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Tolles Finale in Gent: Deutsche Weltmeister mit Topleistung auf Rang 4

 
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War das wieder einmal eine Schlussjagd im `t Kuipke von Gent! Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen, so spannend machten es nahezu alle 24 Akteure auf der kleinen, schnellen 166 Meter Piste und boten dabei rasanten Bahnsport vom Feinsten!! Wenn sich auch der Focus in erster Linie auf die Spitzenteams richtete, so waren doch alle Akteure an einer äußerst kampfbetonten Finaljagd beteiligt, die den Radsportfans noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Schon die Nächte zuvor hatten wieder einmal gezeigt, wie Radsport in Belgien gelebt wird. Hier sind die Profis an jedem Abend wirklich gefordert, denn Jagden, Punkterennen, Mannschaftsausscheidungsfahren, Dernyrennen, Zeitfahren über eine Runde bzw. 500 Meter, Scratch und Supersprint sind eng aneinander gereiht und lassen keine richtigen Verschnaufpausen für die Rennfahrer zu. Das sehr fachkundige Publikum weiß es zu schätzen und spart nicht mit entsprechendem Beifall. Das `t Kuipke in Gent ähnelt nahezu haargenau dem legendären Berliner Sportpalast und ein eingefleischter Sechstagefan wie der Unterzeichner wird an alte Zeiten in der Potsdamer Strasse erinnert, als noch Stars wie Rik van Steenbergen, Peter Post, Rudi Altig, Klaus Bugdahl, Eddy Merckx oder Patrick Sercu fuhren, denen ebenfalls die Begeisterung der Zuschauer sicher war. 

Zurück zum Finale am letzten Sonntag, der mit der Führung der Belgier Kenny de Ketele/Robbe Ghys begann, die mit ganzen drei (!) Punkten Vorsprung vor dem belgisch-italienischen Team Iljo Keisse/Elia Viviani beste Aussichten auf den Gesamtsieg besaßen. Mit einer Runde Rückstand lagen die Belgier Jasper de Buyst/Tosh van der Sande auf Platz drei vor den Niederländern Yoeri Havik/Wim Stroetinga und den deutschen Weltmeistern Roger Kluge/Theo Reinhardt, die in der Finaljagd einen glänzenden Eindruck hinterließen. Zuvor hatten noch Jasper de Buyst/Tosh van der Sande durch eifriges Punktesammeln in den Rahmenwettbewerben die 300 Punktemarke überschritten und eine Bonusrunde erhalten, so dass sie zu den beiden Spitzenteams aufschlossen. Die restlichen Teams hatten bei vier bis 34 (!) Verlustrunden nicht mehr die Spur einer Chance.

Es war ein ständiges Auf und Ab auf der kurzen Bahn mit vielen schnell erzielten Rundengewinnen, die für diverse Führungswechsel sorgten. Besonders hervor taten sich in der ersten halben Stunde Roger Kluge/Theo Reinhardt, die mit Überblick und raketenhaften Vorstößen sich ihres Weltmeistertitels würdig zeigten. Sie hatten schnell zur Spitze aufgeschlossen und eine Überraschung gegen die geballte belgische Konkurrenz schien durchaus möglich. Dann waren es Kenny de Ketele/Robbe Ghys, die allein in Führung gingen, bis Iljo Keisse/Elia Viviani und Jasper de Buyst/Tosh van der Sande etwa 50 Runden vor Schluss den Rückstand wieder egalisierten. Fünf Sprintwertungen mit 10, 6, 4, 2 Punkten ließen die endgültige Entscheidung unter den drei führenden Teams noch offen und so lagen vor der letzten Wertung Iljo Keisse/Elia Viviani mit vier Punkten vor Kenny de Ketele/Robbe Ghys, während Jasper de Buyst/Tosh van der Sande 20 Runden vor Schluss noch einmal einen letzten Versuch unternahmen einen Rundengewinn zu erzielen, da sie nach Punkten keine Siegchance mehr besaßen. 

