Tour de France kommt in entscheidende Phase: Froome vor drittem Gesamtsieg

BM Updated 20 Juli 2016
Tour de France kommt in entscheidende Phase: Froome vor drittem Gesamtsieg

FroomeNach einigen Urlaubstagen bleibt mir mit der 16. Etappe der Tour de France nur eine kurze Nachbetrachtung bzw. der Ausblick auf die restliche Tourwoche, die noch einiges an Spannung verspricht. Die Überlegenheit einerseits des Gesamtführenden Briten Christopher Froome vom Team Sky und andererseits die bereits gefallene Vorentscheidung im Kampf um das Grüne Trikot des Führenden in der Punktewertung durch den slowakischen Weltmeister Peter Sagan von Tinkoff weisen relativ klare Verhältnisse aus, aber der Schein kann auch trügen.

saganMit dem Sieg von Peter Sagan auf der 11. Etappe, die er vor Christopher Froome und dem polnischen Tinkoff-Fahrer Maciej Bodnar gewann und dabei mit einem Windkantencoup das große Feld unter Führung des Viertplatzierten Alexander Kristoff aus Norwegen vom Team Katusha um sechs Sekunden distanzierte, war schon eine Vorentscheidung zumindest um das Grüne Trikot gefallen. Die prognostizierte Sprintankunft war 12 Kilometer vor dem Ziel nur noch Utopie, als sich die beiden Teamkameraden Peter Sagan und Maciej Bodnar absetzten und kurz danach die beiden Sky-Fahrer Christopher Froome und Geraint Thomas, der später wieder abreißen lassen musste, zu ihnen aufschlossen. Der starke Wind hatte für eine Zersplitterung des Feldes gesorgt, das in verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Zeitabständen ins Ziel kam. Während Christopher Froome einige Sekunden gegen seine ärgsten Gegner herausfuhr, lag Peter Sagan in der Punktewertung nunmehr schon mit einem Vorsprung von 90 Punkten vor dem Briten Mark Cavendish von Dimension Data in Führung.

Die 12. Etappe mit dem Mont Ventoux verlief nahezu im Chaos. Nur der Belgier Thomas de Gendt von Lotto-Soudal, in einer frühen Ausreißergruppe vertreten, konnte als Sieger dieser Etappe jubeln und sich das Bergtrikot durch den Gewinn aller drei Bergwertungen zurückerobern. Dagegen war für seinen Landsmann Jürgen van den Broeck vom Team Katusha, der nicht mehr an den Start ging, die Tour ebenso zu Ende wie für den Franzosen Angelo Tulik von Direct Energie, der aufgeben musste. 

froomeAls sich Christopher Froome mit dem Australier Richie Porte von BMC Racing und dem Niederländer Bauke Mollema von Trek-Segafredo im Anstieg zum Mont Ventoux von den restlichen Favoriten absetzen wollte, wurden sie in einen Sturz verwickelt, verursacht durch den Weg versperrende Zuschauer, die ein Motorrad urplötzlich zum Stehen zwangen, auf das die Fahrer auffuhren. Das Chaos war noch nicht zu Ende, denn die Jury hatte große Probleme diesen Vorgang richtig zu bewerten, denn die Räder von Christopher Froome und Richie Porte waren beschädigt und da für Christopher Froome kein Ersatzrad zur Verfügung stand, lief der Brite zunächst zu Fuß weiter, dabei natürlich Zeit verlierend. Bauke Mollema war von den Dreien der einzige, der weiterfahren konnte und so verloren Richie Porte und Christopher Froome auf den Niederländer 56 Sekunden bzw. 1:40 Minuten. Nachdem zunächst der Brite Adam Yates von Orica-BikeExchange als neuer Spitzenreiter der Gesamtwertung proklamiert wurde, nahm die Jury schließlich eine Korrektur dahingehend vor, dass Richie Porte und Christopher Froome mit derselben Zeit wie Bauke Mollema gewertet werden. So blieb der Topfavorit aus Großbritannien weiterhin in Gelb vor seinem Landsmann Adam Yates und seinem vermeintlich ärgsten Rivalen Nairo Quintana aus Kolumbien von Movistar.

TourSieger der 13. Etappe, dem Einzelzeitfahren über 37,5 km, wurde der Niederländer Tom Dumoulin vom Team Giant-Alpecin, der für die Strecke 50:15 Minuten benötigte und Christopher Froome um 1:03 Minuten auf den zweiten Platz verwies vor dem überraschend starken Portugiesen Nelson Oliveira von Movistar, der 1:31 Minuten verlor. Mit 2:05 Minuten Rückstand blieb für den besten Deutschen Tony Martin von Etixx-Quick Step nur der 9. Platz übrig, während Nairo Quintana als 20. einen Rückstand von 3:08 Minuten aufwies und dabei vielleicht schon zuviel Zeit gegen Christopher Froome verloren hat. Der Brite hat jetzt schon als Spitzenreiter der Gesamtwertung fast 3 Minuten Vorsprung auf Nairo Quintana, der hinter Bauke Mollema und Adam Yates auf Platz vier liegt. Nicht mehr gestartet waren der Franzose Thibaut Pinot von FDJ und der Australier Simon Gerrans von Orica-BikeExchange, die mit einer Bronchitis bzw. einem Schlüsselbeinbruch die Weiterfahrt einstellen mussten, während der Belgier Edward Theuns von Trek-Segafredo sich bei einem Sturz einen Wirbel brach, der ihn zum Ausscheiden zwang.

