Zweiter Tag der Bahn-EM mit Gold und Silber für Miriam Welte und Pauline Sophie Grabosch

BM Updated 22 Oktober 2017
Zweiter Tag der Bahn-EM mit Gold und Silber für Miriam Welte und Pauline Sophie Grabosch

Die Franzosen führen nach dem ersten Tag den Medaillenspiegel mit drei Goldmedaillen vor Italien und Russland mit je einer Gold-, Silber- und Bronzemedaille an. Einer der französischen Europameister ist Benjamin Thomas, der hier in Berlin noch im Omnium und im Madison an den Start gehen wird. Beim Warmfahren für den Omniumwettbewerb, für den er sich im zweiten Vorlauf in einem 15 km Punktefahren mit Platz 7 qualifizierte, konnten wir ihn zu seinem gestrigen Erfolg in der Mannschaftsverfolgung beglückwünschen und einige Fragen zu seiner weiteren Saisonplanung stellen. „Zunächst steht das Sechstagerennen in London mit meinem Partner Morgan Kneisky an, der momentan leider eine Verletzung auskurieren muss und deshalb auch hier in Berlin nicht am Start sein kann. Er regeneriert sich zu Hause für London, so dass ich auch im Madison hier mit Florian Maitre einen anderen Partner haben werde“, so der sympathische Franzose. Er wird auch in Gent und Rotterdam die Sechstagerennen bestreiten, aber in Berlin im Januar nächsten Jahres leider  höchstwahrscheinlich nicht am Start sein, da er bekanntlich mit FDJ einen neuen Arbeitgeber gefunden hat und man dort als WorldTour-Team naturgemäß andere Interessen vertritt. 

Johansen

Ein ganz interessanter Starter im Omnium der Männer, der auch schon in der Mannschaftsverfolgung am Start war, ist der junge Däne Julius Johansen, der gerade erst in Bergen/Norwegen Straßenweltmeister der Junioren wurde und nun bei der Bahn-Elite weitere Akzente setzen will. Im Scratchrennen über 10 km als ersten Wettbewerb des Omniums trumpfte er gleich auf und siegte mit Rundenvorsprung. Hier wächst offensichtlich ein Ausnahmetalent heran, das im Gespräch beim Warmfahren einen sympathischen Eindruck hinterließ. „Ich habe für das kommende Jahr einen Vertrag bei einem dänischen Continentalteam, wo ich schauen will, wohin die Reise geht“, sagte der Däne, der unserer Meinung nach eine große Zukunft vor sich hat. Wir kennen ihn bereits seit Jahren, als er schon bei der Internationalen Kids-Tour 2013 in Berlin dabei war und den zweiten Platz in der Gesamtwertung der Klasse U 15 belegte.  Er fährt zur Zeit zweigleisig auf Bahn und Straße und so wäre er auch ein Kandidat für das nächste Berliner Sechstagerennen vielleicht an der Seite von Niklas Larsen oder Casper von Folsach aus dem überaus reichhaltigen dänischen Talenteschuppen. „Natürlich ist auch die WorldTour ein lohnenswertes Ziel“, so der erst 18-jährige Däne, das er kurz über lang mit Sicherheit ansteuern dürfte. Für einen weiteren Start in Berlin beim Sechstagerennen kann er sich mit einem guten Ergebnis im Omnium, wo er bescheiden einen Top Ten Platz ansteuert, empfehlen. Am Ende wurde es nach dem zweiten Platz bei den Temporunden über 10 km, einem 5. Platz im Ausscheidungsfahren und einem sensationellen Punktefahren aller Fahrer als Abschluss des Omniums ein ausgezeichneter zweiter Platz und die Silbermedaille für den jungen Dänen. Im letzten Spurt ging der Däne leer aus und wurde noch vom Spanier Albert Torres, der die Schlusswertung mit 10 Punkten gewann, mit zwei Punkten Vorsprung abgefangen, während Bronze an den Franzosen Benjamin Thomas ging. 

Torres

Ebenfalls zu den hoffnungsvollen Youngstern zählt im weiblichen Bereich die Italienerin Letizia Paternoster, eine 18-jährige junge Dame, die schon einige Welt- und Europameistertitel im Juniorenbereich aufweisen kann und zu großen Hoffnungen berechtigt. Auch mit ihr haben wir gesprochen und mit Übersetzungshilfe durch den italienischen Bahntrainer und zweifachen Berliner Sechstagesieger Marco Villa einige interessante Dinge erfahren. „Ich habe im nächsten Jahr einen Vertrag beim Astana Womens Team, wo ich auf eine erfolgreiche Zukunft hoffe. Derzeit kann ich mich weder für die Bahn noch für die Straße hundertprozentig entscheiden, die Chancen stehen 50:50“, meinte die Italienerin, die es zunächst einmal ruhig angehen lassen will, um später einmal auch im Profiradsport Erfolge einzufahren. Der diesjährigen Dritten im Straßenrennen der Juniorinnen bei den Welttitelkämpfen in Bergen/Norwegen ist tatsächlich einiges in der Zukunft zuzutrauen.

