Omniummeister Theo Reinhardt und Bronze für Sebastian Wotschke im Scratch

AM Updated 23 Dezember 2014
Omniummeister Theo Reinhardt und Bronze für Sebastian Wotschke im Scratch

Tim ReskeIn Frankfurt/Oder haben die deutschen Bahnspezialisten ihre letzten Meister des Jahres 2014 ermittelt. In sechs Einzeldisziplinen galt es sowohl für die Männer als auch für die Frauen im Vielseitigkeitswettbewerb Omnium am Ende die Nase vorn zu haben. So nahmen 22 Männer den ersten Wettbewerb Scratch in Angriff, der gleichzeitig als separate Deutsche Meisterschaft ausgetragen wurde.

FrankfurtHier gab es gleich die erste Überraschung durch den Sieg des WorldTour Fahrers vom italienischen Team Cannondale Michel Koch, der in der kommenden Saison eine Bereicherung für das rad-net ROSE Team sein dürfte. Gemeinsam mit Stefan Schneider vom Verein Cölner Straßenfahrer und dem Berliner Sebastian Wotschke vom BSV AdW/KED-Stevens Rad Team hatte er sich abgesetzt und eine Runde Vorsprung herausgefahren. In dieser Reihenfolge landeten sie auf dem Podium und somit war Michel Koch nicht nur Deutscher Meister im Scratch, sondern übernahm auch zunächst die Führung im Omnium. Schneider und Wotschke wahren noch während der Siegerehrung sichtlich von ihrem Achtungserfolg ergriffen.

schneider„Das ist ja mal ein Ding, ich bin noch ganz mit Adrenalin geladen“ freute sich der Kölner Stefan Schneider nach seinem Husarenritt, während Sebastian Wotschke anfangs ein wenig mit sich haderte. Er hatte versucht, allein der zweiten Attacke von Michel Koch zu folgen. „Da hätte ich einfach sitzen bleiben sollen und auf den Zielsprint spekulieren“ oder gleich mitfahren. Zu zweit wäre die Chance größer gewesen durchzukommen um dann den Wuppertaler im Finale zu schlagen. Letztlich arrangierte er sich aber mit dem Platz auf dem Podium und konnte sich über die Bronzemedaille freuen.

Theo ReinhardtEs folgte die 4000 m Einerverfolgung, die zu einem Dreifachsieg des rad-net ROSE Teams durch Domenic Weinstein, Marco Mathis und Theo Reinhardt führte, die damit ihre in dieser Saison gewachsene Stärke im Ausdauerbereich eindrucksvoll bestätigten. Sieger Weinstein war dabei mit 4:26,230 Minuten fast fünf Sekunden schneller als der Topfavorit Lucas Liss vom Team Stölting, der in der kommenden Saison ebenfalls die Farben von rad-net ROSE wieder tragen wird. Mit Michel Koch und Lucas Liss, dazu noch dem Berliner Maximilian Beyer, dürfte der deutsche Vierer im kommenden Jahr noch stärker werden. 

Mit Michel Koch als Spitzenreiter wurde das Ausscheidungsrennen als drittes Rennen in Angriff genommen und von Theo Reinhardt vor Liss und Weinstein gewonnen. Danach lag nach dem ersten Tag Reinhardt mit 104 Punkten punktgleich vor Michel Koch in Führung, während Liss den dritten Rang mit 96 Punkten einnahm. Berlins größte Hoffnung für die Gesamtwertung Maximilian Beyer vom SC Berlin lag noch gut platziert auf Rang sechs mit 82 Punkten.

OmniumDer zweite Tag begann mit dem 1000 m Zeitfahren, das Lucas Liss in sehr guten 1:03,426 Minuten vor Jungtalent Leon Rohde und Nico Heßlich gewann und damit die Führung mit 136 Punkten vor dem punktgleichen Reinhardt übernahm. Die folgende fliegende Runde auf der neu gestalteten, internationalen Maßstäben entsprechenden 250 m Piste sah Nico Heßlich mit 13,297 Sekunden in Front vor Liss und Rohde, so dass vor dem abschließenden Punktefahren über 160 Runden Liss mit 174 Punkten vor Reinhardt mit 168 Punkten und Nico Heßlich mit 156 Punkten führte. Der Cottbusser brachte sich damit zum ersten mal um die Verteilung der Podiumsplätze ins Gespräch und zeigte mit dem Sieg über die fliegende Runde, dass er als ehemaliger Sprinter nichts von seiner Schnelligkeit verloren hat. Doch als Einzelkämpfer war das Frankfurter Lattenoval ein hartes Pflaster für ihn gegen die gut aufgestellte rad net ROSE Equipe. Das Bahn Nationalteam unter der Federführung von Sven Meyer hat im letzten Jahr nicht nur taktisch sondern auch qualitativ enorm zugelegt und so war ein Vorbeikommen für die Einzelstarter kaum möglich. 

