Fans feiern gleichzeitig Heim- und Auswärtssieg der Kogge

Hansas U23 hatte bekanntlich den ersten Platz in der NOFV-Oberliga Nord geschafft und war somit qualifiziert für die Regionalliga oder von vielen auch "DDR-Oberliga 2.0" genannt. Lok Leipzig, Chemie Leipzig, Energie Cottbus, Rot-Weiß Erfurt, BFC Dynamo, Carl Zeiss Jena, Sachsenring Zwickau und der FC Karl-Marx-Stadt spielten ja viele Jahre in der DDR gegeneinander. Letztgenannter nun als Chemnitzer FC.

"Chemnitzer Hof", "Nüschel", "Güldener Bock", "Ernst-Thälmann-Stadion", "Betriebssportgemeinschaft Motor Fritz Heckert Karl-Marx-Stadt" und "Chemnitzer Zug" fallen mir zu Karl-Marx-Stadt ein. Mit dem Chemnitzer Zug sind wir sehr oft am Freitagabend um 23:11 Uhr von Rostock Hauptbahnhof in Richtung Süden gestartet. Es war einer von wenigen Schlaf- und Liegewagenzügen in der DDR. Abenteuerfahrten mit der Deutschen Reichsbahn zu Hansas Auswärtsspielen. 

Ich vermute mal, die rund 200 Chemnitzer Schlachtenbummler sind mit keinem Nachtzug nach Rostock gereist. Vielleicht hat ja manch ein Gästefan ein verlängertes Wochenende an der Ostsee verbracht. Da alle Heimspiele im Ostseestadion stattfinden, wurde neben dem Gästeblock nur die Tribüne West aufgemacht. Hier saßen dann zirka 1.300 Hansafans. 

Ich hatte mit Fiete einen gepolsterten Sitzplatz mit Armlehnen fast auf der Mittellinie. Kostet nur 10 Euro und für Kinder bis 14 Jahre ist das Ganze sogar frei. Dazu gab es ein Stadionprogramm aus dem Hause Ulf Hunger und vor dem Spiel noch Bratwurst und Brause. Im Stadion heute ein bisschen Ballermusik und ein Titel lautete "Der Zug hat keine Bremsen", welcher dann auch nach jedem Tor gespielt wurde.

Davon gab es ja reichlich, denn der Nachmittag war mit sieben Toren sehr unterhaltsam. Chemnitz ging schon nach 89 Sekunden mit 1:0 durch Wiafe in Führung, aber danach fehlte jedes Selbstbewusstsein der Himmelblauen. Selten habe ich so eine unterlegene Mannschaft gesehen. Hansa machte locker sechs Tore, darunter ein kurioses Eigentor vom Chemnitzer Reutter. Bachmann traf sogar dreimal ins Chemnitzer Tor. 

Der Fußball unserer "Jungen Hanseaten" war wirklich sehr schön azusehen. Ich bin auch kein Freund von zweiten Mannschaften, aber bis zur Regionalliga kann ich es akzeptieren. Die 200 Chemnitzer waren fast durchgehend zu hören - eine sehr gute Leistung bei diesem Spielstand. 

Parallel lief das Spiel unserer Profimannschaft in Saarbrücken gegen Elversberg. Oliver Schubert verkündete zur Halbzeit ein 0:0 und nach dem Schlusspfiff ein 2:0 für Elversberg. Wir wollten gerade zum Bus gehen, da wurde im Ostseestadion das Spiel von Hansa auf den TV Schirmen und der Stadionleinwand eingeblendet. 

Es stand nun plötzlich nur noch 0:1 (Elfmernachschusstor wurde zurückgenommen), dazu wurde noch eine Nachspielzeit von 11 Minuten angezeigt). Wir sahen gleich eine klare Chance von Elversberg, aber zum Glück ging der Ball an Hansas Tor vorbei. Wenig später verwandelte sich die Tribüne in einen lautstarken Auswärtschor, denn Hansas am Freitag verpflichteter Ausleihspieler vom VfB Stuttgart - Juan José Perea Mendoza (im Februar 2000 in Bogotá geboren) - schaffte in der 99. Minute den 1:1-Ausgleich. 

Alle hofften nun auf den Schlusspfiff, aber "der Zug hatte keine Bremsen", denn unser Kolumbianer schaffte das Unglaubliche und netzte den Ball nochmal ein. Radaune im Ostseestadion. Hansag-Gesänge und Hansa-Hymne, dazu Freudentänze auf dem Rasen und dem Rang. Was für ein unvergesslicher Nachmittag im Ostseestadion! Hansa Rostocks Serie mit acht ungeschlagenen Spielen "SSSSUSSS" in Folge blieb erhalten. Kommt am 16.08. um 19:00 Uhr ins Ostseestadion, denn hier kommt der FC Energie Cottbus zu unserer U23-Elf. Ahoi Heiko Neubert!

Bericht: Heiko Neubert

Fotos: Heiko Neubert & Matthias

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock