Ion Izagirre triumphiert in den Alpen auf der vorletzten Tour-Etappe

BM Updated 27 Juli 2016
Ion Izagirre triumphiert in den Alpen auf der vorletzten Tour-Etappe

IonMit Vorsicht zum Erfolg: auch das ist eine Möglichkeit seine Souveränität zu zeigen und sein Können zu demonstrieren. Der 31-jährige Brite Christopher Froome vom Team Sky hat auf der vorletzten Etappe von Megeve nach Morzine über 146 km bei regennassen, rutschigen Straßenverhältnissen nochmals seine Überlegenheit unter Beweis gestellt. Noch einmal waren nicht weniger als vier Anstiege nebst Abfahrten in den Alpen zu bewältigen und nach dem Start um 13.00 Uhr riss als Erster der Franzose Pierre Rolland von Cannondale-Drapac aus, der gestern gestürzt war, aber tolle Moral bewies. Ihm schlossen sich kurz danach sukzessive weitere Fahrer an und so bildete sich eine 36-köpfige Ausreißergruppe (!) unter Führung des slowakischen Weltmeisters Peter Sagan von Tinkoff, der mit Roman Kreuziger aus Tschechien einen Teamkameraden an der Seite hatte, der als 12. der Gesamtwertung noch Ambitionen besaß, die Tour unter den Top Ten zu beenden.

PyroIn dieser Gruppe dabei war auch wieder einer der großen Kämpfer dieser Tour, der Belgier Thomas de Gendt von Lotto-Soudal, der sich vor der ersten Bergwertung absetzte und diese auch gewann. Der kurz danach einsetzende Regen ließ Schlimmes befürchten, aber es blieb zunächst nur ein kurzer Schauer und als der anstehende Zwischensprint vom Australier Michael Matthews von Orica-BikeExchange gewonnen wurde, stand schon gleich die zweite Bergwertung an. Am Col de la Colombiere war die Spitzengruppe immer noch 30 Mann stark und durch einen weiteren Regenschauer war vorsichtiges Taktieren angesagt. Der Vorsprung zum Hauptfeld wuchs stetig an und dafür verantwortlich zeichnete in erster Linie Peter Sagan, der unentwegt Führungsarbeit leistete. Als amtierender Weltmeister zeigte er bei dieser Tour großes Engagement und beeindruckte mit einer sehr offensiven Fahrweise, für die er auch als kämpferischster Fahrer der Tour von der Jury ausgezeichnet wurde.

RafalOhne den Führenden in der Bergwertung, den Polen Rafal Majka von Tinkoff, noch gefährden zu können, gewann Thomas de Gendt auch die zweite Bergwertung und blieb hinter dem Polen auf Platz zwei. An der Spitze der Gruppe machte Peter Sagan unverändert großes Tempo, so dass die Führungsgruppe auseinander gerissen wurde. Mit dem Weltmeister und seinem Teamkollegen Roman Kreuziger verblieben nach der Abfahrt noch der Spanier Jon Izaguirre von Movistar, der Italiener Vincenzo Nibali von Astana, die Franzosen Alexis Gougeard von Ag2r La Mondiale und Julian Alaphilippe von Etixx-Quick Step, der Kolumbianer Jarlinson Pantano von IAM Cycling und der Portugiese Rui Costa von Lampre-Merida in führender Position und als der Anstieg zum Col de la Ramaz begann, war es immer wieder Peter Sagan, der sich uneigennützig in den Dienst seines Teamkollegen Roman Kreuziger stellte und die Führungsarbeit übernahm, bis er 10 km vor dem Gipfel abreißen lassen musste. 

alpenImmer wieder veränderte sich die Situation an der Spitze und schließlich griff erneut Thomas de Gendt an, der auch die 3. Bergwertung im Alleingang für sich entschied. Danach dominierten Jarlinson Pantano und Julian Alaphilippe, die davonzogen und dann am Beginn des letzten Anstiegs zum Col de Joux Plane mit 1:55 Minuten vorn lagen. Während in den hinteren Regionen die Favoriten noch geschlossen beisammen lagen, ging vorn die Post ab. 

froomeVincenzo Nibali startete einen Angriff, nachdem Astana-Kapitän und Landsmann Fabio Aru dem Tempo der Gruppe der Favoriten nicht mehr folgen konnte und Vincenzo Nibali freie Fahrt erhielt. Ganz vorn versuchte Julian Alaphilippe sich von Jarlinson Pantano zu lösen, aber der bei dieser Tour beeindruckende Kolumbianer ließ sich trotz leichten Problemen nicht abschütteln und auch Vincenzo Nibali kam nun ganz nach vorn. Dann schaltete sich auch Jon Izaguirre im Kampf um den Etappensieg ein, es folgte ein erbitterter Kampf, in den Julian Alaphilippe bald nicht mehr eingreifen konnte. 

Es regnete immer noch stark und in der Abfahrt zum Ziel in Morzine zeigte sich Jon Izaguirre als der Stärkste, der seinen Kontrahenten keine Chance ließ, sich absetzte und im Alleingang als umjubelter Sieger die Ziellinie erreichte. Mit 19 Sekunden vor Jarlinson Pantano und 42 Sekunden vor Vincenzo Nibali war der Spanier am Ende siegreich in einem Finale, das bei Dauerregen höchste Anforderungen an die Fahrer stellte. So ließen die Favoriten überwiegend Vorsicht gelten und der Kampf um die Podiumsplätze blieb mehr oder weniger aus. Dagegen schafften Roman Kreuziger, der Sechster mit 1:44 Minuten Rückstand wurde, und der Spanier Joaquin Rodriguez von Katusha als Achter mit 3:24 Minuten Zeitverlust noch den Sprung unter die Top Ten der Gesamtwertung, wo Fabio Aru und der Niederländer Bauke Mollema von Trek-Segafredo keinen Platz mehr fanden. 

froomeFür Christopher Froome, der nach seinem Sturz am Vortag eher vorsichtig fuhr, drohte aber keine Gefahr mehr, zumal weder der Franzose Romain Bardet von Ag2r La Mondiale noch der Kolumbianer Nairo Quintana von Movistar, die ihre Plätze verteidigen konnten, sich zu einem entscheidenden Angriff entschlossen. Der vor der Tour hoch gehandelte Kolumbianer schien sich mit Platz drei zufrieden zu geben, zumal er offensichtlich mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Insofern ist seine Leistung beachtenswert, wenngleich seine Fans etwas enttäuscht sein mussten. 

Bester Deutscher war auch auf dieser schweren Alpenetappe Emanuel Buchmann von Bora-Argon 18, der als 34. nochmals 9:10 Minuten preisgeben musste und in der Gesamtwertung auf einem sehr guten Platz 21 liegt. Enttäuschend auf dieser Etappe war das Auftreten von Tony Martin von Etixx-Quick Step, der mit über 36 Minuten Verspätung als 175. und Letzter die Ziellinie überquerte. 

Der morgige Schlusstag, der auf dem Champs-Elysees in Paris endet, verspricht noch einmal ein spannendes Finale der Sprinter, in dem hoffentlich auch die beiden Deutschen Andre Greipel von Lotto-Soudal und Marcel Kittel von Etixx-Quick Step wieder kräftig mitmischen werden.

Text: Bernd Mülle                  

Fotos: Heinz Zwicky und Serge Waldbillig

> zur turus-Fotostrecke: Tour de France 2016

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