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Erster Weltcup-Sieg für Moritz Malcharek: Berliner retten Medaillenehre des BDR

 
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Die Weltcup-Saison 2018/19 der Bahnradsportler hat im französischen Saint-Quentin-en-Yvelines für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) recht erfolgreich begonnen, wenn auch nur zwei Medaillen errungen wurden. Dafür sorgten überraschenderweise zwei in Berlin beheimatete Athleten, von denen der 21-jährige für das LKT Team Brandenburg fahrende Moritz Malcharek das Punkterennen gewann und die routinierte, 35-jährige Charlotte Becker von Hitec Products in der gleichen Disziplin bei den Frauen auf Rang drei einkam. Sie hatte im 24-köpfigen Fahrerfeld noch vor der letzten Wertung in Führung gelegen, nachdem sie gemeinsam mit sechs anderen Fahrerinnen einen Rundengewinn vollzogen hatte, aber dann im letzten Sprint keine Punkte mehr sammeln konnte. Den gewann Ganna Solovei aus der Ukraine mit 10 Punkten vor der Italienerin Maria Giulia Confalonieri mit 6 Punkten, so dass die Italienerin mit insgesamt 34 Punkten vor Ganna Solovei mit 33 Punkten siegte, während Charlotte Becker mit 30 Punkten auf dem Bronzerang landete.

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Für Moritz Malcharek war zunächst ein Vorlauf über 15 km zu absolvieren, da insgesamt 29 Fahrer am Start standen und nur 24 das Finale über 30 km bestreiten durften. Der Berliner erspurtete sich als Zwölfter lediglich fünf Punkte, die haarscharf für den Einzug ins Finale ausreichten. Dort schlug dann für den Berliner die große Stunde, als er als einziger zwei Rundengewinne erzielte und mit 53 Punkten von dem spurtstarken Briten Mark Stewart mit 45 Punkten nicht mehr zu schlagen war, der wiederum den stark fahrenden Griechen Christos Volikakis mit 43 Punkten knapp auf den dritten Rang verwies. Zu den Geschlagenen zählten immerhin so bekannte Fahrer wie der Belgier Kenny de Ketele, der Spanier Sebastian Mora oder der Franzose Morgan Kneisky, was die tolle Leistung des jungen Berliners unterstreicht.

Damit waren für Moritz Malcharek die Wettkämpfe aber nicht beendet, da er noch für das abschließende Madison an der Seite von Theo Reinhardt vorgesehen war. Mit einer durchaus ansprechenden Leistung fuhren die erstmals gemeinsam fahrenden Berliner auf einen guten 6. Platz unter 18 Teams, von denen am Ende die Dänen Lasse Norman Hansen/Michael Mörköv vor den Polen Wojciech Pszczolarski/Daniel Staniszewski und den Australiern Leigh Howard/Kelland O’Brien die Nase vorn hatten. In einem nur durch Rundenverluste geprägten Rennen waren die Dänen mit 39 Punkten überlegene Sieger, die sich insgesamt in neun von zwölf Wertungen u.a. mit vier Siegen platzierten und damit allen anderen Teams den Schneid abkauften. 

Am Tag zuvor hatte Moritz Malcharek im Scratchrennen noch eine weitere Möglichkeit sich in Szene zu setzen, aber da schied der Berliner als Letzter seines Vorlaufes aus, nach dem Sieg im Punkterennen wollte er vielleicht seine Kräfte für das Madison schonen. Der Sieg ging an den Österreicher Stefan Matzner, der für den ersten Erfolg eines Österreichers nach fünf Jahren sorgte. Bei den Frauen wurde dieser Wettbewerb von der Australierin Ashlee Ankudinoff gewonnen, die die Britin Megan Barker und die Polin Daria Pikulik hinter sich ließ. Einen guten 5. Platz unter 21 Teilnehmerinnen erzielte für den BDR Lisa Küllmer, die auch im Madison mit Franziska Brauße am Start war und dort allerdings in dem von den Däninnen Amalie Dideriksen/Julie Leth gewonnenen Rennen nur Platz 13 belegte.

Die Männer und Frauen waren jeweils in acht Disziplinen am Start und dabei boten vor allem die Ausdauerathleten des BDR in der Mannschaftsverfolgung gute Leistungen. Bei den Männern fuhren Felix Groß, Theo Reinhardt, Leon Rohde und Domenic Weinstein in der Qualifikation mit 3:56,319 Minuten einen neuen deutschen Rekord, der aber leider nur zu Platz 4 reichte. In der 1. Runde gegen die bärenstarken Dänen wurde der Rekord nochmals auf 3:55,303 Minuten verbessert, aber die Dänen hatten sie dennoch um fast drei Sekunden distanziert, so dass am Ende nur Platz 5 für die Deutschen übrigblieb, während Dänemark auch im Finale um Gold den starken Briten keine Chance ließ.

Im deutschen Lager muss man doch langsam verzweifeln, wenn man immer wieder gute Leistungen bringt und dennoch nicht in die Medaillenränge kommt. Die akribische Arbeit des Bundestrainers Sven Meyer zahlt sich allemal aus, aber wie wäre es einmal mit einer Alternative, die auf internationaler Ebene von etlichen Teams seit langem praktiziert wird? Gestandene Straßenfahrer wie die Italiener Elia Viviani, Simone Consonni oder Filippo Ganna, aber auch ein Lasse Norman Hansen oder Franzosen wie Benjamin Thomas oder Bryan Coquard haben kein Problem kurzfristig auf die Bahn zu wechseln und dort Topergebnisse herauszufahren. Lediglich Roger Kluge ist auf deutscher Seite dafür ein Paradebeispiel, aber ein Versuch in diesem Bereich vielleicht mit Pascal Ackermann, Nils Politt oder Marco Mathis wäre doch zumindest einmal überdenkenswert, oder?

