Das Neue Jahr konnte nicht besser als mit einem Stelldichein der Extraklasse im Bahnradsport bei den Revo´s in Manchester beginnen. Das Fahrerfeld hatte es wieder einmal in sich, allen voran der Publikumsmagnet Mark Cavendish, der ein letztes warm up für den Weltcup in Hongkong lieferte und sich nach seinem schweren Sturz bei der Tour of Britain auf der Bahn zurück meldete. Als Einstand legte er gleich einmal die Bestzeit (13,654 Sekunden) über die fliegende Rund vor, die im weiteren Verlauf des Wettbewerbes nur noch von Ollie Wood (13,251 Sekunden) und Chris Latham (13,521 Sekunden) getoppt wurde. Dabei wurde eines ganz klar, nämlich über was für eine Klasse an gerade jungen Rennfahrern das Britische Team derzeit verfügt.
Revolution Cycling in Manchester: Muntaner und Grasmann als neues starkes Duo
So kann sich der derzeitige Champion Coach der Briten – Heiko Salzwedel ganz entspannt zurück lehnen: „Wir werden in jedem Fall sowohl bei der WM im März in London, wie auch zu den Olympischen Spielen in Rio die besten Fahrer am Start haben. Ob Mark Cavendish letztendlich dazu gehört, weiß ich jetzt noch nicht. Er muss beim kommenden Weltcup am 16. und 17. Januar auf jeden Fall liefern. Sein Wechsel zu Dimension Data wirkt sich aber jetzt schon sehr positiv aus, denn die Zusammenarbeit und Abstimmung mit Jens Zemke seinem neuen sportlichen Leiter und Rolf Aldag funktioniert super. Zudem ist Mark hochmotiviert und voll auf Olympia fokussiert. Ich habe jedenfalls keine schlaflosen Nächte, wie vielleicht einige vermuten.“ So Salzwedel mit einem verschmitzten lächeln im Gesicht. Dies bewies der Heißsporn von der Isle of Man, der auf der Bahn oft wesentlich schüchterner als auf der Straße wirkt, dann auch mit einem Sieg im Mannschaftsausscheidungsfahren an der Seite des Dänen Marc Hester.
Die Maloja Pushbikers präsentierten in ihren Reihen mit dem Spanier David Muntaner ein neues Gesicht. Dass der Spanier auf der 250 Meter langen Piste nicht nur zu Hause ist sondern sich bestens wohl fühlt, zeigte der Mallorquiner schon einmal mit Platz 4 im Punktefahren. Im abschließenden Madisonrennen über 30 Minuten zeigten Christian Grasmann und der Novize im Team der gesamten Konkurrenz das Hinterrad und beeindruckten mit zwei Rundengewinnen auch das Publikum in Manchester. Damit zeigte der Spanier recht deutlich, dass er 2014 nicht per Zufallstreffer in dieser Disziplin Weltmeister geworden ist und auch Christian Grasmann bewies, dass er mit einem starken Partner an seiner Seite ein Siegfahrer ist. Bereits am 30.12.2015 siegte er an der Seite des Dänen Jesper Morkov im 100 Kilometer Madisonrennen von Kopenhagen. Somit ist die Leistung von Manchester also auch für Grasmann keine Eintagsfliege.
Im Rennen der Sprinter war Matthew Rotherham der Überflieger des Tages und ließ der Konkurrenz im Mann gegen Mann Wettstreit keine Chance und siegte im Finale mit 2:0 gegen Lewis Oliva. Somit ist der Junge Brite ebenfalls ein Kandidat für die anstehenden internationalen Wettbewerbe. Etwas Pech hatte der einzige Deutsche Starter Robert Förstemann, der eigentlich einen Tag früher anreisen wollte aber vergeblich auf sein Taxi warten musste, welches nicht kam (Hauptstadt halt) und somit seinen Flug verpasste. Der umgebuchte Flug am kommenden Tag hatte Verspätung, so dass Förstemann mit Kaltstart in den Zweikampf gehen musste. Am Ende gewann er aber doch das Rennen um Platz Drei gegen Thomas Scammell mit 2:1.
Zwischen seinem letzten Sprintlauf und dem Keirinrennen waren gerade einmal 10 Minuten Zeit. Etwas wenig für einen Sprinter und dies signalisierten die Beine dann auch. Platz 3 im ersten Lauf, den Rotherham souverän gewann und Platz 6 in der 2. Runde die Lewis Oliva für sich entscheiden konnte. Insgesamt war Robert Förstemann aber ganz zufrieden. „Das ist das Beste was man zur Vorbereitung machen kann, hinzu kommt die einmalige Atmosphäre, deshalb habe ich auch alles gegeben, obwohl es aus dem Training heraus und unter den widrigen Umständen ganz schön hart war.“
Das Programm ist oft so eng gestrickt, dass den Fahrern kaum Zeit bleibt, Ritzel und Kränze zwischen den einzelnen Wettbewerben umzubauen, also heißt es dann und wann auch mal, mit einer suboptimalen Übersetzung das Beste raus zu holen.
Im Rennen der Frauen war es wieder einmal die Britin Laura Trott, die 3 von 4 Wettbewerbe klar dominierte. Daran konnte sie auch ein Sturz im Punktefahren nicht hindern. Wenige Sekunden nach dem recht unsanften zu Boden gehen zeigte sie sich, unter frenetischem Beifall des Publikums wieder an der Spitze und gewann das Rennen mit ein paar Blessuren und einem Lächeln im Gesicht. Die relativ starke Konkurrenz aus dem eigenen Land und auch die Spanierin Leire Olaberria sowie die Niederländerin Kirsten Wild durften am Ende über ihre souveränen Siege nur staunen.
Fotos: Arne Mill