BDR erstmals beim Bahn-Weltcup ohne Medaille: Enttäuschende Vorstellung in Glasgow

BM Updated 07 Dezember 2016
BDR erstmals beim Bahn-Weltcup ohne Medaille: Enttäuschende Vorstellung in Glasgow

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat mit seinem Auftritt beim ersten Weltcup dieser Saison in Glasgow das magere Ergebnis von den Europameisterschaften in Saint-Quentin-en-Yvelines in Frankreich sogar noch getoppt! Waren es dort noch drei Medaillen und Platz 14 im Medaillenspiegel, so ging man in Glasgow gänzlich leer aus, was deutlich machte, dass der sogenannte zweite Anzug noch lange nicht passt und damit den Verantwortlichen noch einiges Kopfzerbrechen bereiten wird.

Erstaunlich dabei ist die Tatsache, dass andere Nationen wie Großbritannien, Frankreich oder auch Polen im Nachwuchsbereich offensichtlich schon erheblich weiter sind, denn die Siegernamen bei diesem Weltcup waren zum Teil noch international völlig unbekannt, wie z.B. die Britin Emily Kay (21 Jahre) als Siegerin des Omniums oder die britischen Teamsprintsieger Jack Carlin (19 Jahre), Ryan Owens (21 Jahre) und Joseph Truman (19 Jahre). Die Breite und auch Klasse gerade im britischen Bahnradsport scheint unermesslich und so kann durchaus einmal auf Spitzenfahrer verzichtet werden. Mit Heiko Salzwedel im Ausdauerbereich und Jan van Eijden, der für die Sprinter zuständig ist, können sich die Briten auf ein erstklassiges Trainerteam verlassen, die sich bestens in der Szene auskennen, immer wieder einen top vorbereiteten Nachwuchs an den Start bringen und zudem im National Cycling Centre von Manchester die Kaderfahrer stets in voller Stärke um sich wissen.

Lampater

Für den BDR blieben in Glasgow bei insgesamt 16 ausgetragenen Rennen lediglich zwei vierte Plätze im Teamsprint durch Robert Förstemann, Eric Engler und Tobias Wächter sowie durch Leif Lampater in der 4000 m Einzelverfolgung als beste Ergebnisse übrig. Auf Routinier Leif Lampater (33 Jahre) war wie immer Verlaß, der schon in der Qualifikation die viertbeste Zeit fuhr und knapp das Finale verfehlte, das Straßenprofi Sylvain Chavanel aus Frankreich gegen den Polen Daniel Staniszewski gewann. Um Platz drei unterlag Leif Lampater dann nach gutem Start noch gegen den starken Niederländer Dion Beukeboom recht deutlich. Auch Routinier Robert Förstemann (30 Jahre), als Anfahrer im Teamsprint, bot nach einer selbst auferlegten Pause wieder eine ganz starke Leistung, die für die Zukunft durchaus eine weitere Option im Hinblick auf die nächste Weltmeisterschaft sein kann. Unter 13 Teams hatte das deutsche Trio die Bestzeit in der Qualifikation mit 44,068 Sekunden gefahren, doch der neue Modus sah eine 1. Runde der besten Acht vor und dort siegten sie zwar gegen Spanien klar, aber die Zeit von 44,144 Sekunden war schlechter als die der Briten und Franzosen, so dass nur der Lauf um Bronze gegen Polen übrigblieb, den sie dann verloren.

Glasgow

Sich achtbar geschlagen hat sich auch der junge Marc Jurczyk (20 Jahre) im Keirin, wo er das Finale erreichte und dort den fünften Platz belegte. Zuvor gelangte er in der 1. Runde als Zweiter seines Laufes hinter dem Japaner Yudai Nitta direkt in die 2. Runde, wo er ebenfalls auf dem zweiten Platz hinter dem Litauer Vasilijus Lendel landete und sich den Finaleinzug sicherte. Im Sprint war der junge Mann ebenfalls am Start, schaffte die Qualifikation für das Sechzehntelfinale und schlug dort den Iren Eoin Mullen. Hier war für Marc Jurczyk dann im Achtelfinale Endstation, als er ausgerechnet gegen den zweiten deutschen Starter Eric Engler den Kürzeren ziehen musste. Für Eric Engler war dann im Viertelfinale Schluß, als er dem Ukrainer Andrii Vynokurov in zwei Läufen unterlag.

