Um 12.03 Uhr begann die diesjährige Austragung des Profirennens Eschborn-Frankfurt, das mit 146 Fahrern in 21 Teams eine starke Besetzung aufwies. Schon bald nach dem Start setzte es diverse Attacken, aber bei der ersten Zieldurchfahrt, als noch 200 der zu fahrenden 212,5 km zu fahren waren, stand der Zusammenschluss des Feldes kurz bevor. Dann setzte sich Daniel Teklehaimanot (Cofidis) aus Eritrea ab, um dem sich eine insgesamt 7-köpfige Spitzengruppe bildete, die bis zu 4:40 Minuten Vorsprung herausfuhr. Der Mann aus Eritrea hatte Defekt, kam aber wieder an seine Weggefährten heran und nachdem der Neuseeländer Aaron Gate (Aqua Blue Sport) die erste Bergwertung am Feldberg gewann, siegte Daniel Teklehaimanot bei der zweiten in Ruppertshain.
Alexander Kristoff zum Vierten: Der Norweger scheint in der Hessenmetropole unschlagbar zu sein
Aber im Feld setzte Bewegung ein und der Rückstand der Führungsgruppe reduzierte sich sukzessive unter Führung der Teams Sunweb und UAE Emirates. Für einige Protagonisten wie Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) oder auch später seinem Teamkameraden Rick Zabel wird das Rennen zu schwer, sie müssen abreißen lassen und steigen später aus. Es entwickelt sich ein äußerst kampfbetontes Rennen, als 78 Kilometer vor dem Ziel die Ausreißer eingeholt werden, nachdem sich schon drei Fahrer zuvor auf die Verfolgung der Spitzenreiter gemacht hatten. Das waren Michael Gogl aus Österreich (Trek-Segafredo), sein Landsmann Gregor Mühlberger (BORA-hansgrohe) und der Belgier Bjorg Lambrecht (Lotto Soudal) und als dann Daniel Teklehaimanot nicht mehr mithalten konnte, etablierte sich eine neunköpfige Spitzengruppe.
Die Attacken aus dem Feld nehmen zu, neben Michael Gogl, Gregor Mühlberger und Bjorg Lambrecht befinden sich jetzt der Deutsche Emanuel Buchmann (BORA-hansgrohe), die Slowenen Simon Spilak (Katusha-Alpecin) und Grega Bole (Bahrain-Merida), der Belgier Laurens de Plus (Quick-Step Floors) und der Franzose Julien Bernard (Trek-Segafredo) vorn und scheinen den Sieg unter sich auszumachen. Ob 35 Sekunden vor den Verfolgern und 1:15 Minuten vor dem Feld ausreichen, das ist jetzt die Frage, die es zu beantworten gilt. Etwa 20 Kilometer vor dem Ziel hat die Gruppe noch einen Vorsprung von einer Minute, aber am Hainer Weg in Sachsenhausen ist man sich vorn nicht mehr ganz einig und der Vorsprung schmilzt wie das Eis in der Sonne. Als entscheidende Angriffe am Hainer Weg ausblieben sind es neun Kilometer vor dem Ziel an der Alten Oper nur noch 15 Sekunden, bevor noch zwei Schlussrunden über insgesamt 6,2 Kilometer von den vier Fahrern Emanuel Buchmann, Simon Spilak, Grega Bole und Julien Bernard zu absolvieren sind.
Als die letzten beiden Runden bevorstehen, haben sich auch die noch verbliebenen Sprinter wie der Kolumbianer Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) oder der dreimalige Sieger Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) formiert, wobei allerdings ein echter Sprinterzug bei nur noch rund 25 Fahrern kaum zum Tragen kommen kann. Die vier Spitzenreiter werden drei Kilometer vor dem Ziel gestellt und dann haben tatsächlich wieder die Sprinter das Wort mit einem unwiderstehlichen Alexander Kristoff an der Spitze, der sich seinen vierten Erfolg in Serie – der Ausfall des Rennens im Jahre 2015 nicht einberechnet – nicht nehmen läßt und den noch aufkommenden Australier Michael Matthews (Team Sunweb) und den Belgier Oliver Naesen (AG2R La Mondiale) bezwingen kann. Während sich Mitfavorit Fernando Gaviria in der letzten Kurve vor dem Ziel verzockte und nur auf Platz 25 landete, war Emanuel Buchmann nach einem starken Rennen als 18. bester Deutscher.
In der Pressekonferenz zeigte sich Alexander Kristoff äußerst happy über seinen Erfolg und dankte seinem Team, das großartig für ihn gearbeitet hatte. „Ich habe Geschichte geschrieben mit dem erneuten Erfolg in meinem Lieblingsrennen. Es war mit dem geänderten Streckenprofil in Verbindung mit der zweimal zu bewältigenden Billtalhöhe ein verdammt hartes, aber auch schönes Rennen. Ich musste dort hart kämpfen, um nicht den Anschluss zu verlieren, aber letztlich hat das Timing im Team gestimmt und ich musste nicht entscheidend abreißen lassen. Das Finale war dann ungefähr gleich wie in den Jahren zuvor und auch Glück sowie der Fahrfehler von Fernando Gaviria haben zu meinem Sieg beigetragen“, gab der sympathische Norweger zu Protokoll.
Die Veranstalter konnten mit dem Renntag mehr als zufrieden sein, zumal Ihnen auch das Wetter entgegenkam. Der angekündigte Regen blieb aus, die Sonne schien überwiegend, nur der Wind war teilweise recht stark und unberechenbar. Auch die Temperaturen um die 14 Grad Celsius sorgten für angenehmes Radsportwetter, so dass letztlich alle auf ihre Kosten kamen.
Bericht: Bernd Mülle
Fotos: Mario Stiehl