BDR-Auswahl steigert sich beim 2. Weltcup in Apeldoorn: Gold für Pauline Grabosch

BM Updated 17 November 2016
BDR-Auswahl steigert sich beim 2. Weltcup in Apeldoorn: Gold für Pauline Grabosch

Nach dem schwachen Auftritt beim ersten Weltcup in Glasgow ohne Medaillen und den zuletzt auf Funktionärsebene erfolgten Negativmeldungen insbesondere im Hinblick auf den Rücktritt des stellvertretenden BDR-Präsidenten Peter Streng, konnte sich der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) im niederländischen Apeldoorn beim zweiten Weltcup der Saison 2016/17 mit immerhin zwei Medaillen und zum Teil verbesserten Leistungen wieder etwas ins Rampenlicht setzen.

Grabosch

Während die Männer in acht Disziplinen an den Start gingen, gab es für die Frauen nur sechs Wettbewerbe zu absolvieren. Dabei war die junge Pauline Grabosch im Kurzzeitbereich auf sich allein gestellt und sie meisterte diese Aufgabe bravourös. Sie verzichtete zwar auf einen Start im Keirin und mangels Partnerin notgedrungen auch auf den Teamsprint, wo sie in Zukunft durchaus große Ambitionen hegt. Doch ihre Leistungen im 500 m Zeitfahren und im Sprint konnten sich  mehr als sehen lassen, wo sie vor allem ihre Zeitfahrqualitäten unter Beweis stellte. Über die 500 m war sie sowohl in der Qualifikation als auch im Finale die jeweils Schnellste und distanzierte dabei so starke Fahrerinnen wie Wai Sze Lee aus Hongkong, Tania Calvo aus Spanien und die Britin Katy Marchant, wobei sie im Finale mit 33,974 Sekunden als einzige die 34 Sekunden-Grenze unterbot. Schnellste war Pauline Grabosch auch in der 200 m Qualifikation für den Sprintwettbewerb, wo sie unter 22 Teilnehmerinnen mit 11,067 Sekunden ein Stundenmittel von 65,058 km/h erzielte und die schnelle Wai Sze Lee distanzierte. Nachdem sie im Achtelfinale gegen die Australierin Holly Takos siegte, scheiterte sie aber dann im Viertelfinale in zwei Läufen an der späteren Silbermedaillengewinnerin Tania Calvo, die Wai Sze Lee im Finale um Gold glatt in zwei Läufen unterlag.

wild

Vom BDR war im Ausdauerbereich nur Tatjana Paller in Apeldoorn am Start, die im 20 km Punkterennen, das von der Britin Elinor Barker gewonnen wurde, auf Platz 12 unter 18 Starterinnen einkam und auch im Omnium nur Platz 15 belegte. Nach einem enttäuschenden letzten Platz im Ausscheidungsfahren lag sie vor dem abschließenden Punkterennen auf dem vorletzten 18. Platz, um sich durch einen Rundengewinn im letzten Wettbewerb noch um drei Plätze zu verbessern. Gegen eine dominierende Kirsten Wild aus den Niederlanden oder der jungen Britin Emily Kay war sie allerdings chancenlos. 

Teamsprint

Bei den Männern erzielten die Teamsprinter das beste Ergebnis, die in der Besetzung Robert Förstemann, Eric Engler und Tobias Wächter im Lauf um Bronze gegen Spanien erfolgreich waren, nachdem sie unter 13 Teams die zweitbeste Zeit in der Qualifikation hinter den jungen Briten Jack Carlin, Ryan Owens und Joseph Truman erzielt hatten. In der 1. Runde gegen Russland siegten die Deutschen zwar, aber mit der gefahrenen Zeit von 44,383 Sekunden lagen sie hinter den Laufsiegern aus Großbritannien und Frankreich, die im Finale um Gold fuhren, das für die Briten zu einer relativ klaren Angelegenheit wurde. 

Eric Engler

Während im Keirin der Tscheche Tomas Babek seinen Erfolg von Glasgow wiederholte und hier Tobias Wächter nur Platz neun belegte, waren unter 36 Sprintern in der 200 m Qualifikation Eric Engler als 18. und Robert Förstemann als 30. (!) am Start, wobei Letzterer als Ersatz für den erkrankten Jan May einsprang und ohne Vorbereitung bzw. gezieltes Training sogar das Sechzehntelfinale verpasste. Hier kam Eric Engler gegen den Polen Mateusz Rudyk dann eine Runde weiter, um im Achtelfinale an dem starken Spanier Juan Peralta zu scheitern. Altmeister Andrii Vynokurov aus der Ukraine (34 Jahre) bezwang im Finale der Routiniers den Polen Kamil Kuczynski (31 Jahre) in zwei Läufen, der noch in Glasgow auf dem obersten Treppchen gestanden hatte. 

