Der zweite Tag der Bahnradsport-Weltmeisterschaften brachte für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erneut eine Gold- und eine Bronzemedaille. Einmal mehr war es der Ausdauerbereich, der durch Lucas Liß im Scratchrennen über 15 km durch eine couragierte, kämpferische Leistung den Titel errang. Als sich eine vierköpfige Spitzengruppe u.a. mit dem Spanier Albert Torres und dem US-Amerikaner Bobby Lea gebildet hatte, nahm sich Liß ein Herz und fuhr im Alleingang zu der Gruppe auf, um schließlich zwei Runden vor Schluss das Tempo so zu forcieren, dass keiner ihm den Sieg streitig machen konnte.
UCI Bahn-WM: Goldener Ausdauerbereich, Die Sprinter bleiben etwas unter den Erwartungen
Überglücklich widmete der sympathische Liss den Titel seinem Ende Januar verstorbenen Vater Lucjan Liß, der selbst einmal mit dem polnischen Straßenvierer 1973 ein Weltmeistertrikot errang. Für den Spanier Torres blieb die Silbermedaille vor dem starken Bobby Lea, der schon beim letzten Berliner Sechstagerennen mit einer Klasseleistung aufgewartet hatte.
Die Bronzemedaille erreichte Miriam Welte im 500 Meter Zeitfahren, wo sie ihren Titel aus dem Vorjahr nicht verteidigen konnte. Die Vorjahresdritte Anastasia Voynova aus Russland drehte den Spieß um und gewann in 33,149 Sekunden vor Anna Meares aus Australien, die erneut mit Silber zufrieden sein musste. Dennoch war es eine gute Leistung von Miriam Welte, die mit der bronzenen Medaille keinesfalls hadern sollte.
Im Keirinrennen der Männer gab es für den BDR dieses Mal keine Medaille. In der ersten Runde hatten sich zwar Maximilian Levy und Stefan Bötticher als Sieger ihrer Läufe durchsetzen können, doch Joachim Eilers als dritter deutscher Starter wurde in seinem Lauf nur Fünfter und musste in den Hoffnungslauf. Dort kam für ihn etwas überraschend das Aus, als er dem Polen Maksel und dem Griechen Volikakis unterlag und als Dritter ausschied. In der zweiten Runde qualifizierte sich Levy als Zweiter seines Laufes für das große Finale, während Bötticher im zweiten Lauf nur Vierter wurde und nur das kleine Finale um Platz sieben erreichte. Hier unterlag er dem Kolumbianer Puerta und belegte am Ende Platz acht. Das Finale wurde zu einem Heimsieg von Francois Pervis aus Frankreich, der seinen Vorjahrestitel souverän verteidigte und den Neuseeländer Edward Dawkins sowie Azizulhasni Awang aus Malaysia auf die weiteren Podiumsplätze verwies. Für den eingangs der letzten Runde mit zwei Radlängen führenden Maximilian Levy blieb am Ende nur der undankbare vierte Platz übrig.
Die Mannschaftsverfolgung der Frauen wurde eine Beute für Australien, die in der Besetzung Annette Edmondson, Ashlee Ankudinoff, Amy Cure und Melissa Hoskins mit neuer Weltrekordzeit von 4:13,683 Minuten den Titel holten. Während Grossbritannien Silber und Kanada Bronze gewannen, siegte der Deutsche Vierer mit Charlotte Becker, Stephanie Pohl, Mieke Kröger und Gudrun Stock im Duell mit Italien und kam am Ende auf Platz sieben. In der ersten Runde war man mit Anna Knauer an Stelle von Gudrun Stock gegen die Mannschaft der USA chancenlos, die in 4:24,145 Minuten gegenüber 4:29,925 Minuten des deutschen Vierers über fünf Sekunden schneller war. Mit der schwächsten Zeit der acht Teams in der ersten Runde war dann der erreichte siebte Platz noch die bestmöglichste Platzierung.
Mit einem neuen deutschen Rekord von 3:57,116 Minuten hatte sich der Bahnvierer der Männer in der Besetzung Henning Bommel, Theo Reinhardt, Kersten Thiele und Domenic Weinstein trotz der Laufniederlage in der Zwischenrunde gegen Grossbritannien für das kleine Finale um Bronze qualifizieren können. Hier traf man allerdings auf die favorisierten Australier, die von Beginn an führten und die Deutschen einholten, als zwei Fahrer abreißen lassen mussten. Dennoch ist der erreichte vierte Platz bei dieser Weltmeisterschaft ein nicht zu übersehener Lichtblick, der für Olympia im nächsten Jahr positive Akzente gesetzt hat. In einem spannenden Finale holte sich Neuseeland mit Pieter Bulling, Regan Gough, Dylan Kennett und Alex Frame die Goldmedaille gegen die als Favorit geltenden Briten, die mit Edward Clancy, Steven Burke, Andrew Tennant und dem in Berlin beim UIV-Cup siegenden Owain Doull auf den Silberrang fuhren.
Text: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill