Bremen kann nicht nur einen auf laute Party machen. Allzu klar, dass sich viele Sixdays-Fans auf Mickie Krauses Hits „Reiß die Bude ab!“ und „Geh mal Bier hol´n!“ freuen, doch zum Auftakt durfte es am Donnerstagabend mal klassischer zugehen - und zwar unter anderen mit dem „Ritt der Walküren“ und „Also sprach Zarathustra“. Und ja, der große Aufwand hatte sich gelohnt, das Experiment ist geglückt! Für den Startschuss der 53. Sixdays Bremen haben sich die Veranstalter etwas ganz besonders einfallen lassen. So wurde im Innenraum der ÖVB Arena ein Bereich abgesperrt und ein großes Podest aufgebaut. Auf diesem konnten 110 Musiker des Jugendsinfonieorchesters Bremen-Mitte ihre Plätze einnehmen. Kurz nach 21 Uhr, nachdem das Fahrerfeld vorgestellt wurde und sich eingeschrieben hatte, erklangen schließlich die ersten Klänge. Neben den beiden erwähnten Stücke gab es unter der Leitung von Martin Lentz Klänge der Filmmusik aus „Rocky“ und „Star Wars“ zu hören. Clemens Fritz (SV Werder Bremen) und Martin Rütter (Comedian) gaben den Startschuss, und während das Orchester noch spielte, drehte das Fahrerfeld die ersten Runden. Auf in das Ausscheidungsfahren, welches den ersten Wettbewerb des Sechstagerennens bildete. Dieses wurde schließlich von Leif Lampater, der mit Wim Stroetinga das „Team 1 - Schulenburg“ bildet, gewonnen.
Sixdays Bremen: Nach dem Ritt der Walküren legten Kalz und Keisse einen guten „Ritt“ hin
Es sollte ein flotter Abend werden, an dem es ohne Pausen Schlag auf Schlag ging. So startete gleich nach dem Ausscheidungsfahren die erste Große Jagd über 45 Minuten. Aufgrund der kurzen schnellen Bahn gab es etliche Rundengewinne zu verzeichnen. Fünf Minuten vor Schluss befanden sich schließlich noch fünf Teams in der Nullrunde, doch 20 Runden vor Schluss bliesen Marcel Kalz und Iljo Keisse zur Attacke. Herausgefahren wurde ein Rundenvorsprung, der letztendlich über die Zeit gebracht werden konnte. So wurde bereits am ersten Abend mehr als deutlich, dass diese beiden neben Christian Grasmann und Kenny de Ketele (Team 2- ÖVB) in Bremen zu den diesjährigen Top-Favoriten zählen. Dass Kalz und Keisse gut in Form sind, konnten sie im späteren Verlauf auch beim 500 Meter Zeitfahren unter Beweis stellen. Mit 27,749 Sekunden konnten Achim Burkart und Nico Heßlich eine prima Zeit vorlegen, doch Kalz und Keisse konnten diese unterbieten. Bei 27,725 Sekunden blieb die Uhr stehen. Keine Frage, auch in diesem Jahr gehört dieser Wettbewerb zu den Highlights der Abende.
Beim Publikum in der Regel sehr beliebt sind auch die Sprint-Wettbewerbe. Da Sprintstar Maximilian Levy im Vorfeld der Sixdays Bremen gestürzt war und nun seine Schulterverletzung in Hinblick auf das Berliner Sechstagerennen auskuriert, holten die Verantwortlichen um Erik Weißpfennig und Peter Rengel den Olympiateilnehmer René Enders mit ins Bremer Boot. Auf der Bahn für Furore sorgte indes der tschechische Sprinter Tomáš Bábek, der sowohl das Rundenrekordfahren, als auch den Keirin-Wettbewerb für sich entscheiden konnte. In der Gesamtwertung führt Bábek derzeit vor Enders.
Was des weiteren noch am ersten Abend im Geiste hängen blieb? Klar doch, für den Auftritt beim LAOLA-Sprint hatte sich Marcel „Baller“ Barth, der in Bremen seinen Abschied feiern wird, wieder etwas besonderes einfallen lassen. Vornweg mit einem futuristischen Ganzkörperkostüm! Früher waren es ein Umhang und eine Krone, heute sind es Helm und kompletter Anzug, der einen erscheint lässt wie ein Turtle-Ninja, ein Robocop oder gar wie ein Außerirdischer. Dass es durchaus schlaucht, mit solch einer Maskerade - freihändig, in der rechten Hand ein Spielzeuggewehr - die Runden zu drehen, war nach dem Rennen nicht zu übersehen.
Stichwort Kleidung. Ein ganz anderes Kleidungsstück erhielt während der Präsentation Christian Grasmann. So wurde dem frisch gebackenen Papa ein echter Werder-Strampler (Weserbomber) überreicht, dazu noch ein Schnuller aus der offiziellen Fan-Kollektion des SV Werder Bremen. Schließlich könne es ja sein, dass Söhnchen Hannes statt einer möglichen Radsport-Karriere lieber einen Fußball-Weg einschlagen wird. Und bevor der in München geborene und aktuell im bayerischen Holzkirchen wohnende Papa Grasmann seinem Nachwuchs ein erstes Fan-Utensil irgendeines bayerischen Vereins überstreifen wird, kam man nun in Bremen dem Ganzen zuvor. Ob der grün-weiße Nucki allerdings dem Kleinen auch wirklich in den Mund gestopft wird, bleibt abzuwarten. Schauen wir erst einmal, ob man in Berlin ebenfalls in die Fan-Kiste greifen wird und etwas eisernes oder herthanisches dem Nachwuchs zukommen lässt. Wir bleiben diesbezüglich am Ball! Bevor es jedoch soweit sein wird, haben Christian Grasmann und sein belgischer Team-Partner Kenny de Ketele noch fünf lange Tage in der ÖVB Arena vor sich. Und hey, es geht schließlich um die Titelverteidigung!
Fotos: Arne Mill