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Elia Viviani wiederholt Vorjahreserfolg beim EuroEyes Cyclassics

 
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Seit 1996 ist Hamburg Schauplatz eines Profiradrennens, das ab 1998 als Weltcuprennen ausgetragen wurde und dann im Jahre 2005 das Prädikat UCI WorldTour erhielt und seitdem zu den international bedeutendsten Eintagesrennen der Welt zählt. Nach den neuesten Regeln der UCI wurde die Zahl der Starter eines Teams nicht nur für große Rundfahrten, sondern auch für Eintagesrennen reduziert, so dass in Hamburg nur noch sieben Fahrer ein Team bildeten und sich damit das Starterfeld von wieder 18 Teams der WorldTour und 3 ProContinental Teams automatisch gegenüber dem Vorjahr verringerte.

Das war dem Rennen aber keinesfalls abträglich, zumal das Aufgebot an Sprintern, für die dieses Rennen aufgrund seiner topografischen Eigenschaften nach wie vor wie geschaffen ist, trotz der Konkurrenz zur Binck Bank Tour einmal mehr nicht zu wünschen übrig ließ. Vom italienischen Vorjahressieger Elia Viviani von Quick-Step Floors, über den zweitplatzierten Franzosen Arnaud Démare von Groupama-FDJ und dem Norweger Alexander Kristoff vom  UAE-Team Emirates (im Vorjahr auf Platz vier) bis hin zu den deutschen Topsprintern André Greipel von Lotto Soudal, John Degenkolb von Trek-Segafredo und Shootingstar Pascal Ackermann von BORA-hansgrohe war genügend Klasse am Start, die ein spannendes Finale in der Mönckebergstraße garantieren sollte. Immerhin haben auch Arnaud Démare (2012), John Degenkolb (2013), Alexander Kristoff (2014) und André Greipel (2015) dieses prestigeträchtige Rennen schon einmal gewonnen, so dass es nun an Pascal Ackermann lag, in diese Phalanx einzudringen.

 

Konnte er dieser Rolle gerecht werden? Leider nicht, denn ein Sturz etwa zwei Kilometer vor dem Ziel raubte ihm alle Siegchancen. Optimistisch war er noch vor dem Start, denn BORA-hansgrohe ging mit einem ganz starken Team ins Rennen, angeführt vom dreimaligen Straßenweltmeister Peter Sagan aus der Slowakei, der ebenfalls für einen Sieg hier in Hamburg in Frage kam. „Wir sind gespannt, wie das Rennen hier laufen wird und werden dann am Ende für den fahren, der noch am frischesten ist“, gab Pascal Ackermann vielsagend zu Protokoll, für den dieses Rennen und die folgende Deutschland Tour besondere Highlights sind, auf die er sich jetzt konzentriert.  

 

Insgesamt 145 Fahrer gingen nach erfolgter Einschreibung ins Rennen und lediglich das belgische Team Verandas Willems-Crelan hatte nur fünf Fahrer dabei und war damit nahezu chancenlos. Wie immer war es ein international hervorragend besetztes Rennen, dessen Fahrer sich aus nicht weniger als 27 Nationen zusammensetzten. Der leicht veränderte Kurs westlich statt südlich der Hafenstadt sorgte von Beginn an für ordentliches Tempo, wobei der Waseberg innerhalb der letzten 30 Kilometer nur einmal statt zweimal zu überwinden war. Die vorherigen Waseberg-Passagen nach 56 bzw. 69 Kilometern trugen bei der Länge des Rennens von 216,4 km nur wenig zur Rennentwicklung bei. Nahezu 200 Kilometer passierte recht wenig, nachdem sich früh eine Spitzengruppe aus fünf Fahrern gebildet hatte, die einen Vorsprung von maximal 3:15 Minuten herausfuhr. Das waren der Italiener Alessandro de Marchi von BMC Racing, der Kolumbianer Winner Anacona vom Movistar Team, der Spanier Ivan Garcia von Bahrain Merida, der Pole Kamil Gradek von CCC Sprandi Polkowice und der Russe Evgeny Shalunov von Gazprom-RusVelo, deren Vorsprung sich dann sukzessive verringerte, als insbesondere der Deutsche Nils Politt von Katusha-Alpecin für Pace im Feld sorgte und zeitweise allein die Verfolgung der Fünfer-Spitzengruppe in Angriffe nahm, aber mit seinem Versuch aufzuschließen scheiterte. 

