Zürich

Huhu Anke,

da müsstest du eigentlich den Kalleman fragen 8) .
Jetzt hatte es endlich mal mit dem Ausflug dorthin geklappt. Es war zum einen natürlich ein super Sommertag, allerdings haben wir kein ausführliches Touri-Programm gemacht, sondern sind einfach durch die Straßen gebummelt wie es uns in den Sinn kam (ich bin ja der Ansicht, in einer Stadt kann man sich nicht groß verlaufen (mit etwas Orientierungssinn) und nach einigem Überreden steckte meine Freundind dann auch die Straßenkarte weg und wir konnten uns "ungezwungen" bewegen). Am besten gefiel mir natürlich der See und das Bootfahren (habe eine leichte Affinität zu Wasser *g*). Klar ist die Stadt sehr nett und hübsch und wir hatten einen tollen Tag, aber die überschwengliche Begeisterung konnte weder ich noch die dritte im Bunde richtig nachvollziehen.

Grüße, Mira (die jetzt ganz schnell zum Zug muss)

Die Deutschen sind glaub ich ziemlich Fan von Zürich. 10% der Einwohner der Stadt Zürich sind Deutsche, die fühlen sich glaub puddelwohl. Meistens treten die neuangekommenen Deutschen zuerst mal tüchtig ins Fettnäpfchen. Wir ticken hier ziemlich anders. Da passieren dann schnell kulturelle Missverständnisse. Aber sobald sie gerafft haben, wie das hier läuft, sind sie -soweit mein Eindruck- ziemlich gut eingelebt.

Ich persönlich mag Zürich durchaus, aber mir stinkt dieses "Zürigeil". Immer muss alles das Beste und Grösste sein. Ich hätte lieber billige Wohnungen, Fahrradwege, weniger Verkehr, statt neuem Kongresshaus (natürlich das beste der Welt), Steuererleichterungen für Reiche und x "Glamour-Discos" mit ihren astronomischen Preisen, teures Filmfestival etc. Zürich ist zwar schon recht hübsch, sehr lebenswert, aber bietet in erster Linie was für Leute, die Geld haben und von denen hats genug hier. Zudem gibt es genug Leute, denen es wichtig ist gesehen zu werden, dass sie sich diese Bar leisten können. Manche haben auch völlig kein "Wertverhältnis" und zahlen jeden Preis ohne nachzudenken. Dazu ist hier der Dresscode sehr wichtig. Zürich kleidet sich. Dementsprechend ist auch das Publikum. Für uns Studenten ist in Zürich nicht viel. Für uns gibt es kaum Vergünstigungen, keine Studentenwohnungen, keine billigen Kneipen, nichts.

Glanz und Gloria wird vorallem am Paradeplatz und Bahnhofstrasse gelebt. Die rümpfen auch schon die Nase, weil billigere Läden einziehen und eine weniger "edle" Kundschaft bringen. Die Altstadt und gegenüber der Limmat das Niederdorf sind hübsche Quartiere mit vielen Gassen. Vorzugsweise steigt man auf den Lindenhof um aufs Niederdorf zu sehen. Früher war das Niederdorf Ausgehmeile, heute ist da nicht mehr viel los ausser Restaurants. Gibt dort sogar noch einige günstige und gute Kneipen.

Mir gefällt vielmehr das Zürich in den Quartieren. Dort, wo sich alle treffen, die angewidert sind von diesem Schicki-Micki-Zeugs, Kohle und Protz. Dort findet man auch noch Stadtoriginale, Kneipen mit Tradition, einen Jassteppich und keine Cüplis. Früher gab es da vorallem in Wiedikon eine tolle alternative Szene mit illegalen Bars und Clubs. Aber die Stadt hat alles dicht gemacht mit dem Vorwand des Drogenhandels. Hauptgrund dürften aber die Gastronomiekönige gewesen sein, die dort nicht abkassieren konnten. Der einzige Ort zurzeit, wo es noch etwas wie eine "Szene" gibt, ist die Umgebung der Langstrasse. Dort wohnen noch die alteingesessen Italienerfamilien und dort ist es egal, wie man rumläuft. Aber leider wohl nicht mehr lange. Die Schicki-Micki-Szene dringt auch hier hinein, die ärmeren Familien werden vertrieben und Yuppies übernehmen ihre Wohnungen. Die Preise gehen hoch.

Im Sommer mag ich Zürich sehr. Da trifft man sich in Parks mit dem Bier aus dem Supermarkt, weil einem die hohen Kneipenpreise auf den Kecks gehen. Aber schon sehr verdächtig, wie präsent die Polizei ist. Eine Razzia nach der anderen. Die Parks werden abgeriegelt bis auf einen Eingang. Angeblich wegen den Drogen, aber in Tat und Wahrheit stört sich dir Regierung daran, dass wir nicht in die teuren Kneipen gehen. Am See ist's halt nicht ganz ohne. Dort hat es viele Psychopathen, die dir mal grundlos eine reinhauen. Aber so in den Quartieren ists echt cool.