Bei den Frauen hat das doch schon sehr gut funktioniert, siehe Lisa Brennauer, Charlotte Becker, Mieke Kröger oder Lisa Klein, die sich alle auf der Straße ihre Sporen verdienen. Auch in Frankreich haben sie mit Charlotte Becker, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Gudrun Stock in der Qualifikation als Vierte in 4:23,803 Minuten überzeugt, um dann in der 1. Runde mit Franziska Brauße an Stelle von Gudrun Stock gegen Neuseeland zwar zu verlieren, aber einen neuen deutschen Rekord mit 4:21,421 Minuten aufzustellen. Das reichte aber trotzdem zum Lauf um Bronze, den sie dann gegen Italien mit etwas mehr als zwei Sekunden verloren, dennoch aber erneut mit 4:21,737 Minuten eine gute Zeit erzielten, wenngleich die Siegerzeit der Australierinnen von 4:16,957 Minuten noch außerhalb ihrer Reichweite liegt.

In den beiden Omniumwettbewerben siegten der Spanier Albert Torres und die Niederländerin Kirsten Wild. Vor dem finalen Punkterennen über 25 km waren noch sechs Fahrer nur durch 10 Punkte getrennt auf Siegeskurs. Letztlich wurde es noch ein klarer Erfolg für Albert Torres, der als einziger drei Rundengewinne erzielte und noch souveräner Sieger vor dem Briten Oliver Wood und dem Franzosen Benjamin Thomas wurde. Für den Berliner Maximilian Beyer war in diesem Wettbewerb unter 24 Teilnehmern nichts zu holen, nachdem er eigentlich im Scratch mit einem guten 7. Platz gestartet war, am Ende aber nur Platz 15 belegte. Überragende Teilnehmerin bei den Frauen war Kirsten Wild, die der Italienerin Letizia Paternoster und der Britin Neah Evans keine Siegchance ließ, während hier keine deutsche Starterin dabei war. 

Abschließend darf der Kurzzeitbereich nicht unerwähnt bleiben, jedoch gab es dieses Mal keinen einzigen Podiumsplatz für den BDR. Das hatte gemessen an der Vergangenheit durchaus Seltenheitswert, aber insgesamt waren die Leistungen nicht so schlecht, wie es den Anschein haben muss. Im Sprint der Männer verlor Maximilian Levy erst im Viertelfinale gegen den starken Niederländer Harrie Lavreysen, der erst im Finale um Gold am Australier Matthew Glaetzer scheiterte. Platz 11 im Keirin durch Marc Jurczyk und der 7. Platz im Teamsprint in der Besetzung Robert Förstemann, Maximilian Levy und Eric Engler, die in der Qualifikation die sechstbeste Zeit fuhren, entsprach vielleicht nicht ganz den Erwartungen. Aber man hat ja noch Stefan Bötticher, Maximilian Dörnbach, Joachim Eilers, Nik Schröter oder Timo Bichler in der Hinterhand, die in Zukunft beste Alternativen bilden. 

Erstmals bei den Frauen im Sprint dabei war die große deutsche Nachwuchshoffnung Lea Sophie Friedrich, die mit Platz 5 in der Qualifikation über 200 m einen tollen Einstand unter den 33 Teilnehmerinnen gab. Im Sechzehntelfinale gegen die Italienerin Miriam Vece siegte sie relativ sicher und auch die Neuseeländerin Emma Cumming konnte sie im Achtelfinale bezwingen. Im Viertelfinale scheiterte sie dann in zwei Läufen an der routinierten Russin Daria Shmeleva, die schließlich Bronze hinter Wai Sze Lee aus Hongkong und Stephanie Morton aus Australien gewann. Im Keirin schaffte die 18-jährige Lea Sophie Friedrich als Siegerin ihres Hoffnungslaufes die 2. Runde, in der sie allerdings ausschied und am Ende auf Platz 11 einkam. Den Sieg hier trug die Niederländerin Laurine van Riessen davon, die gegen Daria Shmeleva und Wai Sze Lee die Oberhand behielt. 

An der Seite der erfahrenen Miriam Welte durfte das junge deutsche Talent auch im Teamsprint starten und nach Platz 6 in der Qualifikation verloren die beiden in der 1. Runde das Duell gegen die Ukraine und verpassten damit die Medaillenränge. Den Sieg erreichte das russische Team Gazprom-Rusvelo mit Daria Shmeleva und Anastasiia Voinova vor Australien und der Ukraine. Der am Ende 5. Platz für das deutsche Team war aller Ehren wert und mit Pauline Sophie Grabosch und Emma Hinze, die beim kommenden Weltcup in Milton/Kanada starten werden, stehen für die Zukunft weitere hoffnungsvolle Talente zur Verfügung.

Freuen wir uns auf den dritten diesjährigen Weltcup im Berliner Velodrom, der vom 30. November bis 02. Dezember 2018 stattfinden und die nahezu komplette Weltelite am Start haben wird.

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

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