Trine

Zu den Entscheidungen des Tages bleibt festzuhalten: im Punktefahren der Frauen dominierte die Dänin Trine Schmidt, die als einzige zwei Rundengewinne herausfuhr und damit überlegen mit 62 Punkten den Titel holte. Platz zwei ging mit 31 Punkten an die Russin Gulnaz Badykova und Bronze gewann die Weißrussin Tatsiana Sharakova mit 29 Punkten punktgleich vor der Norwegerin Anita Yvonne Stenberg, während die ebenfalls einen Rundengewinn erzielende Charlotte Becker aus Berlin mit 23 Punkten einen guten 6. Platz belegte. In der Einerverfolgung war die alles überragende Fahrerin die Britin Katie Archibald, die in der Qualifikation mit 3:28,003 Minuten eine starke Zeit vorlegte und dann auch im Finale gegen die sensationell fahrende Polin Justyna Kaczkowska mit drei Sekunden Vorsprung siegreich war. Bronze ging etwas überraschend an die Italienerin Silvia Valsecchi, die die Niederländerin Annemiek van Vleuten relativ klar hinter sich ließ. Platz 6 für Gudrun Stock und Platz 8 für Lisa Klein waren dabei für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) unter den 20 Teilnehmerinnen ein durchaus achtbares Ergebnis.

Gerben

Im Ausscheidungsfahren der Männer gab es leider nicht die insgeheim erhoffte Medaille für den BDR durch Maximilian Beyer, der zwar guten Mutes war und auch zunächst taktisch sehr gut fuhr, dann aber sich beim Glockenzeichen zur Ausscheidungsrunde verschätzte und keinen Ausweg mehr aus seiner eingeklemmten Position fand und frühzeitig ausschied. Sieger wurde der junge Belgier Gerben Thijssen vor dem Russen Maksim Piskunov und dem Portugiesen Rui Oliveira, wobei für Maximilian Beyer nur der 13. Platz übrig blieb. 

Deutschland

Für die Medaillen für die deutsche Mannschaft sorgten dann wieder einmal die Kurzzeitathleten in Gestalt der Frauen im 500m Zeitfahren, wo sich in der Qualifikation sowohl Pauline Sophie Grabosch als auch Miriam Welte unter 13 Starterinnen behaupteten und das Finale der besten Acht als Zweite und Dritte erreichten. Im Finale drehte Miriam Welte dann mit einer ganz starken Leistung in 33,321 Sekunden den Spieß um und distanzierte Pauline Sophie Grabosch und die Russin Daria Shmeleva als die Zeitschnellste der Qualifikation auf die weiteren Podiumsplätze. „Ich habe vom Podium geträumt und es ist genial vor diesem phantastischen Publikum das Trikot der neuen Europameisterin überstreifen zu dürfen“, sprach Miriam Welte ins Mikrofon und Pauline Sophie Grabosch ergänzte: „Auf diesen tollen Doppelsieg können wir stolz sein“.

BDR

In einer weiteren Entscheidung im Sprint der Männer gab es mit dem Franzosen Sebastien  Vigier einen Fahrer, der das komplette Feld der 31 Teilnehmer von Beginn an beherrschte. In der Qualifikation über 200m fuhr er mit 9,630 Sekunden die Bestzeit und danach kämpfte er sich in überlegener Manier bis  ins Finale vor, wo er den Niederländer Jeffrey Hoogland in zwei Läufen sicher distanzierte. Hier ging Bronze an den Russen Denis Dmitriev in einem Wettbewerb, in dem die deutschen Teilnehmer Maximilian Levy und Eric Engler nur wenig zu bestellen hatten. Während Eric Engler als 20. der Qualifikation im 1/16 Finale gegen den Polen Kamil Kuczynski ausschied, schaffte Maximilian Levy als 9. der Qualifikation und Siegen gegen Andriy Kutsenko aus der Ukraine sowie Pavel Yakushevskiy aus Russland den Einzug ins Viertelfinale, wo er aber dem Franzosen Sebastien Vigier in zwei Läufen glatt unterlag.

Den Abschluss des zweiten Veranstaltungstages vor 1.800 Zuschauern bildeten die Steher mit drei Qualifizierungsläufen über jeweils 25 km, mit denen sich die zwei Besten eines jeden Laufes und der schnellste Dritte ins Finale fahren konnten. Zunächst gewann der Deutsche Stefan Schäfer mit Schrittmacher Peter Bäuerlein vor dem Niederländer Patrick Kos und gab dabei eine souveräne Vorstellung, die seine zuletzt im Training erlittenen Sturzverletzungen in keiner Phase erkennen ließ. Den zweiten Lauf dominierte sein Landsmann Franz Schiewer hinter Schrittmacher Gerhard Gessler, die sich ebenso sicher zusammen mit dem Italiener Davide Vigano für das Finale qualifizierten. Der abschließende dritte Lauf wurde eine Beute für den dritten Deutschen Thomas Steger mit Schrittmacher Thomas Ruder vor dem Niederländer Reinier Honig und dem Schweizer Routinier Giuseppe Atzeni, so dass die deutsche Stehergarde von Trainer Mario Vonhof komplett das Finale erreichte.

Russia

Für den BDR war dieser zweite Tag trotz Gold und Silber nicht in allen Bereichen erfolgreich, denn von Maximilian Beyer hätte man schon die erste Medaille im Ausdauerbereich erwarten können und die Leistung von Lucas Liss im Omnium war mit dem drittletzten Platz 18 schon mehr als blamabel. Dagegen waren die Leistungen von Miriam Welte und Pauline Sophie Grabosch überragend, die die Fahnen für den BDR hochhielten. Es bleibt ein Rätsel, dass es momentan im Ausdauerbereich einfach nicht zu internationalen Medaillen reicht. Aber vielleicht werden wir in den verbleibenden zwei Tagen noch eines Besseren belehrt und dafür drücken wir der deutschen Mannschaft beide Daumen. 

Text: Bernd Mülle

Foto: Arne Mill

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Sehr gut! Weiter so!!!
Z
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G
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Gratulation zu Gold und Silber!!!
M
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