Bei einem Klassiker über 258 Kilometer mit 4000 Höhenmetern sollte man eigentlich meinen, dass es sich um einen Hochgebirgsrennen in den österreichischen, schweizer, italienischen, französischen Alpen oder Pyrenäen handelt. Doch das Rennen mit Start in Maastricht und Ziel in Valkenburg findet in Südholland statt und führt die Rennfahrer über 34 Anstiege durch das Mergelland, zu einer Jahreszeit, wo alles zu grünen beginnt und die vielen Obstbäume zu blühen anfangen. Bei frühlingshaften Temperaturen zieht die Gegend unzählige radsportbegeisterte Zuschauer und Touristen an die Strecke und auch wenn die Rennfahrer selbst für die schöne Umgebung kaum einen Blick haben, macht es das Rennen mit der fantastischen Feierlaune der Niederländer zu einem einmaligen Erlebnis.
Michal Kwiatkowski gewinnt 50. Amstel Gold Race: Analyse des Renngeschehens
Das Rennen wurde von Beginn an durch eine sechsköpfige Ausreißergruppe bestimmt, die sich einen Maximalvorsprung von 9:20 Minuten erarbeiten konnte. Linus Gerdemann vom dänischen Cult Energy Pro Cycling Team, der jüngere Bruder von Niki Terpstra – Mike Terpstra vom Team Roompot Oranje Peloton, Johann Abraham van Zyl vom Team MTN Qhubeka, Laurens de Vreese vom Astana Pro Team, Jan Polanc vom Team Lampre Merida und Timo Roosen vom Team Lotto Jumbo NL arbeiteten auf dem ersten Streckenabschnitt sehr gut zusammen und so wuchs der Vorsprung schnell an. Im Feld kontrollierte das Team CCC Sprandi Polkowice das Renngeschehen von der Spitze, welches für Maciej Paterski arbeitete. Später gesellten sich auch das BMC Racing Team mit Marcus Burghardt und dem Schweizer Silvan Dillier dazu, um Philippe Gilbert in Position zu bringen. Auch das Team Etixx Quick – Step meldete mit dem Polen Michal Kwiatkowski Ambitionen fürs Finale an und Tony Martin reihte sich für seinen Kapitän vorn mit ein.
Der Vorsprung schmolz nun rapide und 50 Kilometer vor dem Ziel bei der zweiten Überfahrt des Gulperberges wurden die Ausreißer des Tages gestellt. Auf der finalen Schlussrunde 22 Kilometer vor dem Ziel attackierten der Italiener Vincenzo Nibali vom Astana Pro Team mit dem Australier Simon Clarke vom Team Orica GreenEdge und David Tanner ebenfalls aus Australien vom IAM Cycling Team am Cauberg. Tony Martin setzte nach und schloss zu den drei Ausreißern auf, beteiligte sich aber nicht an der Führungsarbeit, um die Chancen für Kwiatkowski zu wahren. So lief das Feld 10 Kilometer vor dem Ziel wieder zusammen und in der letzten Caubergpassage wurde das Finale durch den Belgier Ben Hermans vom BMC Racing Team eröffnet.
Sein Teamkollege und Vorjahressieger Philippe Gilbert konterte, hatte aber den sprintstarken Australier Michael Matthews vom Orica GreenEdge Team am Hinterrad, den er nicht abschütteln konnte. Kurz vor der Kuppe setzte der Spanier Alejandro Valverde nach und schloss zu dem Duo auf. Die drei an der Spitze waren sich nicht so recht einig und Matthews eigentlich schon voll am Anschlag. So konnten die nachfolgenden Fahrer mit dem Portugiesen Rui Alberto Faria da Costa vom Lampre Merida Team, dem Dänen Jakob Fuglsang vom Team Astana und auch Kwiatkowski wieder Anschluss finden.
Auf der Zielgeraden hatte der Pole Michal Kwiatkowski die meisten Reserven und holte seinen ersten Sieg im Regenbogentrikot mit einer knappen Radlänge vor dem Spanier Valverde und dem mausetoten Australier Matthews.
Fotos: Arne Mill