Ich mag den Westen von Zürich: Die Quartiere Wiedikon und Aussersihl mit ihren alten Häusern, abseits von Prunk und Protz. Nachts werden die Strassen gesperrt. Soweit ich weiss, wohnen hier seit Jahr und Tag viele Juden und die Strassen wurden schon immer gesperrt. Finde ich super, endlich mal keine Autos. Diese beiden Quartiere leisten dem reichen Zürich erstaunlich erfolgreich Widerstand. Sonst wäre da schon alles mit teuren Wohnungen verbaut.

Im Sommer ist der Letten eine sehr gute Adresse. Sehr grün. Schwimmer laufen ein Stück hoch und lassen sich von der Strömung der Limmat hinuntertreiben. Abenteurer im unteren Letten, Geniesser im oberen Letten.

Dann ist da noch Fluntern und Hottingen, dort ist auch der Zoo hoch über der Stadt. Das ist eine ganz andere Welt. Gutes Naherholungsggebiet. Eine Schiffahrt ist auf jedenfall zu empfehlen. Nicht teuer, echt schön, vorallem wenn man bei guten Wetter die Silhouetten der verschneiten Berge sieht. Nicht unerwähnt bleiben darf der Uetliberg. Marco wurde dort tief engeschneit. Deshalb konnte er die Aussicht nicht geniessen. Von diesem Hausberg sieht man über die ganze Stadt. Bin gerne dort oben.

Kontakt zu knüpfen ist hier nicht einfach. Die Zürcher können da sehr reserviert sein. Nur einer von meinem Freundeskreis stammt aus Zürich. Alle anderen aus allen möglichen Teilen der Schweiz und aus Deutschland. Die Deutschen sind da viel kontaktfreudiger. Als Schweizer ist man da schnell mal überrascht und überfordert aber ich bin froh, dass da dank den Deutschen etwas Leben reinkommt.

Ich lebe gerne hier im Westen. Leider kann ich aus finanziellen Gründen selten mal auf Kneipentour. Ansonsten bin ich rundherum zufrieden.

Soweit mein kleiner Reiseführer

hallo mira,

die ersten drei fotos sind megageil!
besonders das zweite bild - das schwarz-weiße mit den passanten ist echt klasse!

gruß franki

hallo kalleman,

dein kleiner reiseführer über zürich gefällt mir!
wohnst du direkt in zürich oder im umland?
wie teuer ist denn eine zweiraumwohnung in der züricher city?
und zum vergleich eine wohnung in Wiedikon und Aussersih?
und wenn nachts die dortigen straßen gesperrt werden - wo stellen die anwohner ihre fahrzeuge ab?

gruß franki

franki schrieb: hallo kalleman,

dein kleiner reiseführer über zürich gefällt mir!
wohnst du direkt in zürich oder im umland?
wie teuer ist denn eine zweiraumwohnung in der züricher city?
und zum vergleich eine wohnung in Wiedikon und Aussersih?
und wenn nachts die dortigen straßen gesperrt werden - wo stellen die anwohner ihre fahrzeuge ab?

gruß franki

Ich wohne beim EM-Stadion Letzigrund etwas ausserhalb der Stadt, aber nicht allzuweit von Aussersihl. Freie Wohnungen sind in Zürich kaum zu bekommen, zumindest nicht für einen anständigen Preis. Für ein Ein-Zimmerloch, uralt, schlecht, zahlst du locker mal 700 Euro. Die Wohnungsnot in Zürich ist schon lange bekannt, aber man hat nur neue "Luxuswohnungen" und Apartments für die Arbeitsnomaden der grossen Konzerne gebaut, obwohl es vor allem an billigem Wohnraum fehlt. So mit 1500 Euro bist du da dabei für 3 1/2-4 1/2 Wohnung, meist etwas ausserhalb. Kleinere Wohnungen schätze ich mal, fangen bei 800 Euro an. Die Wohnungen in Wiedikon gehen unter der Hand weg, ich habe keine Ahnung, wieviel diese alten Wohnungen kosten, aber sie sind sicherlich nicht billig.

Billige Wohnungen gibt es nur bei den Genossenschaften, aber dort geht man auf eine Warteliste und das warten kann unendlich lang werden, weil die halbe Stadt nach billigen Wohnungen sucht.

hallo mira,
ich habe eben mal freie minuten gehabt und mir deine bilder aus zürich noch einmal angeschaut. klasse!
ich wünschte, ich hätte auch so ein fotografisches auge. meine fotos werden bei weitem nicht so gut wie die hier. :oops: :cry:

lg anke