Tour de France: Daniel Teklehaimanot holt erstes Bergtrikot für Afrika

Zuerst die gute Nachricht des Tages. Daniel Teklehaimanot vom südafrikanischen Professional Continental Team MTN-Qhubeka konnte als erster afrikanischer Fahrer bei der Tour de France das rot gepunktete Bergtrikot erobern. Auf der 191,5 Kilometer langen Etappe von der 24.000-Einwohner-Gemeinde Abbéville (Region Picardie) zur an der Seine-Mündung gelegenen Stadt Le Havre (Region Haute-Normandie) konnte der in Derbarwa / Eritrea geborene Daniel Teklehaimanot gemeinsam mit Perrig Quéméneur (Europcar) und Kenneth Van Bilsen (Cofidis) im zweiten Anlauf ausreißen und zwischenzeitlich 12 Minuten Vorsprung herausfahren. Bei der ersten Bergwertung konnte der 26-jährige Daniel Teklehaimanot den ersten Punkt einfahren, wenige Kilometer weiter heimste er knapp vor Bilsen seinen zweiten Punkt ein. Am dritten Berg des Tages würde sich schließlich zeigen, ob er dem spanischen Katusha-Fahrer Joaquim Rodríguez auf der heutigen sechsten Etappe das Bergtrikot abnehmen kann.

Hinter dem Ausreißer-Trio um Daniel Teklehaimanot kämpften sich die Verfolger immer dichter heran, allerdings betrug der Vorsprung vor der Klippe von Etretrat noch immer anderthalb Minuten, so dass der dritte entscheidende Punkt von Daniel Teklehaimanot problemlos eingefahren werden konnte. Das Bergtrikot war gesichert. Als erster afrikanischer Radprofi gelang ihm dies in der über einhundertjährigen Historie der Tour de France. Für das 2008 ins Leben gerufene Team MTN-Qhubeka ein grandioser Erfolg! Nun ging es um den heutigen Etappensieg. Wer würde als Erster in Le Havre über die Ziellinie rollen? Konnte Tony Martin das Gelbe Trikot erfolgreich verteidigen? 

Auf den letzten Kilometern vor Le Havre wurde es dramatisch. Kenneth Van Bilsen fuhr eine Attacke, dahinter gab es viel Bewegung im weit gezogenen Feld. Und wieder wurde die diesjährige Tour de France von einem schweren Sturz überschattet. Rund 700 Meter vor dem Ziel kamen unter anderen Tony Martin und Vincenzo Nibali zu Fall. Das Durcheinander ausnutzen konnte der tschechische Fahrer (Etixx-Quick Step), er setzte sich ab und rollte mit einem Vorsprung von zirka 50 Metern als Erster über die Ziellinie. Es folgten Peter Sagan, der dadurch wertvolle Punkte beim Kampf um das Grüne Trikot sammeln konnte, Bryan Coquard, John Degenkolb, Greg van Avermaat, Tony Gallopin und Edvald Boassan Hagen. 

Arg lädiert überquerte der Mann mit dem Gelben Trikot - Tony Martin - die Ziellinie. Ellenbogen und die linke Schulter schienen arg verletzt. Wie Tony Martin gegen 19 Uhr auf seiner Facebook-Seite schließlich mitteilen ließ, ist das Schlüsselbein gebrochen. Dies ergab die Untersuchung in einer mobilen Röntgenanlage. Für ihn ist die Tour de France damit beendet.

Und Daniel Teklehaimanot? Für ihn wird es ein überaus erfolgreicher Sommer. Bereits im Juni dieses Jahres sicherte sich Teklehaimanot mit 39 Zählern Vorsprung auf Gesamtsieger Chris Froome das Bergtrikot des Critérium du Dauphiné (neben der Tour de Suisse das wichtigste Vorbereitungsrennen der Tour de France) und war somit der erste aus Afrika stammende Radsportler, der ein Wertungstrikot bei einem Rennen der UCI World Tour gewann. Ende Juni konnte er in seinem Heimatland Eritrea die Meisterschaft beim Einzelzeitfahren gewinnen. Gold holte er zuvor im Mannschaftszeitfahren bei der Afrikameisterschaft, beim Einzelzeitfahren reichte es für die Silbermedaille. 

Teklehaimanot, der seit 2014 bei MTN-Qhubeka unter Vertrag steht, konnte bereits 2007 seinen ersten Erfolg vermelden. Bei der damaligen Tour of Eritrea gewann er die sechste Etappe und setzte somit ein erstes Achtungszeichen. Es folgten Titel bei den U23-Meisterschaften in Afrika, ab 2010 gab es die ersten Goldmedaillen bei den Afrikameisterschaften der Elite. 2013 gewann er zudem das Eintagesrennen Prueba Villafranca de Ordizia (Clásica de Ordizia), das jährlich im Baskenland ausgetragen wird. Bei der diesjährigen Tour de France darf man gespannt sein, wie lange er das am heutigen Tag eroberte Bergtrikot verteidigen kann. Gute Besserung wünschen wir an dieser Stelle Tony Martin und allen anderen Fahrern, die bei den Stürzen der Tour zu Schaden kamen.

Fotos: Arne Mill

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