Bayer 04 Leverkusen: Pillendreher, Werkself und Vizemeister – Rückblick / Fotos

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Was haben Espanyol Barcelona, Hertha BSC, Benfica Lissabon, FC Kaiserslautern Unterhaching und Real Madrid gemeinsam? Sie alle haben geschichtsträchtigen Erfahrungen mit Bayer 04 Leverkusen sammeln dürfen. Der Verein, der vom ungeliebten Pillendreher-Klub zum europäischen Zauberfußball aus dem Schmuckkästchen Bayarena avancierte und heute sein Werkself-Image professionell vermarktet. Der letzte zählbare Erfolg liegt 16 Jahre zurück und am 30. Mai hat der Club die Chance den minimal bestückten Trophäenschrank mit dem zweiten DFB-Pokal zu erweitern – Zeit für einen Rückblick.

Was haben Espanyol Barcelona, Hertha BSC, Benfica Lissabon, FC Kaiserslautern Unterhaching und Real Madrid gemeinsam? Sie alle haben geschichtsträchtigen Erfahrungen mit Bayer 04 Leverkusen sammeln dürfen. Der Verein, der vom ungeliebten Pillendreher-Klub zum europäischen Zauberfußball aus dem Schmuckkästchen Bayarena avancierte und heute sein Werkself-Image professionell vermarktet. Der letzte zählbare Erfolg liegt 16 Jahre zurück und am 30. Mai hat der Club die Chance den minimal bestückten Trophäenschrank mit dem zweiten DFB-Pokal zu erweitern – Zeit für einen Rückblick.

Lev

Mit dem DFB-Pokal-Sieg am 12. Juni 1993 gegen die Hertha BSC Amateure durch ein Tor von Ulf Kirsten begann der Aufstieg des Clubs in allen Bereichen: Europa, Fans und Bundesliga. Der Zuschauerschnitt stieg innerhalb von zwei Jahren um 5.000 und was in den 80er Jahren noch undenkbar war, trotz des UEFA-Cup Sieges 1988 gegen Espanyol Barcelona, die Stadionleinwand zeigte immer öfter „ausverkauft“. Klar wenn Schalke, Dortmund oder München Anfang der 90er Jahre zu Gast war und der H-Block geöffnet wurde, konnte man die Heimfans kaum erkennen. Dies änderte sich aber in der Leverkusener "nach 1993-Ära".

Benfica

Ein erster denkwürdiger Abschnitt war das Viertelfinale im Europapokal der Pokalsieger gegen Benfica Lissabon: Am 1. März 1994 fand das Hinspiel in Lissabon vor über 80.000 Zuschauern statt, darunter rund 500 Fans aus Leverkusen. Im Bayer-Team damals 90er Jahre Legenden wie Andi Thom, Paulo Sergio, Rüdiger Vollborn oder Christian Wörns. In der 66. Spielminute ging Bayer mit 1:0 in Führung, aber die Enttäuschung folgte durch  Isaias in der 90. Minute: Ausgleich.

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Am 15. März folgte das spektakuläre Rückspiel im Ulrich Haberland Stadion. Im Tor der Leverkusener stand statt dem damals verletzten Rüdiger Vollborn ein nervöser Dirk Heinen: Ulf Kirsten besorgte in der 24. Minute das 1:0, bevor Flankengott Bernd Schuster in der 58. mit 2:0 nachlegte. Alles deutete in Richtung Halbfinale, aber Benfica drehte auf: 2:1 Abel Xavier in der 59., 2:2 Joao Pinto in der 60. und das 2:3 durch Kulkow in der 78. Aufgrund der Auswärtstorregel reichte ein Unentschieden Bayer nicht mehr – ein Sieg musste her. Unglaublich aber war: In der 80. Minute fiel das 3:3 durch Ulf Kirsten und in der 82. Minute das 4:3 durch Pavel Hapal. Das Stadion stand Kopf, aber nur bis zur 85. Minute als Benfica durch Kulkow zum 4:4 Endstand traf. Ein denkwürdiger Abend, von dem es in den folgenden Jahren noch einige gab und die die Begeisterung auch über die Grenzen Leverkusens hinaus wachsen ließ.