Auch die letzte Attacke vier Runden vor Schluß von Kenny de Ketele/Robbe Ghys konterten die späteren Sieger Iljo Keisse/Elia Viviani vehement und gewannen auch die letzte Wertung mit dem berüchtigten Wheelie von Iljo Keisse, der damit seinen 23. Sechstagesieg bei 79 Starts und dabei den siebten Sieg in Gent herausfuhr. Für Elia Viviani war es der fünfte Sieg bei 11 Starts, über den er sich riesig freute. „Vor so einem Publikum hier gewonnen zu haben nach einer für mich äußerst erfolgreichen Straßensaison mit 18 Siegen, das ist schon etwas ganz Besonderes“, äußerte sich der sympathische, italienische Alleskönner. Bei einem möglichen Sieg ihrer schärfsten Rivalen im finalen Spurt, wären beide Teams punktgleich gewesen und damit hätten aufgrund des letzten, gewonnenen Spurts Kenny de Ketele/Robbe Ghys auf dem obersten Siegerpodest gestanden. Für Roger Kluge/Theo Reinhardt blieb der undankbare vierte Platz übrig, aber nach ebenfalls überragender Leistung in der Finaljagd hatten sie immerhin noch Yoeri Havik/Wim Stroetinga überholt.

Ganz hervorragenden Sport lieferten auch die Nachwuchsfahrer der Klasse U 23 ab, die am Schlusstag eine Jagd über 240 Runden zu absolvieren hatten. Dabei gaben die nach der dritten Nacht mit einer Runde Vorsprung führenden Bryan Boussaer aus Belgien und sein dänischer Partner Martin Mollerup die Spitzenposition noch aus der Hand. Ein Rundengewinn im Alleingang sorgte noch für den Gesamtsieg der Briten Samuel Watson/Zach Bridges, die mit 142 Punkten vor der belgisch-dänischen Kombination mit 72 Punkten gewannen. Mit nur einer Verlustrunde landeten in diesem Rennen die Deutschen Nils Weispfennig/Calvin Dik mit 92 Punkten -ebenso wie Roger Kluge/Theo Reinhardt bei den Profis- auf dem vierten Platz hinter den spurtstarken Dänen Oliver Frederiksen/Matias Malmberg, die 170 Punkte auf ihrem Konto verbuchten. Die beiden erst 18-jährigen Youngster aus Deutschland boten gegen starke Konkurrenz aus sechs Nationen an allen sechs Abenden eine ganz hervorragende Leistung und versuchten am letzten Tag noch einmal alles, um noch einen Podiumsplatz zu erreichen. Mehrere Ausreißversuche unternahmen sie, aber die Gegner waren wachsam und da waren sie als einziges deutsches Team auf sich allein gestellt und letztlich auf verlorenem Posten. Dennoch „Chapeau“ für eine Klasseleistung, die für die Zukunft einiges erhoffen lässt.

Ein kleineres Programm an nur zwei Tagen hatten die 12 Frauen zu bewältigen, die am Freitag ein Punkterennen über 120 Runden austrugen, das die belgische Lokalmatadorin Lotte Kopecky vor der starken Australierin Amy Cure gewann. Am Samstag fand dann ein Omnium statt, das von der Niederländerin Kirsten Wild dominiert wurde. Sie gewann mit dem Scratch, dem Ausscheidungsfahren und dem Punkterennen allein drei der vier Wettbewerbe, während die Belgierin Jolien d’Hoore die Temporunden für sich entschied. Mit 156 Punkten siegte Kirsten Wild vor Lotte Kopecky und der Norwegerin Anita Stenberg, wobei für so starke Fahrerinnen wie Jolien d’Hoore und Amy Cure nur die Plätze vier und fünf übrig bleiben. 

Für ein weiteres Highlight sorgte am Schlusstag der Belgier Ayrton de Pauw, der einen Bahnrekordversuch über 500 m mit stehendem Start unternahm. Tom Steels hielt seit 1989 auf der Genter Bahn den Bahnrekord, der nun mit 32,18 Sekunden von Ayrton de Pauw um 77 Hundertstel verbessert wurde. 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill (frontalvision.com)

> weitere Impressionen vom Sechstagerennen in Gent

Mehr Bilder auch zum direkten Download gibt es für private und redaktionelle Nutzung bei unser Bildagentur frontalvision.com:
Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport
  • Six Days
Name des Radrennens
  • Lotto Z6sdaage Vlaanderen-Gent

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