Turbulente erste Woche der Tour de France: Etliche Favoriten schon nicht mehr im Rennen

BM Updated 12 Juli 2017
Turbulente erste Woche der Tour de France: Etliche Favoriten schon nicht mehr im Rennen

Das größte Radsportereignis des Jahres hat nach gut einer Woche und neun absolvierten Etappen schon für ausreichend Schlagzeilen gesorgt. Mit dem fast vollständig verregneten Auftakt, der schon nach wenigen Kilometern einen der Topfavoriten wie Alejandro Valverde aus Spanien vom Movistar Team durch einen spektakulären Sturz beim Einzelzeitfahren zur Aufgabe zwang, begann die Tour nach der absolut gelungenen Teampräsentation zwei Tage zuvor mit weniger schönen Bildern. Auch seinem Landsmann Ion Izagirre vom Team Bahrain-Merida ereilte das gleiche Schicksal und mit einem Bruch des Lendenwirbels kam auch für ihn das frühzeitige Aus. Alejandro Valverde hatte Brüche der linken Kniescheibe und des Sprungbeins erlitten und landete im Krankenhaus, wo er noch am Samstagabend in Düsseldorf operiert wurde. Hinzu kamen noch Wunden am Schienbein und Gesäß, die versorgt werden mussten. Hoffen wir, dass der sympathische Sportsmann seine Karriere nach der höchstwahrscheinlich langen Leidenszeit fortsetzen kann.

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Tour de France

Mehr Glück hatte Rick Zabel von Katusha-Alpecin, der ebenfalls zu Fall kam, dabei an der Schulter verletzt wurde (vermutet wurde zunächst ein doppelter Bänderriss!), aber dennoch die Weiterfahrt nicht einstellen musste. Immer noch dabei, belegt er immerhin den 119. Platz von den noch verbliebenen 181 Fahrern und hat dabei auf der 7. Etappe mit Platz 12 eine hervorragende Platzierung eingefahren. Diese Etappe wurde mit dem Sieg von Marcel Kittel von Quick-Step Floors, Platz 5 für John Degenkolb von Trek-Segafredo, Platz 7 für Rüdiger Selig von BORA-hansgrohe und Platz 9 für Andre Greipel von Lotto Soudal zu einem deutschen Festival. Für Marcel Kittel war es bereits nach der 2. Etappe, auf der mit dem Australier Luke Durbridge von Orica-Scott ein weiterer Fahrer verletzungsbedingt aufgab,  und der 6. Etappe der dritte Tagessieg bei dieser Tour, der ihm bislang das Grüne Sprinttrikot sicherte. 

Rick Zabel

Auf der dritten und vierten Etappe war es der Straßenweltmeister Peter Sagan aus der Slowakei von BORA-hansgrohe, der für die Schlagzeilen der schreibenden Medien sorgte. Die nicht ganz leichte Etappe von Verviers nach Longwy über 212,5 km gewann er vor dem Australier Michael Matthews vom Team Sunweb und dem Iren Daniel Martin von Quick-Step Floors, bevor die vierte Etappe zum Eklat wurde. Im Massenspurt kam der Brite Mark Cavendish von Dimension Data zu Fall, als er vom Weltmeister mit einem Ellbogencheck in die Absperrungen gedrängt wurde. Während Mark Cavendish mit einem Bruch des Schulterblattes ausscheiden musste, wurde Peter Sagan nach langen Diskussionen disqualifiziert und von der Tour ausgeschlossen.

Sturz

Für viele war diese Entscheidung zu hart, eine Zeitstrafe hätte auch ausgereicht, meinten etliche der großen Schar der Radsportfans, aber das, was dann in den sozialen Medien passierte, ist schlicht gesagt ein „No Go“ und nicht zu billigen. Die Fans von Peter Sagan richteten wüste Beschimpfungen an die Adresse der Familie des Mark Cavendish, die unter der Gürtellinie waren und so nicht zu dulden sind. Dagegen hat sich der Weltmeister bei Mark Cavendish entschuldigt, der dieses akzeptiert hat und so sollte man es einfach dabei belassen. Aber leider ist es heute so, dass jeder seine Meinung im Netz äußern kann und dabei –meist unqualifiziert- Stellung beziehen will. Was ist nur aus dieser Welt geworden?

