Go east! Etliche osteuropäische Vereine spielen in der kommenden Play-Off-Runde der Europa League unter sich. So muss zum Beispiel der polnische Meister KKS Lech Poznan, der in der Champions-League-Qualifikation am FC Basel gescheitert ist und nun in der Europa League sein Glück versuchen darf, beim Rückspiel in der ungarischen 100.000-Stadt Székesfehérvár, die auch „Stadt der Könige“ genannt wird (neben Buda einst die Krönungsstadt der Könige), antreten. Gegner ist der Videoton FC („Vidi“), der vor allem im Nordosten unseres Landes einigen aufgrund der Freundschaft zu den Ultras des FSV Zwickau (Red Kaos) ein Begriff ist. Bei älteren Semestern hat die Bekanntheit sicherlich einen anderen Grund. In der Saison 1984/85 zog Videoton Székesfehérvár in das Finale des UEFA-Pokals ein. Auf dem Weg in jenes wurden Paris St. Germain, Dukla Prag, Partizan Belgrad, Manchester United und FK Željezničar Sarajevo aus dem Weg geräumt. In den beiden Final-Partien zog Videoton gegen Real Madrid jedoch den Kürzeren (0:3 und 1:0).
Oberkörper frei! Lech und Legia zu Gast bei Videoton FC und Sorja Luhansk
Nachdem Lech Poznan am 20. August 2015 zuerst daheim den Videoton FC empfangen hat, steigt das Rückspiel am 27. August im knapp 15.000 Zuschauer fassenden Sóstói-Stadion in Székesfehérvár, das südwestlich von Budapest, auf halber Strecke von der ungarischen Hauptstadt zum Balaton, liegt. Zurückzulegen sind auf dem Straßenweg rund 810 / 860 Kilometer. Entweder wird durch das Riesengebirge und an Prag oder weiter östlich an Wroclaw und Katowice vorbeigefahren. Zudem werden Brno und Bratislava gestreift. Klingt nach einer sportlichen Route, auf die sich ein ordentlicher Mob begeben kann. Nach den Auftritten in Sarajevo und Basel darf man in der Tat sehr gespannt sein. Beim zweimaligen ungarischen Meister (2011 und 2015) kamen zuletzt gegen BATE Borisov 3.118 Zuschauer (rund 30 Gästefans) ins Sóstói-Stadion. Für Stimmung sorgen die Ultras hinter dem Banner der „Red-Blue-Devils“. Da auch dort gern gut bepackte Oberkörper freigelegt werden, könnte das Aufeinandertreffen überaus interessant werden. Wenn nicht die Polizei einen Strich durch die Rechnung zieht.
Eine noch kürzere Strecke hat Legia Warschau zurückzulegen. Theoretisch müssten rund 1.600 Kilometer gefahren werden, denn das Ziel der Reise wäre beim Hinspiel die ostukrainische Stadt Luhansk (Lugansk). Bis nach Kiew sind es allerdings nur knapp 800 Kilometer. Für europäische Verhältnisse ein Katzensprung also. Im Stadion Dynamo im. Valery Lobanovsky trägt derzeit Sorja Luhansk seine wichtigen Heimspiele aus. Sportlich ließ es Sorja Luhansk zuletzt krachen. Nach dem überraschenden 2:0-Erfolg bei RSC Charleroi wurde in Kiew vor rund 4.000 Zuschauern ein sattes 3:0 nachgelegt. Das konnte sich sehen lassen. Hübsche Hereingabe von rechts, kraftvoller Kopfball zum 1:0. Das 2:0 gab es Dank eines platziert geschossenen Strafstoßes. Ebenso platziert war das 3:0 nach südländisch angehauchten Spielzügen. Legia Warszawa wird sich auf dem Rasen warm anziehen müssen. Sorja Luhansk hat was drauf! Wie viele Fans der Verein gegen Legia mobilisieren kann - das dürfte die große Frage sein.
Gut was los wird auch in Tschechien sein. Mit Hajduk Split hat Slovan Liberec ein überaus lukratives Los erwischt. Die Ränge werden voll sein - und es dürfte nicht überraschen, dass auch hunderte Hopper vor Ort sein werden. Und was die osteuropäischen Duelle in der Europa League betrifft, klingt ein Spiel ganz besonders spannend: Rabotnicki Skopje vs. Rubin Kasan. Hat jemand schon das Ticket gebucht?
Fotos: Arne Amberg, Los Misenas, Eric K., Tim Seidenberg
> zur turus-Fotostrecke: Lech Poznan
Benutzer-Kommentare
Rubin wird kaum Fans nach Skopje bringen.
In Graz (fast gleiche Distanz) waren auch nur ganz wenige.
Aderesrum wohl auch nicht.
Sportlich wird Rubin beide Spiele hoch gewinnen.
Sorry falls ich die Ironie nicht erkannt haben sollte.