Der Reihe nach: 9:25 Uhr, auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Berlin-Südkreuz. Es war unschwer zu erkennen, wer sich auf den Weg zum Leipziger Derby machte. Bereits im Vorfeld des brisanten Oberligaspiels war zu vernehmen, dass Leute aus ganz Deutschland anreisen werden. Groundhopper, Fußballverrückte, Hooligans und erlebnisorientierte Jugendliche.
Um 12:45 Uhr traf eine kleine Lok-Truppe mit Transparent und Polizeibegleitung am Stadion ein. Aus der Ferne waren erste Böller zu hören. „Scheiß Red Bull!“ und „Chemieschweine raus!“ wurden die ersten Male lautstark angestimmt. Um 13:15 Uhr machten sich auf dem Rasen im Stadion die beiden Teams warm. Über dem Stadion schwebte ein Polizeihubschrauber. Mit dem Fahrstuhl ging es für mich in die 7. Etage. Endstation Pressetribüne. Bei Spielbeginn war zu sehen, dass beide Fanlager hinter den Toren ähnlich groß waren. Insgesamt waren etwas mehr Lok-Fans im Stadion als Sachsen-Fans. Akustisch waren beide Seiten genauso lautstark. Mit Gänsehaut konnte man feststellen, wie laut es in diesem Stadion werden kann, wenn zwei große Fanblöcke ordentlich Dampf machen.
Das Spiel begann gleich mit einer ersten Torchance für den FC Sachsen Leipzig. Es ging sofort zur Sache und die ersten beiden Fouls ließen nicht lange auf sich warten. In der 7. Minute konnte Lok zur Ecke klären. Ein Sachsen-Spieler forderte mit rudernden Armen den grün-weißen Block auf, für noch mehr Unterstützung zu sorgen. Die ersten Minuten gehörten dem FC Sachsen. Sachsen drückte. In der 14. Minute ging nach einer Ecke der Schuss rechts am Tor vorbei. In der 23. Minute gab es eine richtige dicke Chance für die Grün-Weißen. Zwei Minuten später sorgte ein überraschender Fernschuss von Lok für Torgefahr, doch der Sachsen-Torhüter war auf dem Posten. Lok kam jetzt besser ins Spiel. In der 27. Minute gab es die bisher beste Chance für die Blau-Gelben. Unfassbar war, was in der 34. Minute passierte. Nach einem tollen Spielzug des FC Sachsen wurde der Ball über das bereits leere Tor gehämmert. Definitiv hätte das der Führungstreffer für den FC Sachsen sein müssen!
In der Halbzeitpause konnte ich ein paar weitere bekannte Berliner Gesichter ausmachen. Auch in der 2. Halbzeit hatte der FC Sachsen die erste Torchance. Die erste richtig gute Situation hatte der 1. FC Lok in der 54. Minute. Mittlerweile wurde im Fanblock von Lok der „Scheiß Red Bull!“-Gesang angestimmt. Überraschenderweise stimmte die Fankurve des FC Sachsen nicht mit ein. Dort rief man lieber „Chemie, Chemie, nur noch Chemie!“ In der 60. Minute wurde es nach einer Ecke von Lok vor dem Sachsen-Tor gefährlich. Gleich im Gegenzug kam der FC Sachsen wieder viel versprechend vor das gegnerische Gehäuse. In der 71. Minute musste der Sachsen-Torhüter bei einem Freistoß von Lok Kopf und Kragen riskieren. Er verletzte sich leicht, konnte jedoch nach kurzer Behandlungspause weiterspielen. Bei der anschließenden Ecke für Lok flogen die ersten Bierbecher auf den Rasen.
Zwei Minuten später flog ein erster Knallkörper aus dem Sachsen-Block in Richtung Gegengerade, wo zahlreiche Lok-Anhänger gruppiert waren und auch die „Leipziger Jungz“ saßen. Es blieb nicht bei einem Knallkörper. Anhänger des FC Sachsen wüteten an der Absperrung und auch auf Lok-Seite kam es zu Rangeleien mit der dortigen Ordnerkette. Das Spiel musste für acht Minuten unterbrochen werden. Polizei rückte an und postierte sich im Pufferblock. Der Stadionsprecher mahnte immer wieder die Zuschauer. Musik wurde abgespielt. „Rivalität ja – Feindschaft nein“, rief er durch das Mikrofon. Das Spiel stand kurz vor am Abbruch. Sanitäter mussten einen Verletzten davontragen. Zudem versuchte ein Anhänger des FC Lok ganz allein in Richtung Sachsen-Fanblock zu stürmen. Er durchbrach die Ordnerkette und lief geradewegs in Richtung Plexiglas-Absperrung. Hinzu geeilte Polizeikräfte konnten den Heißsporn einfangen und festnehmen.
Die Situation kühlte sich wieder etwas ab und die letzten 15 Minuten konnten ohne weitere Unterbrechungen weiter gespielt werden. Zunächst hatten beide Teams noch Torchancen, die allerletzten Minuten gehörten dann dem FC Sachsen. Letztendlich blieb es beim 0:0, das auf Seiten des FC Sachsen recht ausgelassen von Fans und Spielern gefeiert wurde. Auf Lok-Seite zeigte man sich eher enttäuscht. Nur zögerlich machten dann doch auch die Lok-Spieler eine kleine Welle vor dem blau-gelben Fanblock.
Später am Leipziger Hauptbahnhof waren wieder fast nur Fans des 1. FC Lok zu sehen. Jugendliche Fans drehten lautstark ein paar Runden. Die Polizei war sehr präsent und erteilte dem einen oder anderen Platzverweis.
Krass lang her…