die Idee von den stillen 12 Minuten und 12 Sekunden nicht. Gibt es in manch einem Bundesligastadion nicht eh Leerphasen, in denen bei chancenarmen Gekicke nur ein Murmeln zu hören ist? Würde es wirklich DIE Wirkung erzielen, wenn die Kurven 12:12 Minuten lang verstummen? Das Spiel Hertha BSC gegen 1. FC Köln hat bewiesen: Ja, diese Aktion zeigt Wirkung. Und was für eine. Zumindest unter den Fans. Ob das Ganze auch wirklich in den entsprechenden Büros in Frankfurt am Main ankommt, ist die andere Frage.

12:12Gespenstisch. Surreal. Der wirklich entscheidende Punkt beim heutigen Zweitligaspiel im Berliner Olympiastadion war allerdings die schwarze Ostkurve. Dazu eine Blockfahne mit einem Kreuz, das in einem Fußball steckt. „Das Fußball-Begräbnis 12.12.2012“. Darunter ein riesiges Spruchband mit der entsprechenden Web-Adresse. Totenstille im weiten Rund unter den 34.000 Zuschauern. Auch im Gästeblock verharren die Anhänger des 1. FC Köln still auf den Sitzen. „Wollt Ihr es so haben?“, wurde auf einem gehaltenen Spruchband gefragt. 

12:12Wer möchte so etwas haben? Das Spiel wurde angepfiffen – und man hatte keineswegs das Gefühl, dass dort auf dem Rasen bereits der Ball rollte. Die große Distanz zwischen Spielfeld und Rängen verstärkte im Berliner Olympiastadion das Ganze dramatisch. Ein Fußballspiel ohne jeglichen Support? In der Tat, er wäre dann tot. Unvorstellbar. Einfach nicht mehr umsetzbar und vermarktbar. So emotional könnte kein Kommentator der Welt sprechen, um das Desaster auf Dauer für die TV-Zuschauer zu beschönigen. Fußball ohne Stimmung, ohne Fußballfans, ohne Ultras. Das mag in der Landesliga funktionieren, jedoch nicht in den großen Stadien. 

Hertha - KölnAber natürlich war es nicht mucksmäuschenstill. Eigentlich hätte es so sein müssen, doch bei den – wenn auch wenigen – spannenden Spielsituationen der Anfangsphase gab es schon die eine oder andere Regung auf den Rängen. Nachdem die letzten Sekunden heruntergezählt wurden (was vielleicht ein wenig albern wirken mag), wurde auf Berliner und auf Kölner Seite auf einem Schlag mächtig losgelegt. Zu überzeugen wusste die Ostkurve mit ihrem Fahnenmeer und all den Papierrollen und Konfettiregen. Eines steht jedoch fest, so eindrucksvoll die 12:12 Minuten auch waren, in der zweiten Halbzeit wirkte alles wieder sehr fern. Um wirklich Wirkung zu erzielen, müsste solch eine flächendeckende Aktion – ohne Wenn und Aber – über die kompletten 90 Minuten durchgezogen werden.

1. FC KölnUnd klar. Gespielt wurde auch noch. Immerhin, den Kölnern gelang das, was seit gefühlter Ewigkeit keinem Gästeteam mehr bei Hertha BSC gelang: Ein Treffer! Dresden, Ingolstadt, 1860 München, St. Pauli – alle hatten sie es zuletzt probiert. Ob mit 10.000 oder nur mit 150 Fans im Rücken. Egal, das Hertha-Gehäuse war zuletzt verrammelt. Die Kölner knackten jedoch das Bollwerk und schlugen völlig aus der Kalten zu. Erste Tormöglichkeit – erster Treffer. Nach Hereingabe machte McKenna mit dem Kopf die viel umjubelte 1:0-Führung klar. Beim Jubel der Gäste konnte man erstaunt feststellen, dass weitaus mehr Kölner Fans im Stadion waren als die rund 1.000 im eigentlichen Gästeblock. Auf der Haupttribüne verweilte nämlich noch eine recht große Geißbock-Kolonie. 

KölnerDie pure Kölsche Freude hielt exakt zehn Minuten. Kurz vor der Pause lochte Ronny nach toller Einzelleistung zum 1:1 ein. Im zweiten Spielabschnitt bestimmte ganz klar die Hertha das Spielgeschehen, doch hätte es in der 54. Minute nach guter Möglichkeit von Chihi durchaus 1:2 heißen können. Die größere Anzahl an Chancen hatten allerdings die Hausherren, die jedoch ihre Feldüberlegenheit nicht in Tore ummünzen konnten. Am Ende bleib es beim 1:1. Ein geholtes Pünktchen, das für Hertha BSC im Aufstiegskampf vielleicht noch entscheidend sein kann. Die Berliner (Rang zwei) und den in der laufenden Saison noch ungeschlagenen 1. FC Kaiserslautern (Rang drei) trennt derzeit gerade eben dieser eine Punkt.

Hertha BSCApropos Aufstieg: Nun ist es amtlich. Hertha BSC wird – wenn es denn sportlich klappt – am Ende der Saison mit dem gleichen offiziellen Vereinslogo aufsteigen wie damals am Ende der Spielzeit 1996/97. Die Fahne wird wieder Vereinsemblem, ließ der Verein mitteilen. Die „Fahne pur“ wird von jetzt an sukzessive das vorherige Emblem mit dem Ring und dem unnützen Zusatz „Berlin“ ersetzen. Der langjährige, mit Herzblut geführte Kampf der Hertha-Fans hatte sich also gelohnt. Steter Tropfen höhlte letztendlich den Stein. Das darf Hoffnung machen für die Anhänger des VfB Stuttgart und des VfL Wolfsburg, die ebenfalls für die historischen Embleme kämpfen. Die Ostkurve hatte beim Spiel gegen Köln das passende Spruchband parat: „Musterbeispiel Fahne pur – Ultras glaubt an Eure Träume!“

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Köln

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