 

Doch drei Kilometer vor der letzten Waseberg-Passage wurden die Ausreißer gestellt und alles deutete auf den obligatorischen Massenspurt hin, doch dann war es der Italiener Sonny Colbrelli von Bahrain Merida, der mit dem Slowenen Jan Tratnik von CCC Sprandi Polkowice und dem Niederländer Danny van Poppel von LottoNL-Jumbo attackierte und zu denen noch so starke Fahrer wie Alexander Kristoff, die Belgier Tiesj Benoot von Lotto Soudal sowie Dylan Teuns und Jürgen Roelandts (beide BMC Racing), der Australier William Clarke von Education First-Drapac und der Südafrikaner Daryl Impey von Mitchelton-Scott aufschlossen. Es war eine durchaus nicht ungefährliche Gruppe von neun Fahrern, die mit 20 Sekunden Vorsprung in Führung lag, bevor auch die letzten, verbliebenen Fahrer an der Fünf-Kilometer-Marke gestellt wurden.

 

Mit zwei heißen Eisen im Feuer platzten die Siegeshoffnungen des deutschen Teams BORA-hansgrohe etwa zwei Kilometer vor dem Ziel, als Pascal Ackermann stürzte und Peter Sagan schließlich mit Platz 10 vorliebnehmen musste. Von seinen Teamgefährten Michael Mörköv aus Dänemark und seinem italienischen Landsmann Fabio Sabatini hervorragend unterstützt, ließ der Vorjahressieger Elia Viviani keinen Zweifel an seinem erneuten Sieg aufkommen und zog damit mit dem US-Amerikaner Tyler Farrar gleich, der als bisher einziger Fahrer in Hamburg zweimal gewinnen konnte. Der starke Franzose Arnaud Démare musste sich wie im Vorjahr erneut mit Platz zwei zufriedengeben, während Alexander Kristoff sich gegenüber dem Vorjahr um einen Platz verbessern und als Dritter auf das Podium klettern konnte. „Mein 15. Saisonsieg unterstreicht meine bislang beste Saison. Es war dennoch kein Selbstläufer und ich bin einfach nur glücklich, dass ich den Erfolg wiederholen konnte“, gab Elia Viviani in der anschließenden Pressekonferenz zu verstehen und stellte klar, dass er weiterhin auf Bahn und Straße seine Erfolge einfahren will. So wird er u.a. Ende November in Berlin beim Bahn-Weltcup im Omnium und der Mannschaftsverfolgung starten, um sich seinen Traum von Olympia 2020 zu erfüllen.  

Bester Deutscher war in diesem Jahr John Degenkolb auf Platz vier, aber auch Nikias Arndt vom Team Sunweb überzeugte als Achter, der bei seinem Heimspiel sich gut in Szene setzte und dabei die volle Unterstützung seines Teams erhielt. „Ich will im Spurt voll reinhalten, bin gut vorbereitet und freue mich auf das Rennen“, sagte der sympathische Nikias Arndt vor dem Start und setzte mit einem Top Ten-Platz sein Vorhaben um. Leider werden wir ihn bei der Deutschland Tour in der kommenden Woche nicht am Start sehen, da sein Team anderweitig mit ihm plant. Ein erneut gutes Rennen fuhr auch Jonas Koch von CCC Sprandi Polkowice, der mit Platz 16 ein weiteres gutes Resultat erzielte und damit seine Position auf Vertragsverlängerung kaum verschlechtert haben dürfte. „Die Entscheidung hierüber wird in den nächsten zwei Wochen fallen“, äußerte sich Jonas Koch zuversichtlich, der weiß, dass die guten Ergebnisse dennoch keinen Garantieschein bedeuten.

Für Andre Greipel reichte es bei seinem vielleicht letzten Auftritt in Hamburg nur zum 23. Platz, obwohl er vor dem Rennen sehr zuversichtlich klang. Durch seinen Wechsel zum ProContinental Team Fortuneo-Samsic ist er im kommenden Jahr auf eine Wildcard angewiesen, die die Veranstalter aber für das Team des 11-maligen Teilnehmers von Hamburg sicherlich bereithalten werden.

 

Der langjährige Rennleiter Roland Hofer war mit der diesjährigen Austragung sehr zufrieden, zumal nahezu alle guten Sprinter am Start waren, ein strammes Tempo vorgelegt wurde und auch die Zuschauer vor allen in den Dörfern für zahlreiche Unterstützung sorgten. Er war allerdings auch nicht der einzige, der in Zukunft für einen Start mehr im Stadtinnern plädierte, denn in diesem Jahr war nicht nur der Weg für die Presseleute zur Einschreibung bzw. zum Start sehr weit, auch das Publikum war in den vergangenen Jahren dort weitaus zahlreicher erschienen. 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Hennes Roth

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Straßenrennen

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