Sturz

Nach der 5. Etappe, die von Fabio Aru aus Italien vom Astana Pro Team im Alleingang vor Daniel Martin und dem Briten Christopher Froome vom Team Sky gewonnen wurde, trennte sich schon etwas die Spreu vom Weizen. Der britische Topfavorit übernahm dennoch von seinem Landsmann und Teamkameraden Geraint Thomas, dem Überraschungssieger des Einzelzeitfahrens am ersten Tag, die Führung in der Gesamtwertung, die er bis zum Ruhetag am heutigen Montag behielt. Allerdings gab es noch zwei Etappen, die einigen Fahrern erhebliche Rückstände einbringen sollten. Zunächst siegte der junge Franzose Lilian Calmejane von Direct Energie im Alleingang vor dem Niederländer Robert Gesink von Lotto NL-Jumbo, der 37 Sekunden einbüßte und sich noch knapp vor einer größeren Gruppe ins Ziel rettete, die 50 Sekunden zurücklag und in der alle Favoriten auf den Gesamtsieg vertreten waren.

 aru

Aber dann kam die sogenannte Hammeretappe von Nantua nach Chambery über 181,5 km, die einiges in der Gesamtwertung entscheidend veränderte. Die Jura-Königsetappe wurde eine Beute des Kolumbianers Rigoberto Uran von Cannondale Drapac, der den Franzosen Warren Barguil vom Team Sunweb nach Zielfotoentscheid auf den zweiten Platz verwies. Zeitgleich folgten Christopher Froome, der Franzose Romain Bardet von AG2R La Mondiale, Fabio Aru und sein dänischer Teamkamerad Jakob Fuglsang, die sich gegenüber der Konkurrenz am Ende um 1:15 Minuten absetzen konnten und eine kleine Vorentscheidung einleiteten. Der bislang beste Deutsche in der Gesamtwertung Emanuel Buchmann von BORA-hansgrohe verlor auf dieser Etappe mehr als sieben Minuten, belegte dennoch Platz 24 in der Tageswertung. 

Froome 

Auf dieser Etappe erreichten sieben Fahrer mit mehr als 42 Minuten das Ziel und mussten wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen werden. Darunter auch der französische Meister Arnaud Demare, der mit seinen drei Teamkameraden von FDJ Mickael Delage aus Frankreich, Jacopo Guarnieri aus Italien und dem Litauer Ignatas Konovalovas nicht weniger als 58:48 Minuten verloren hatte. Viel schlimmer erging es aber den schwer gestürzten Mitfavoriten Richie Porte von BMC Racing, Geraint Thomas, Manuele Mori aus Italien vom UAE Team Emirates und den Niederländern Robert Gesink und Jos van Emden vom Team Lotto NL-Jumbo, für die diese Tour de France ein vorzeitiges Ende fand.

Kittel

Nach dem Ruhetag geht es weiter nach Bergerac und es scheint im Moment so, als ob dem souveränen Christopher Froome mit Fabio Aru, der nur 18 Sekunden Zeitverlust aufzuweisen hat, nur ein ernstzunehmender Gegner geblieben ist. Mit 8:46 Minuten Rückstand nimmt Emanuel Buchmann einen hervorragenden 18. Platz in der Gesamtwertung ein und dürfte jetzt sogar als Kapitän seiner Mannschaft gelten, nachdem auch der Pole Rafal Majka mit schweren Prellungen und Hautabschürfungen nicht mehr dabei ist. „Ich kann kaum atmen und für meine Gesundheit ist die Entscheidung aufzugeben richtig“, teilte der Pole mit, der hofft, in der verbleibenden Saison noch Akzente setzen zu können. Die Punktewertung führt Marcel Kittel unverändert an und in der Bergwertung hat Warren Barguil die Führung inne, während der Brite Simon Yates von Orica-Scott die Nachwuchswertung und das Team Sky die Mannschaftswertung dominieren. 

Text: Bernd Mülle    

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Tour de France 2017 

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Inhalt der Neuigkeit:
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Radrennen-Art:
  • Rundfahrt
Name des Radrennens
  • Tour de France

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