Zum Abschluss der Welttitelkämpfe im Bahnradsport gab es für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) keine weitere Medaille mehr. Während im Omnium der Frauen Edelmetall durch Anna Knauer aussichtslos schien und im Sprint der Männer alle deutschen Hoffnungen schon frühzeitig begraben waren, konnte man noch auf Medaillen im Keirin der Frauen durch Kristina Vogel oder im Madison durch Henning Bommel und Theo Reinhardt hoffen.
Bahn-WM 2015: Am Schlusstag blieb Deutschland ohne Medaille, Die Weltspitze rückt immer enger zusammen
Aber erste Hoffnungen zerstoben früh, als Kristina Vogel und Miriam Welte in der 1. Runde im Keirin bittere Niederlagen einstecken mussten. Beide belegten nur jeweils letzte Plätze in ihren Läufen und so mussten sie in die Hoffnungsläufe, wo sie gemeinsam im dritten Lauf auf die Chinesin Shuang Guo und die Russin Ekaterina Gnidenko trafen. Die Chinesin gewann diesen Lauf vor Welte und Vogel, die damit beide vorzeitig ausschieden. Weltmeisterin wurde einmal mehr Anna Meares aus Australien, die nach dem Sieg in der 2. Runde auch das Finale erfolgreich gestaltete und die Niederländerin Shanne Braspennincx und Lisandra Guerra aus Kuba auf die weiteren Plätze verwies. Pech im Finale hatte Stephanie Morton aus Australien, die wegen eines kurz nach dem Start erlittenen Materialfehlers, der nicht mehr behoben werden konnte, beim zweiten Start des Finallaufs nicht mehr antrat.
Im Omnium der Frauen gab es den zweiten australischen Sieg am letzten Tag der WM durch die überragende Annette Edmondson, die zunächst das 500 Meter Zeitfahren und den fliegenden Start über 250 Meter gewann, um dann mit taktisch kluger Fahrweise im abschließenden Punkterennen auch ohne Rundengewinn den Sieg mit 192 Punkten nicht mehr aus der Hand zu geben. Die Silbermedaille ging an die Britin Laura Trott mit 176 Punkten, die am Ende nur einen Punkt vor der Drittplatzierten Kirsten Wild aus den Niederlanden lag. Die junge Anna Knauer kam mit 112 Punkten auf den 11. Platz, nachdem sie im Zeitfahren auf Platz sieben gelandet war und Fünfte beim fliegenden Start wurde.
Bei den Männern gab es zum Abschluß noch im Sprint und Madison zwei Siege der Franzosen, die vom Publikum enthusiastisch gefeiert wurden. Im Sprint war es zunächst Gregory Bauge, der im Viertel- und Halbfinale seine Landsleute Francois Pervis und Quentin Lafargue eliminierte und im Finale auch den Russen Denis Dmitriev in zwei Läufen keine Chance ließ. Im Kampf um Bronze behauptete sich mit Lafargue ein weiterer Franzose, der dem Niederländer Jeffrey Hoogland, der als Sieger des ersten Laufes wegen unsauberer Fahrweise zurückgesetzt wurde, in drei Läufen das Nachsehen gab.
Spannend verlief der Madisonwettbewerb über 50 km, in dem am Ende sechs Mannschaften rundengleich in Führung lagen. Wenn auch der BDR mit Henning Bommel und Theo Reinhardt mit 12 Punkten nur auf dem 5. Platz landete, so waren die Medaillenhoffnungen nicht unbegründet. Beide fuhren ein starkes Rennen, doch gegen die sprintschnellen Franzosen Bryan Coquard/Morgan Kneisky und die Italiener Liam Bertazzo/Elia Viviani hatten sie letztlich klein beigeben müssen. Lange Zeit hatten die Briten Mark Christian/Owain Doull mit Rundenvorsprung geführt, die aber später nichts mehr zuzusetzen hatten und mit einer Verlustrunde am Ende mit Platz acht vorliebnehmen mussten. Die Franzosen gewannen mit 21 Punkten vor den Italienern, denen mit 20 Punkten der Sieg im letzten Sprint nichts mehr nützte. Die Bronzemedaille holten die Belgier Jasper de Buyst/Otto Vergaerde, die ebenso 15 Punkte auf ihrem Konto hatten wie die letztjährigen Titelträger David Muntaner/Albert Torres aus Spanien, aber im letzten Sprint noch punkteten.
Damit schlossen die diesjährigen Titelkämpfe im französischen Saint-Quentin-En-Yvelines mit zwei Siegen für die Gastgeber äußerst emotional. Die Zuschauer feierten ihre Sieger mit Standing Ovations und da die Franzosen am Ende auch den Medaillenspiegel mit fünf Gold- und zwei Bronzemedaillen gewannen, war es die perfekte Weltmeisterschaft für die Franzosen. Hinter Australien belegte die deutsche Mannschaft mit drei Gold-, einer Silber- und drei Bronzemedaillen einen guten dritten Platz. Erfreulich dabei die Tatsache, dass der Ausdauerbereich in diesem Jahr mächtig aufgeholt hat und mehr Akzente als der Kurzzeit-bereich setzen konnte. Gerade in diesem Bereich hat sich aber gezeigt, dass die Weltspitze noch enger zusammengerückt ist. Dennoch kann der BDR mit seiner Bilanz mehr als zufrieden sein und mit großer Zuversicht ins Olympiajahr 2016 gehen.
Text: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill