Dynamo Dresden bei Hertha BSC: Guter Support, desaströses Angriffsspiel

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MB Updated

Nach Abpfiff der mit Spannung erwarteten Zweitligapartie zwischen Hertha BSC und der SG Dynamo Dresden hatte der neutrale Zuschauer ganz klar das Gefühl, dass das Ganze unter den Erwartungen blieb. Das lag vor allem an zwei Dingen: Zum einen waren die Ränge doch nicht ganz so gefüllt wie vielleicht erhofft. Zum anderen hatte die Gästemannschaft besonders in der Offensive ein mutloses Spiel abgeliefert, das die rund zehntausend Gästefans am Ende der Begegnung immer leiser werden ließ. Eines ist klar: Ein volles Berliner Olympiastadion unter der Woche ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Zumal, wenn der Anstoß bereits um 17:30 Uhr erfolgt. 

Dresden

Zuletzt kamen gegen den VfR Aalen 34.712 Zuschauer. Zieht man beim gestrigen Spiel die rund 10.000 Dynamo-Fans ab, so kam wieder fast exakt die gleiche Anzahl an Berliner Fußballfreunden. Insgesamt 45.747 Zuschauer waren es, die dem Nordost-Duell im weiten Rund beiwohnten. Für die 2. Bundesliga gewiss keine schlechte Hausnummer. Allerdings hätten es ruhig ein paar mehr sein dürfen. Dass die frühe Anstoßzeit sich in der Tat für viele Fans als Problem erwies, war unschwer während der ersten 30 Minuten zu erkennen. Zahlreiche Zuschauer strömten auf ihre Plätze während die Partie unten bereits längst lief. Schlimmer noch: Diese verpassten die riesige schwarz-gelbe Blockfahne des Dresdner Anhangs und zudem das Tor des Tages, das bereits in der fünften Minute fiel.

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Der Reihe nach. Die polizeilichen Einsatzkräfte waren bestens vorbereitet. Zwar birgt das Duell Hertha BSC gegen Dynamo Dresden wenig Brisanz, da man sich zuvor nie (Duelle mit Hertha II mal ausgenommen) direkt begegnet war. Allerdings sind 10.000 Gästefans ein Fakt für sich. So war ein Viertel des Olympiastadions nur für den Gästeanhang zugänglich. Zudem stand den Hertha-Fans und den neutralen Zuschauern nur der Eingang am Osttor zur Verfügung. Die Polizei zeigte in Form einer Reiterstaffel und aneinander gereihten Fahrzeugen mächtig Präsenz und ließ kaum Zweifel aufkommen, dass man alles im Griff haben würde. In der Tat zeigten sich die Gäste aus Sachsen recht entspannt. In einer Plastiktonne und mit Wagen brachten die Ultras Dynamo von der Jesse-Owens-Allee kommend ihre Utensilien in Richtung Stadion.

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Der Griff zum kühlen Blonden glich dagegen eher einem Griff ins Klo. Zwar wurde bei der örtlichen Gastronomie rings um das Stadion angegeben, dass es sich um dreiprozentiges Pils handle. Jedoch schmeckte es eher wie das berühmte „pi**warme Chango“ aus dem Filmklassiker Desperado. Genau meine Marke? Eher nicht! Sei es drum. Das Bier floss allgemein trotzdem in Strömen. Auch später im Stadion hielt der eine oder andere unbeschwert einen Literbecher in den Händen und machte keine Anzeichen, dass es ihm nicht schmecke. 

Hertha

Beim Einlaufen der Mannschaften gab es in der Ostkurve die gewohnte Schalparade zu sehen. Im Gästebereich wurde vom Oberring aus die gigantische Blockfahne herabgelassen. Dynamo Dresden schwarz auf gelb. Darunter die Silhouette von Dresden inklusive der Flutlichtmasten des früheren Rudolf-Harbig-Stadions. Am oberen Rand kokelte es ein wenig. Pyrotechnik unter dem Stoff. Im späteren Verlauf des Spiels blieben Bengalos und Rauchtöpfe in der Tasche. Stattdessen wurde verbal nach Kräften das Team auf dem Rasen unterstützt. Genutzt hatte es wenig. Auf Dresdner Seite wollte der Funke nicht überspringen. Die Hausherren hatten von der ersten Sekunde an alles im Griff. Bereits nach drei Minuten konnte Hertha drei Ecken für sich verbuchen. Hinzu kam ein Lattentreffer von Hertha-Kapitän Niemeyer. In der fünften Minute dann schließlich die Führung von Hertha BSC. Eine Freistoßhereingabe von Ronny bugsierte Bregerie ins eigene Tor. Wer dachte, jetzt müsste Dynamo ein Schippchen drauf legen, sah sich getäuscht. Hertha machte das Spiel und ließ hinten nichts, wirklich rein gar nichts anbrennen. Klare Fakten nach 35 Minuten: 8:0 Torschüsse. Am Ende waren es 21:3 Torschüsse, wobei von den drei nicht einer Hertha-Keeper Kraft wirklich in Bedrängnis bringen konnte. 

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Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts wurde auf beiden Seiten ein Spruchband mit der gleichen Aufschrift gezeigt. „Der Fußball braucht Meinungsfreiheit!“, so die klar formulierte Forderung der Dynamo- und Hertha-Fans. Hervorgehoben die drei ersten Angangsbuchstaben, die ein „DFB“ ergeben. Gemeinsam wurde nun das Olympiastadion mit einem kraftvollen „Scheiß DFB“ und einem ebenso intensiven „Fußballmafia DFB“ belebt. Auf Gästeseite blieb der Support bis zur 70. Minute auf recht hohem Niveau, anschließend ebbte die Stimmung zunehmend ab. Zu schlecht war einfach die Offensivleistung der Dynamo-Elf. Kein wirkliches Aufbäumen in der Schlussphase. Die drei extrem behäbig vollzogenen Auswechslungen auf Hertha-Seite nahmen auch noch den letzten Schwung aus der Partie. 

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Gewohnt knackig war die Stimmung in der gut gefüllten Ostkurve. Keine Frage, die dort stehenden Hertha-Fans geben ihr Bestes, um das weite Oval mit Leben zu füllen. Jedoch fiel gestern wieder einmal auf, dass der Funke nicht mehr auf die umliegenden Bereiche überspringt. Kein Vergleich zur Zeit Ende der 90er Jahre / Anfang des Jahrtausends, als das „Ha Ho He“ noch aus den verschiedensten Ecken angestimmt wurde und sich fast das gesamte Publikum dran beteiligt hatte. Fort sind zudem zahlreiche Unikate, die nach Bier schnuppernd in den Blöcken neben dem Marathontor standen und den Jungs auf den Rasen verbal einen Einlauf machten. Nein, die marode, größtenteils unüberdachte Schüssel aus der Zeit vor dem Umbau möchte man nicht zurückhaben. Allerdings vermisst man als Berliner schon ein wenig die Atmosphäre, die in der Aufbruchszeit nach dem Aufstieg im Jahre 1997 geherrscht hatte...

Fotos: Marco Bertram

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