Es hat uns schon lange gejuckt, endlich einmal etwas über die Revolution Serie in Großbritannien zu machen. Der sensationelle Erfolg des Rudy Project Racing Teams, wie sich das etwas „andere“ Radsportteam um Christian Grasmann im vergangenen Jahr nannte (jetzt Maloja Pushbikers), gab letztendlich den Ausschlag dafür, das hochkarätige Bahnradsportevent in diesem Jahr etwas genauer zu betrachten. Wir haben den Sprung auf die Insel nicht bereut, ganz im Gegenteil uns dazu entschlossen auch die weiteren 5 der insgesamt 6 Runden auf turus.net zu begleiten. Es ist wirklich jedem, der sich für Bahnradsport interessiert, zu empfehlen einmal vorbei zu schauen.
Revolution Cycling Series: Glanzvoller Auftakt in London
Angefangen von der perfekt durchstrukturierten Gesamtorganisation merkt auch der absolute Laie sofort: hier sind absolute Profis am Werk. Allein die Anordnung der Fahrerbereiche für die einzelnen Teams mit anschließendem VIP-Bereich und Podium für die Siegerehrung hat einen ganz eigenen Stil und ist für die Besucher von jedem Punkt der Radarena sehr gut einsehbar und übersichtlich gestaltet. Das Backgroundbanner des Siegerpodestes wird während der Wettbewerbe heruntergeklappt, damit es den Zuschauern nicht die Sicht versperrt.
Die Bahn ist rundum von den Zuschauerplätzen und vom Innenraum einsehbar. Nicht zuletzt durch die gläserne Innenbande, die ja mittlerweile in mehreren modernen Radstadien zu sehen ist. Das Londoner Velodrome, Lee Valley Velopark, welches 2011 eröffnet und extra für die Olympischen Sommerspiele 2012 erbaut wurde, kann man wohl als eine der schönsten Bahnen der Welt bezeichnen und wurde daher mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Verantwortlich für die einmalige Stimmung ist zweifellos das sportbegeisterte Publikum, welches gerade, wenn die Hausherren und -damen auf die Bahn rollen, zu absoluter Höchstform aufläuft, was das Spenden an Applaus betrifft. Da werden die Damen wie Olympiasiegerin Laura Trott und Elinor Barker nicht minder mit Beifall überschüttet wie Ian Stannard, Ben Swift oder Alex Dawsett. Das kompakte Sportprogramm bietet aber auch Platz für den Nachwuchs. So prägen sich bereits früh die Namen möglicher späterer Talente ein, die ebenso wie die Top Profis aus dem Team Sky, irgendwann den Weg in die oberste Liga des Straßenradsport schaffen.
Und doch vergessen sie nie ihre Wurzeln, kommen immer wieder zurück auf die Bahn, wo sie ihre Radsportkarriere begonnen haben und sind sich keinesfalls dafür zu schade, sich während der Wettbewerbe ordentlich die Kannte zu geben, auch wenn sie bei ihren spektakulären Attacken und Fluchtversuchen ein ums andere mal regelrecht verrecken. Noch bevor sich der Rauch aus der Startpistole verflüchtigt hat, wird auf dem Holzoval richtig Radrennen gefahren. Da tun sich auch die beiden deutschen erfahrenen Sechstagehasen Christian Grasmann und Marcel Kalz, die man sonst bei den Six Days mit völlig entspannten Gesichtern um Oval flitzen sieht, recht schwer: „Die treten hier Walzen von 53 – 14 oder so, da brauchst Du nicht einmal daran denken zu sprinten“, so der schweißtriefende Bayer nach den ersten Wettbewerben.
Vor allem die Zeitfahrspezialisten Alex Dowsett vom Team Movistar oder der hoch aufgeschossene Stannard fügten mit ihren Soloritten und Fluchtversuchen den anderen Fahrern richtig böse Schmerzen zu. Da sah man eine Konifere des Bahnradsports, wie den Belgier Kenny de Ketele schon einmal resignierend aus der Führung die Nachführarbeit abbrechen, weil ihn die Kräfte verließen. Um so beachtlicher schlugen sich die beiden Pushbiker, die zwar im Scratch, Ausscheidungsfahren und Punktefahren ihre liebe Mühe hatten, im Teamzeitfahren dem Rennen aber doch ihren Stempel aufdrücken und nach der ersten Runde die Gesamtführung übernehmen konnten. Gefeiert wurden sie vom Londoner Publikum ebenso wie die lokalen Helden. Einen Status, den sich die Jungs auf der Insel hart erarbeitet und damit redlich verdient haben.
Weiter geht es am 22. November in Manchester.
Fotos: Arne Mill
- Christian Grasmann
- Marcel Kalz
- Bahnradsport
- Revolution Series
- Maloja Pushbikers