MarkAm Tag danach hatten noch einmal die Sprinter das Wort und es war einmal mehr der Brite Mark Cavendish, der nicht zu schlagen war und seinen vierten Erfolg bei dieser Tour feiern konnte. Platz zwei ging an Alexander Kristoff vor Peter Sagan, wobei die drei Deutschen John Degenkolb vom Team Giant-Alpecin, Marcel Kittel von Etixx-Quick Step und Andre Greipel von Lotto-Soudal in dieser Reihenfolge die Plätze vier bis sechs belegten. Marcel Kittel fühlte sich zwar von Mark Cavendish behindert, aber zu einer Strafe für den Briten zeigte sich die Jury nicht bereit. Wie üblich bei einer Massenankunft wurden vorherige Ausreißer noch rechtzeitig vor dem Ziel eingeholt, wobei sich der Schweizer Martin Elmiger von IAM Cycling und der Franzose Jeremy Roy von FDJ bis zur 3 km-Marke an der Spitze behaupten konnten. In den verschiedenen Gesamtwertungen blieb alles unverändert, wobei mit dem Schweizer Matthias Frank von IAM Cycling und dem Dänen Matti Breschel von Cannondale-Drapac zwei weitere Fahrer die Tour aufgaben.

FansAuf der 15. Etappe führte der Weg durch das Jura-Gebirge und hier bestimmten 30 Ausreißer das Geschehen. Unter ihnen prägte besonders der Pole Rafal Majka von Tinkoff das Geschehen, der in allen sechs Bergwertungen punktete und allein am Grand Colombier 25 Punkte einheimste und damit dem nicht in der Ausreißergruppe vertretenen Thomas de Gendt das Bergtrikot abnahm. Den Sieg am Ende musste er aber dem Kolumbianer Jarlinson Pantano von IAM Cycling überlassen, der im Zweierspurt gegen Rafal Majka die meisten Kraftreserven hatte. Die Gruppe der Favoriten um Christopher Froome, aus der vorentscheidende Attacken ausblieben, folgte mit einem Rückstand von 3:07 Minuten, so dass es an der Spitze der Gesamtwertung keine Veränderungen gab. Auch wenn der beste Deutsche Emanuel Buchmann von Bora-Argon 18 auf dieser Etappe 12:04 Minuten als 39. einbüßte, so ist er in der Gesamtwertung als 21. mit einem Rückstand von 27:59 Minuten nach wie vor hervorragend platziert. Während der Belgier Jens Debusschere von Lotto-Soudal zu dieser Etappe nicht mehr antrat, musste der Spanier Jesus Herrada von Movistar das Rennen aufgeben.

SaganEinen Tag vor dem zweiten Ruhetag der Tour schlug noch einmal der Weltmeister zu! Beim Abstecher in die Schweiz nach Bern holte sich Peter Sagan seinen dritten Etappensieg und verwies dabei im Massenspurt von 33 Fahrern Alexander Kristoff und dessen Landsmann Sondre Holst Enger von IAM Cycling auf die Plätze. Erneut konnte John Degenkolb überzeugen, der zwar auf dem undankbaren vierten Platz landete, dessen Leistungskurve aber deutlich nach oben zeigt. Auch sein Teamkamerad Simon Geschke aus Berlin befand sich als 32. in der Führungsgruppe, die sich im schwierigen Finale von Bern gebildet hatte. Unter den vielen Sprintern, die im welligen Finale abgehängt wurden, befanden sich auch Marcel Kittel und Andre Greipel, die einmal mehr leer ausgingen und nur noch geringe Chancen haben auf einen Etappensieg. 

Mit einem langen Ausreißversuch von Kilometer 14 bis etwa 25 Kilometer vor dem Ziel der insgesamt 209 km langen Etappe hatten die beiden Etixx-Quick Step-Fahrer Tony Martin und Julian Alaphilippe für Aufsehen gesorgt. Letztlich war alles für die Katz, denn in der Tageswertung fielen beide noch entscheidend zurück, verloren 12:20 Minuten und belegten die beiden letzten Plätze. 

FroomeWährend Peter Sagan seinen Vorsprung in der Punktewertung nahezu uneinholbar ausbaute, behielt auch Christopher Froome ungefährdet sein Leadertrikot. Auch der Vorsprung von Rafal Majka um den Kampf um das Bergtrikot ist mit 37 Punkten auf Thomas de Gendt ein gutes Polster für die kommenden Tage. Auf den restlichen fünf Etappen bis Paris scheint Christopher Froome nicht mehr allzu viel Gefahr zu drohen, zumal am Donnerstag noch ein 17 km langes Einzelzeitfahren auf dem Programm steht und dann zum Schluss wieder die Sprinter das Wort haben. Für Nairo Quintana & Co. bleiben eigentlich nur noch die 19. Etappe von Albertville nach Saint-Gervais-Mont-Blanc und die 20. Etappe von Megeve nach Morzine übrig, um noch eine Entscheidung zu ihren Gunsten zu erzwingen. Der bislang so dominant sich präsentierende Christopher Froome dürfte aber eigentlich nichts mehr anbrennen lassen. 

Text: Bernd Mülle    

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Tour de France 2016

 

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