Cyclo Cross Weltcup in Koksijde: Sieg des Altmeisters Sven Nys

Die Begeisterung der Belgier ist im Radsport disziplinübergreifend und so konnte die hartgesottenen Fans weder das Wetter noch die derzeit herrschende Terrorgefahr von der Strecke fernhalten. Koksijde ist eines der großen Highlights im Cross Weltcup mit einer Tradition, die bis ins Jahr 1969 zurück reicht. 1996 war der belgische Badeort am Mündungstrichter zwischen Ärmelkanal und der Nordsee erstmals – und seit 2003 fester Bestandteil des Weltcup Kalenders. Der Kampf durch den losen Dünensand des Hinterlandes an der Luchtmachtbasis Koksijde war das perfekte Terrain des Local Hero Sven Nys, der mit seinen 39 Jahren die Youngsters in einem packenden Rennen in die Schranken wies, welches erst auf der Zielgeraden entschieden wurde. Sein Landsmann Wout van Aert vom Vastgoedservice – Golden Palace Continental Team war der einzige, der sein Hinterrad halten konnte, selbst der amtierende Weltmeister Mathieu van der Poel vom BKCP-Corendon Team und sein niederländischer Landsmann Lars van der Haar vom Team Giant - Alpecin bekamen über eine Minute Rückstand aufgebrummt.

Unter dem Jubel der zahlreich angereisten Nys-Fans konnte der Altmeister, der das Rennen schon zwölfmal auf dem Podium und davon fünfmal ganz oben beendete, seinen sechsten Sieg in Koksijde und seinen fünfzigsten in seiner Karriere einfahren. Seinen ersten Erfolg in Koksijde feierte Nys 1999, als er bereits den Vater des Niederländers Mathieu van der Poel – Adrie van der Poel bezwingen konnte, welcher immerhin zweifacher Tour de France Etappensieger (9. Etappe 1987 und 16. Etappe 1988) sowie Gewinner der Klassiker - Flandernrundfahrt (1986), Lüttich – Bastognie – Lüttich (1988) und Amstel Gold Race (1990) war.

Gegenüber der stark aufgestellten belgischen und niederländischen Streitmacht hatten es alle anderen Nationen schwer sich zu behaupten, insofern ist der 17. Platz des Deutschen Meisters Marcel Meisen als bester „nicht“ Niederländer oder Belgier eine sehr gute Leistung. Auch Philipp Walsleben vom BKCP Corendon Team konnte sich als 23. im vorderen Mittelfeld behaupten. Deutlich abgeschlagen mit 3 Runden Rückstand kam Sascha Weber als 45. ins Ziel und 4 Runden zurück Maximilian Holz als 48.

Die Wahlberlinerin Jessica Lambracht erwischte auf dem schweren laufintensiven Kurs einen recht guten Start und lag zwischenzeitlich sehr gut auf dem 14. Rang platziert, hatte aber auf der matschigen Passage vor dem Ziel ein paar Probleme, wo ihr am Ende auch die Kraft fehlte. Trotzdem erste Top 20 Platzierung bei einem Weltcup ist mit dem 19. Rang für die 20-jährige ein respektables Ergebnis und vielleicht klappt es ja in Namur oder Zolder mit dem selbstgesteckten Ziel unter die Top 15 zu fahren.

Die Bad Salzdetfurtherin Stefanie Paul rutschte mit Rang 32 knapp an den Punkten (bis Platz 30) vorbei. Den Sieg holte sich souverän die belgische Favoritin Sanne Cant vor der Britin Nikki Harris und die US Amerikanerin Katherine Compton komplettierte das Podium bei den Frauen in einem international recht durchgemischten Wettbewerb.

Das U23 Rennen war mit 5 deutschen Teilnehmern besetzt, wo Yannick Gruner als bestplatzierter auf Rang 24 ins Ziel kam. Platz 28 und 30 belegten die Gebrüder Max und Paul Lindenau. Georg Egger wurde 31. Der Deutsche Meister Felix Drumm verließ das Rennen in der 5. Runde. Das Podium war eine rein belgische Angelegenheit, wo sich im Zielsprint der 18jährige Eli Iserbyt gegen seinen Landsmann Daan Hoeyberghs durchsetzte. 20 Sekunden dahinter fuhr Daan Soete auf Platz 3.

Im Rennen der Junioren lieferten die beiden Berliner Schützlinge von Torsten Wittig ein recht passables Rennen ab, Maximilian Möbis vom BSV AdW Berlin wurde 24. und einen Platz dahinter landete Poul Rudolph vom Radteam Cöpenick. Den Sieg sicherte sich der Niederländer Jens Dekker - Neffe des 2fachen Tour de France Etappensiegers Erik Dekker vor dem Belgier Jappe Jaspers und seinem Landsmann Mitch Groot.

Leider wird dieser überaus spannende und abwechslungsreiche Sport in Deutschland immer noch sehr stiefmütterlich behandelt und erhält auch vom Dachverband nur wenig Unterstützung. Ohne das große Engagement einzelner Enthusiasten wie Torsten Wittig oder Jens Schwedler, die sich sehr dem Nachwuchs widmen, würde es um den deutschen Cross Sport recht düster aussehen. Das Rennen war hierzulande nur über den Video Stream online zu verfolgen, also nur für ganz eingefleischte Fans. 

Fotos: Arne Mill

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