Im Ausdauerbereich der Männer ging die Mannschaft des BDR erneut leer aus, wenngleich durchaus einige Lichtblicke vorhanden waren. Dazu zählte der Berliner Maximilian Beyer, der im Omnium am Start war und dort unter 19 Teilnehmern einen guten 8. Platz belegte, nachdem er vor dem abschließenden Punkterennen als Fünfter noch aussichtsreich im Rennen lag. In dem tempostarken Rennen, in dem es keinen Rundengewinn zu verzeichnen gab, holte der Berliner leider keine Punkte, während Fahrer wie der Spanier Albert Torres (22 Punkte) oder der Franzose Benjamin Thomas (19 Punkte) eifrig punkteten, ohne aber den nach drei Disziplinen überraschend führenden Polen Szymon Sajnok noch einzuholen. Der Pole hatte am Ende 127 Punkte auf seinem Konto und siegte vor Albert Torres mit 124 Punkten sowie Benjamin Thomas mit 107 Punkten.

Lucas Liss

Es verwunderte ein wenig aus deutscher Sicht, dass Lucas Liss der meistbeschäftigste Fahrer war, obwohl er von seiner besten Form derzeit weit entfernt ist. In drei Wettbewerben ging er an den Start und konnte in allen Disziplinen keine Akzente setzen. Im Scratchrennen, das der Weißrusse Raman Ramanau vor dem Briten Christopher Latham und dem Belgier Moreno de Pauw gewann, wurde er nur 17., um dann im vom Iren Mark Downey dominierten Punkterennen über 30 km den 10. Platz zu belegen. Im letzten Wettbewerb des Weltcups startete er dann noch mit dem Berliner Sebastian Wotschke im Madison und auch hier spielten beide keine Rolle. Es war ein recht turbulentes Rennen mit einem teilweise völlig auseinandergefallenen Fahrerfeld, das von dem belgischen Routinier Kenny de Ketele souverän gestaltet wurde, der dieses Mal an der Seite seines jungen Landsmannes Robbe Ghys fuhr und mit 40 Punkten den Sieg vor den spurtstarken Italienern Francesco Lamon/Simone Consonni herausfuhr, die mit 28 Punkten die Briten Mark Stewart/Oliver Wood mit 19 Punkten auf den Bronzeplatz verwiesen. Die beiden Deutschen verloren zwar keine Runde, aber ohne einen einzigen Punkt erspurtet zu haben, blieb für sie nur der 11. Platz übrig. Es bleibt offen, ob ein Team mit Routinier Leif Lampater und vielleicht dem großen Talent Moritz Malcharek hier besser abgeschnitten hätte!? 

apeldoorn

Diese beiden waren auch in der Mannschaftsverfolgung am Start, wo sie mit Maximilian Beyer und Jasper Frahm in der Qualifikation unter 16 Teams mit einer Zeit von 4:07,078 Minuten wie in Glasgow auf den 13. Platz fuhren und somit erneut die 1. Runde verpassten. Ein kleiner Lichtblick dennoch, da sie in Apeldoorn eine halbe Sekunde schneller waren und auch der Abstand zum 8. Platz um immerhin 1,5 Sekunden verringert werden konnte. Erstaunlich war der Finalsieg von Kanada gegen Belgien, während Bronze an Frankreich ging und die Briten dieses Mal leer ausgingen, wobei sie allerdings mit einer blutjungen Mannschaft am Start waren, die bestimmt noch in Zukunft von sich reden machen wird. 

Die im Februar nächsten Jahres folgenden Weltcups in Cali und Los Angeles sollen dann von der ersten Garnitur des BDR in Angriff genommen werden, so dass die Hoffnung besteht, im Medaillenspiegel wieder ein ernstes Wörtchen mitzusprechen. Man muss allerdings konstatieren, dass die Weltelite des Bahnradsports noch enger zusammengerückt ist und nunmehr auch Nationen wie Kanada, Polen oder auch Spanien sich immer mehr in den Vordergrund schieben und dabei auch China und Hongkong zu beachten sind. Der Faszination des Bahnradsports kann diese Entwicklung nur dienlich sein, zumal auch Medien wie Eurosport mit tollen Übertragungen in diesem Winterhalbjahr versuchen, neue Fans für diese Sportart zu gewinnen. 

Text: Bernd Mülle    

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Weltcup in Apeldoorn 2016

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport

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