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Ein Jahr nach der Loveparade: Stadt Duisburg setzt auf Profit statt Trauer

12 Jul 2011 12:38 #16713 von turusv15
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Spät, sehr spät – ein Jahr zu spät – fand Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) erst jetzt die richtigen entschuldigenden Worte für die Ereignisse der Love-Parade Katastrophe am 24. Juli 2010, bei dem 21 Menschen ihr Leben ließen und über 500 verletzt wurden.





„Als Oberbürgermeister dieser Stadt trage ich moralische Verantwortung für dieses Ereignis. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, mich an dieser Stelle bei allen Hinterbliebenen und Geschädigten zu entschuldigen“, heißt es in einer Erklärung die er in einer Sitzung des Duisburger Rates verlas. Eine späte Entschuldigung, die für viele Betroffene wie ein Schlag in die Magengrube und für andere nichts als mediengeile Heuchelei ist. Inzwischen gibt es mit "Neuanfang für Duisburg" eine Initiative, die sich für eine Abwahl des Bürgermeisters stark macht. Zwar nahmen wir von turus.net Herrn Sauerland noch einen Tag der Katasrophe vor der Medienscchalte in Schutz, mussten dies aber schnell revidieren.

Für viele Duisburger hat der OB längst sein Ansehen verspielt, nicht zuletzt um den Streit um den Erhalt der inoffiziellen Gedenkstätte (eingerichtet von der Initiative „Never Forget – Den Opfern der Loveparade“), direkt an der „Todesrampe“. Ein Mahnmal wurde zwar am Eingang zum Tunnel an der Karl Lehr Straße errichtet, aber viele sehen dies in Schrittweite zu einem Supermarkt als einen pietätloser Akt, zumal bis zuletzt Planungen liefen den wirklichen Ort des Geschehens zu überschütten und zuzubauen. Kommerz statt Trauer. Ganz wie die Loveparade 2010, deren oberstes Ziel der wirtschaftliche Profit, anstatt der Schutz von Menschenleben war. Genauso geht das Kalkül der Stadt weiter: Sie will den aus ihrer Sicht Schandfleck Duisburgs mit einem Konsumtempel (Höffner-Möbelmarkt) überbauen. Statt getrauert soll gekauft werden.

Der Duisburger Stadtrat sollte sich einmal bei den Angehörigen der Opfer der innerdeutschen (deutsch-deutschen) Grenze erkundigen, wie die es empfinden würden, wenn plötzlich Gedenkstätten einfach niedergewalzt werden. Und was würden die vielen Berliner Touristen sagen, wenn anstatt der Kreuze zum Gedenken an die Mauertoten an der Ebert-/Ecke Scheidemannstr. am Reichstagsgebäude plötzlich ein Supermarkt stehen würde? Drastisch formuliert: „Vor dem Handeln, Gehirn einschalten“.

Inzwischen rudern aber die Verantwortlichen zurück, nicht zuletzt auf Druck der Bevölkerung und Initiativen wie „Never Forget“, die unter anderem an den Wänden des Straßentunnels symbolische Schatten nach Vorlagen des Künstler Lukas Loss angebracht hat. So soll in den Bebauungsplan explizit der Ort der Loveparade-Tragödie mit einfließen. Darauf einigten sich der Investor Kurt Krieger und der Stadtrat kürzlich. Ein Signal in die richtige Richtung, aber auch eines gegen die Stadt Duisburg. Denn warum muss erst die Öffentlichkeit aktiv werden, bevor die scheinbar profitgesteuerte Behörde die richtigen Schritte tut?

zur turus.net Fotostrecke - Loveparade

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12 Jul 2011 12:38 #16714 von Steffen_Me
Der Schatten der Vergangeheit soll alle einholen die dafür Sorge tragen müssen. Jeder einzelne soll dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Der OB Sauerland gehört als erstes seines Amtes enthoben, sein faslche Spiel mit den Medien und seine Scheinheilligkeit stinken zu Himmel.
Jeder wird juristisch belangt, nur die Poitiker genießen Immunittät, sowas sollte im Falle von Massensterben aufgehoben werden. Deutschland werde gerecht.
Viele Grüße

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12 Jul 2011 12:46 #16715 von Micha
Mögen alle in Frieden ruhen. Aber nicht die Verantwortlichen. Warum zieht sie keiner zur Rechenscahft?

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12 Jul 2011 21:46 #16716 von Christa Celler
Das unermessliche Leid der Angehörigen steht dem unerträglich arrogant-dummen Tun dieses jämmerlichen Bürgermeisters gegenüber. Man kann an der Gerechtigkeit zweifeln, wenn es ihm gelingt, in seinem Amt zu bleiben. Wie ist es auch seiner Familie möglich, mit diesem Menschen zu leben? Ich würde mich schämen.

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13 Jul 2011 13:52 #16719 von Holger
Jetzt steht fest: In der Form hätte die Loveparade niemals stattfinden dürfen. Wie schaffen es die Verantwortlichen, morgens noch in den Spiegel zu schauen???

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14 Jul 2011 14:09 #16728 von Anneliese
Ich hätte niemals für möglich gehalten, daß so eine Tragödie in Deutschland passieren kann. Auf ntv sah ich früher diese Doku über die Sicherheitskonzepte bei Großveranstaltungen. Wie in Sportarenen alles ausprobiert wird, wie die Statik geprüft wird, das Fluchtverhalten usw. Und dann werden alle diese Regeln über den Jordan geworfen. Ich finde das unfassbar. In einem Land, in dem alles reglementiert ist. Anneliese

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