Zum Desaster für die Mannschaft des BDR wurde die Mannschaftsverfolgung, wo Leif Lampater mit Jasper Frahm, Moritz Malcharek und Sebastian Wotschke an den Start ging. Unter 15 Teams sprang mit mäßigen 4:07,535 Minuten nur der 13. Platz heraus, der zumindest erhoffte Platz unter den besten Acht war in weite Ferne gerückt. Dass Mannschaften wie Kanada, Polen, Italien, Schweiz, Weissrussland, China und Japan die deutsche Mannschaft hinter sich ließen, war kaum nachzuvollziehen, zumal man auch in diesen Teams teilweise nicht in Bestbesetzung fuhr. Auch im Scratchrennen mit Sebastian Wotschke auf dem 11. Platz und im Punkterennen mit Lucas Liss auf dem siebten Platz konnten die Erwartungen kaum als erfüllt gelten. Eindeutiger Dominator dieses Rennens war der Australier Cameron Meyer, der mit drei (!) Rundengewinnen das Punkterennen souverän beherrschte und mit 81 Punkten siegte, während nur weitere drei Fahrer jeweils eine Runde gewannen. Für Lucas Liss und Sebastian Wotschke, die noch gemeinsam im Madison eingesetzt und mit drei Verlustrunden Letzte unter 15 Teams wurden, endete der Weltcup ernüchternd, wenngleich eine Verlustrunde sturzbedingt in Kauf genommen werden musste und die beiden anschließend nicht mehr richtig Tritt fassen konnten.

Paller

In den Wettbewerben der Frauen hingen die Trauben für die Deutschen noch ein wenig höher. In den Kurzzeitdisziplinen Sprint, Keirin und Teamsprint schickte der BDR erst gar keine Fahrerinnen an den Start und im Ausdauerbereich vertraute man ausschließlich dem Nachwuchs, der aber international an seine Grenzen stieß. Die durchaus talentierte Tatjana Paller (21 Jahre) erreichte Platz 12 in der Qualifikation der Einzelverfolgung und im Omnium, wo sie immerhin einen Rundengewinn im Punkterennen herausfuhr. In der Mannschaftsverfolgung an der Seite von Franziska Brausse (17 Jahre), Michaela Ebert (19 Jahre) und Lisa Küllmer (23 Jahre) fuhr Tatjana Paller nur mäßige 4:50,879 Minuten, die den letzten Platz unter 13 Teams bedeuteten. Vor allem im Ausdauerbereich ist nicht nur der Trainerbereich gefordert, sondern die gesamte BDR Führung – Leistungssport, ein Konzept zu erarbeiten, welches den Rückstand zur Weltspitze reduziert, um nicht vollends den Anschluss zu verlieren. 

Im Scratchrennen der Frauen landete Lisa Küllmer immerhin auf Platz neun, während sie im erstmals bei einem Weltcup ausgetragenen Madison zusammen mit Franziska Brausse mit zwei Verlustrunden nicht über den 11. und vorletzten Platz hinauskam. Hier siegten einmal mehr die Britinnen durch Manon Lloyd und Katie Archibald vor den Französinnen Laurie Berthon und Coralie Demay, während die Belgierinnen Kaat van der Meulen und Lotte Kopecky als einziges Team sturzbedingt aufgeben mussten. 

GB

Mit fünf Goldmedaillen waren die Briten einmal mehr die überragende Nation dieses ersten Weltcups der neuen Saison, der schon in dieser Woche im niederländischen Apeldoorn seine Fortsetzung erfährt. Nach den folgenden Weltcups in Cali und Los Angeles im Februar nächsten Jahres wird man dann sehen, ob die erste Garde des BDR den schwachen Saisonbeginn noch einigermaßen kompensieren kann.  

Text: Bernd Mülle 

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Weltcup in Glasgow

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