Auch wenn es in der Saison 1995/96 ein Zwischentief gab und  Leverkusen am letzten Spieltag durch ein 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern im direkten Duell den Klassenerhalt sicherte, wurde in den folgenden Jahren immer wieder von Journalisten und Konkurrenten neidlos der „schönste Fußball der Liga“ gerühmt.
Nach der Fast-Abstiegssaison wurde Leverkusen 1997 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Vizemeister mit zwei Punkten Rückstand auf München. Da später drei weitere tränenreiche Vizemeisterschaften folgten , wurde „Vizekusen“ in vielen Auswärts-Stadien mit „Ihr werdet nie Deutscher Meister“ begrüßt. Nach dem zweiten Rang 1999 kam der 20 Mai 2000. Als Tabellenführer musste Leverkusen nach Unterhaching, während  der Meisterschaftskonkurrent Bayern München, der drei Punkte zurücklag, zu Hause Werder Bremen empfing. Leverkusen reichte ein Unentschieden verlor aber mit 2:0 unter anderem durch ein Eigentor von Michael Ballack. Dass die Münchener gewannen ist selbstredend. Das an Pech und Unvermögen noch zu toppen, war fast unmöglich, aber geschehen.

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Nach einem vierten Platz in der Saison 2000/2001, kam es zur ultimativen Vizekrönung der Fußballgeschichte in der Saison 2001/2002. Das Bundesliga-Finale machten in dieser Saison Borussia Dortmund und Leverkusen unter sich aus. Wir schreiben den vorletzten Spieltag. Leverkusen führt die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung an und muss zum abstiegsbedrohten FC Nürnberg. Die Franken gewinnen mit 1:0, während Dortmund in Hamburg mit 4:3 gewinnt.

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Der letzte Spieltag ist nur noch Formsache. Bayer gewinnt gegen Hertha BSC und Dortmund gegen Werder Bremen (ja wieder Werder). Dortmund wird Meister und freut sich über eine späte Revanche an Leverkusen. Genau zehn Jahre zuvor lag die Borussia im Tal der Tränen, da der VFB Stuttgart (Guido Buchwald in der 86. Minute) in Leverkusen Meister wurde. Während also Dortmund 2002 über die Meisterschaft jubelte, konnte 30 Kilometer weiter auch der Schalke 04 den Champagner schlürfen. Im DFB-Pokal gewannen die Königsblauen gegen .... na klar Leverkusen. Aber Bayer04 hatte dann nur noch Augen für ein Finale: Das Championsleague-Finale gegen Real Madrid in Glasgow. Nachdem die Leverkusener in einer unglaublichen Europapokal-Saison (damals noch mit zwei Gruppenphasen) sowohl CF Barcelona, Olympique Lyon, Juventus Turin, Arsenal London, FC Liverpool und Manchester United überwunden hatte, wartete die Starttruppe Real Madrid auf rot-schwarzen. Die spielfreudige Truppe um Fernando Hierro, Roberto Carlos, Figo, Zinedine Zidane, Raúl und Fernando Morientes gewann mit 2:1 und machte aus Leverkusen 2002 den finalen dreifach Vize. Für einige Leverkusener Spieler wie Oliver Neuville, Bernd Schneider, Jörg Butt, Carsten Ramelow und Michael Ballack sogar den Vierfach-Vize, da sie im Finale der Fußball-WM in Japan und Südkorea mit Deutschland gegen Brasilien verloren.

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Eine tränenreiche Saison. Im Rückblick, aber eine der erfolgreichsten und legendärsten der Vereinsgeschichte und vielleicht eines Tages wiederholbar, aber vielleicht mit dem quentchen mehr für den höchsten Platz des Siegertreppchens. Die auf 2002 folgenden Saisons waren weniger erfolgreich: ein dritter Platz 2004 in der Liga und ein neunter in dieser Saison. Vielleicht kann Leverkusen am morgigen 30. Mai wie 1993 wieder eine neue Ära anstoßen und in der Saison 2009/2010 den Erfolg neu auflegen - die Basis dafür ist geschaffen: Eine auf 30.000 Plätze umgebaute Bayarena und begeisterungsfähige Fans, die in der Vergangenheit viel belächelt wurden, die aber auf ihre Weise beispielsweise mit sagenhaften und viel diskutierten Fan-Choreografien geantwortet haben.

> Bayer 04 Leverkusen Fotostrecke

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