KochBekanntlich gehen nach dem neuen Modus im Punktefahren sämtliche erzielten Punkte aus insgesamt 16 Wertungen sowie Rundengewinne mit jeweils 20 Punkten in die Gesamtwertung ein, so dass sich in diesem vor allem sehr publikumswirksamen Rennen noch vieles ändern kann. Mit drei Wertungssiegen und einem Rundengewinn fuhr Theo Reinhardt ein ganz starkes Rennen und bewies dabei taktisches Vermögen und Übersicht, wohlwissend, dass die zwei Rundengewinne von Michel Koch und Hans Pirius nicht mehr seinen Titelgewinn mit 214 Punkten gefährden konnten. Der enorm starke Michel Koch, der auf sich allein gestellt Zweiter mit 206 Punkten wurde, verwies Nico Heßlich vom RSC Cottbus mit 202 Punkten als weiteren Einzelstarter auf Rang drei. Für Favorit Liss blieb am Ende knapp geschlagen mit 201 Punkten nur der undankbare vierte Platz übrig.

PiriusNoch ein Wort zu den weiteren Berliner Teilnehmern, die sich in Frankfurt/Oder sehr gut schlugen. Hans Pirius zuletzt für das KED-Stevens Rad Team im Einsatz, jetzt für Germania Delitzsch startend, belegte einen guten 6. Platz, während Maximilian Beyer Achter wurde, Sebastian Wotschke auf Rang 11 und Tino Thömel auf Rang 13 einkamen. Ein besonderes Lob gilt unserem Berliner Toptalent Moritz Malcharek, der von seinem Trainer Uwe Freese als Junior für diesen Elitewettbewerb gemeldet wurde, und dabei nach seinem gerade erst in den zwei Tagen zuvor errungenen 19. Berliner Meistertitel im Omnium gut mit den Elitefahrern mithielt. Bemerkenswert vor allem seine Leistung im abschließenden Punktefahren, wo er zwar keine Punkte erspurten konnte, aber auch keinen Rundenverlust hinnehmen musste, was anderen höher eingeschätzten Fahrern widerfuhr. In der Gesamtwertung wurde Malcharek schließlich 14. von 18 Fahrern, die den Wettbewerb beendeten.

KnauerBei den Frauen wurde Anna Knauer vom Profiteam Rabo Liv Women Cycling überlegen mit 294 Punkten Deutsche Omniummeisterin vor Gudrun Stock vom RSC Turbine Erfurt mit 230 Punkten und Lisa Küllmer vom RSC Reinheim mit 221 Punkten. Bis auf das Scratchrennen, das die erst 17-jährige Laura Süßemilch vom RSC Biberach gewann und damit Deutsche Scratchmeisterin wurde, siegte Anna Knauer in allen anderen fünf Disziplinen. Die einzige Berliner Teilnehmerin Laura Ida Waskowski vom SC Berlin hatte es in dem 16-köpfigen Feld nicht einfach und belegte am Ende den 11. Platz in der Gesamtwertung. 

OmniumDen Frauen wird im Bahnradsport eine unglaubliche Energieleistung abgefordert. Nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene müssen sie bereits im ersten Jahr, wo sie von den Juniorinnen zu den Frauen wechseln messbare Erfolge nachweisen um sich im Nationalkader zu etablieren. Dies ist gerade die Zeit, wo sie ihr Abitur oder eine Ausbildung machen, parallel zum schulischen Lernstress kommt also ein sehr zeitintensiver Trainingsaufwand. Damit die jungen Talente daran nicht zerbrechen sollte man ihnen in Zukunft auf Landes- und Bundesverbandsebene wesentlich mehr unter die Arme greifen. 

Unter den gegebenen Gesichtspunkten ist die überragende Leistung von Anna Knauer aber auch die der Zweitplatzierten Gudrun Stock, beide sind im ersten Jahr bei den Frauen unterwegs und haben bereits den Sprung in den Nationalkader geschafft, nicht hoch genug einzuschätzen.

Die neue Siegerin im Scratch Laura Süßemilch ist gar erst 17 Jahre alt und ihre Teamkollegin und Zweitplatzierte in diesem Wettbewerb Sofie Mangertseder 18 der Erfolg der beiden unterstreicht die gute Nachwuchsarbeit im LV Baden Württemberg.

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Omnium DM 2014 in Frankfurt/Oder

 

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport

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