Vom Rollberg zum Champs-Elysees: André Greipel auf dem Zenit seines Könnens

BM Updated 27 Juli 2015
Vom Rollberg zum Champs-Elysees: André Greipel auf dem Zenit seines Könnens

TourWar das ein Finale auf der Pariser Prachtstraße für André Greipel! Er schaffte etwas, was bislang nur Marcel Kittel in den beiden letzten Jahren gelungen war: vier Etappensiege (2., 5., 15. und 21. Etappe) bei der diesjährigen Tour de France mit der Krönung des Sieges im Finale auf der Champs-Elysees. „Nie war er so wertvoll wie heute“ lautet ein bekannter Werbespruch und der ist auf André Greipel perfekt zugeschnitten. Mit 33 Jahren ist der gebürtige Rostocker in der Form seines Lebens, der diese Tour gemeinsam mit Tony Martin und Simon Geschke erneut zur deutschen Tour de France werden ließ. Sie sorgten für insgesamt sechs Siege, wobei Tony Martin die 4. Etappe dominierte und sogar für zwei Tage Gelb trug und Simon Geschke auf der 17. Etappe, der ersten Alpenetappe, mit sensationeller Leistung den Tagessieg herausfuhr.

GreipelAndré Greipels Datenbank umfasst 156 (!) Siege, darunter allein 114 bei diversen Etappenrennen und auch zwei Deutsche Meisterschaften im Straßenrennen, die er 2013 und 2014 in Wangen im Allgäu bzw. in Baunatal herausfuhr. Seine Karriere im Männerbereich begann im Jahre 2001 als er im Trikot der NRVg. Luisenstadt das traditionelle Neuköllner Rollbergrennen erstmals gewann. Als er ab 2003 für das TEAG Team Köstritzer unterwegs war, holte er sich im gleichen Jahr als U 23 Fahrer jeweils einen Etappensieg bei der legendären Tour de Berlin und der Thüringen-Rundfahrt, bevor er für seinen Verein SSV Gera startend im Jahre 2004 erneut Sieger des Rollbergrennens wurde. 

GreipelZahlreiche Siege im Trikot von Wiesenhof, T-Mobile, High Road, HTC-Columbia, Omega Pharma-Lotto und schließlich seit 2012 bei Lotto-Belisol bzw. Lotto Soudal folgten, auch wenn die Konkurrenz durch Fahrer wie u.a. Mark Cavendish, Alexander Kristoff, Marcel Kittel, John Degenkolb oder Peter Sagan immer sehr groß war. Vor allem die Tour Down Under in Australien war für Andre Greipel immer wieder ein Highlight, wo er im Jahre 2008 den Prolog nebst vier Etappen, die Gesamtwertung und die Punktewertung gewann. Es folgte sein erster Etappensieg bei einer großen Rundfahrt, als er beim Giro d’Italia auf der 17. Etappe vor Mark Cavendish, Daniele Bennati und Erik Zabel triumphierte. Bemerkenswert auch seine drei Etappensiege im Jahre 2009 bei der Bayern-Rundfahrt und seine vier Etappenerfolge bei einer weiteren Grand Tour, der Vuelta in Spanien, mit dem gleichzeitigen Gewinn der Punktewertung.

Ein zweiter Gesamtsieg bei der Tour Down Under in 2010 folgte mit drei Etappensiegen, denen er später weitere folgen ließ, aber Höhepunkt war in diesem Jahr sein zweiter Erfolg auf der 18. Etappe des Giro d’Italia. Dann kam das Jahr 2011 und Andre Greipel stand am Start der Tour de France mit großen Erwartungen, die sich auf der 10. Etappe von Aurillac nach Carmaux erfüllten, als er im Sprint erneut gegen Mark Cavendish siegte. Am Ende des Jahres in Kopenhagen bei der Straßenweltmeisterschaft drehte der Brite aber den Spieß um und holte sich den Titel vor dem Australier Matthew Goss und Andre Greipel, der mit einer Bronzemedaille im Gepäck zurückkehrte.

GreipelDie lange Erfolgsliste des sympathischen Andre Greipel, dabei seit Jahren unterstützt durch seinen Freund Marcel Sieberg, setzte sich auch 2012 unverändert fort mit dem Sieg beim ProRace Berlin, vor allem aber durch drei weitere Etappensiege bei der Tour de France. Im Jahre 2013 war der DM-Titel (s.o.) ein besonderes Highlight für Greipel, der dann einen weiteren Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt folgen ließ. Den Titel verteidigte er im darauffolgenden Jahr und holte sich in Frankreich in Reims auf der 6. Etappe einen weiteren Sieg vor Alexander Kristoff aus Norwegen. 

GreipelNun hat das laufende Jahr bislang vieles in den Schatten gestellt. Er zählt derzeit zu den weltbesten Sprintern, was seine Kontrahenten in den letzten drei Wochen neidlos anerkennen mussten. Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob Andre Greipel bei der Tour gegen einen völlig gesunden Marcel Kittel genauso dominiert hätte. Fakt ist, dass der in Hürth bei Köln lebende zweifache Familienvater heuer einen ungeheuren Speed auf den letzten Metern entwickeln kann und damit seinen Widersachern kaum eine Chance lässt. Seine vier Siege während der Tour de France mit dem zweiten Platz in der Punktewertung, weitere Erfolge beim Giro d’Italia, Paris-Nizza, der Türkei-Rundfahrt, der Tour de Luxembourg oder der ZLM Toer in den Niederlanden, wo er sogar die Gesamtwertung gewann, sprechen eine deutliche Sprache.

GreipelAndré Greipel hat bislang in seiner Laufbahn 17 (!) Etappen bei den Grand Tours Giro d’Italia (3), Tour de France (10) und Vuelta a Espana (4) gewonnen und das allein macht ihn schon zu einem außergewöhnlichen Fahrer, der stets mit beiden Beinen auf dem Boden blieb und genau weiß, wie wichtig bei all seinen Erfolgen das Teamwork ist. Die gute Vorarbeit seiner Teamkameraden für einen gelungenen Zielsprint weiß Greipel sehr wohl zu schätzen und so ist es auch zu verstehen, dass sich gerade am Schlusstag der Tour de France alle Fahrer seines Teams im Ziel glücklich in den Armen lagen. Das auch er hart für seine Teamkameraden arbeiten kann, hat er oft genug z.B. bei den Frühjahrsklassikern unter Beweis gestellt.

Mit 13 Siegen in der Saison liegt Andre Greipel in dieser Rangliste derzeit hinter Alexander Kristoff (18) und Mark Cavendish (14) auf Rang drei und hat durchaus Chancen dieses Ergebnis noch zu seinen Gunsten zu korrigieren. Wünschen wir Andre Greipel alles Gute für die nächsten Wochen und Monate in der Hoffnung, dass er bei der kommenden Straßenweltmeisterschaft in Richmond vielleicht sogar sein ganz persönliches i-Tüpfelchen setzen kann.

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill, turus.net-Archiv

> zur turus-Fotostrecke: 21. Etappe der Tour de France 2015

 

Inhalt über die Radrennfahrer:
  • André Greipel
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  • Rundfahrt
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  • Tour de France

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