Bahn-WM verlief für den BDR nicht nur überragend

Bahn-WM verlief für den BDR nicht nur überragend

 
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Nach Aussagen des Sportdirektors Patrick Moster vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zeigten die Athletinnen und Athleten bei der diesjährigen Weltmeisterschaft der Bahnfahrer in Saint Quentin-en-Yvelines in Frankreich wieder einmal einen sehr starken Auftritt auf internationaler Bühne. Ein überragender Beginn mit dem Teamsprint der Frauen, als Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich gleich zweimal den Weltrekord verbesserten und schließlich Gold in 45,967 Sekunden souverän vor China und Großbritannien gewannen und das oberste Treppchen erklommen, ließ insbesondere im Kurzzeitbereich die Erwartungen in die Höhe schnellen.

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Mit am Ende 3x Gold und 3x Silber sowie 1x Bronze waren es schließlich 7 Medaillen, mit denen der BDR gemeinsam mit Frankreich den dritten Platz im Medaillenspiegel belegte. Noch im Vorjahr in Roubaix hatten sie den Medaillenspiegel mit 11 Medaillen angeführt und insofern doch ein paar Federn lassen müssen, wenngleich die Ausbeute immer noch im Kreise der weiter verbesserten Weltelite als sehr gut zu bezeichnen ist und durchaus Optimismus für die in zwei Jahren stattfindenden Olympischen Spiele in Frankreich verbreiten lässt.

Im Kurzzeitbereich verteidigte Lea Sophie Friedrich im Keirin ihren Titel aus dem Vorjahr und im Sprint sicherten sich Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze Silber und Bronze, wo sie der überragenden Französin Mathilde Gros dieses Mal unterlegen waren. Der Verlust dieses Titels und dazu „nur“ der zweite Platz im Zeitfahren hinter der Französin Taky Marie-Divine Kouame sollte Emma Hinze aber nicht allzu sehr grämen, hat sie doch ihre Klasse mit dem Gewinn eines kompletten Medaillensatzes einmal mehr unter Beweis gestellt. 

 

Großartig war die Leistung von Franziska Brauße in der Einerverfolgung mit dem Gewinn der Goldmedaille, wo sie die Nachfolge von Lisa Brennauer antrat. In einem spannenden Finale bezwang sie die am Ende immer stärker aufkommende Neuseeländerin Bryony Botha äußerst knapp, nachdem die furios gestartete Deutsche eingangs der letzten Runde ihren Vorsprung eingebüßt hatte und zwei Hundertstelsekunden zurücklag. „Ich bin super happy, es hat letztlich gereicht, obwohl ich hinten raus Probleme hatte, mein Level zu halten. Es ist etwas besonderes, den Titel von Lisa Brennauer zu übernehmen“, war Franziska Brauße am Ende nur überglücklich. Für Mieke Kröger reichte es hier „nur“ zum undankbaren vierten Platz, als sie im kleinen Finale um Bronze der Britin Josie Knight knapp unterlag. 

 

Nach dem Abschied von Lisa Brennauer und dem Fehlen von Lisa Klein und Laura Süßemilch war es unmöglich, den WM-Titel im Vierer der Frauen zu verteidigen. So langte es in diesem Jahr hinter den siegreichen Italienerinnen um Elisa Balsamo und Martina Fidanza nur zum sechsten Platz für die erfahrenen Franziska Brauße und Mieke Kröger, die wahlweise mit Lena Charlotte Reißner, Lana Eberle und Lea Lin Teutenberg drei Nachwuchstalente an der Seite hatten und dennoch mit einer Zeit von 4:15 Minuten durchaus überzeugten. Dazu bot Lea Lin Teutenberg mit dem 7. Platz im Scratch ebenso wie mit dem 4. Platz im Ausscheidungsfahren eine hervorragende Leistung, die sich insbesondere durch viele Einsätze auf der Straße enorm verbessert zeigte. Sie war mit weiteren Einsätzen im Omnium  und im Madison mit Lena Charlotte Reißner, wo sie jeweils Platz 11 belegte, die am meisten beschäftigte Athletin des BDR bei dieser Weltmeisterschaft. 

 

Ebenfalls einen großen Leistungssprung vollzogen hat ihr Bruder Tim Torn Teutenberg, der   in Zukunft zu einem Aushängeschild des BDR werden kann. Ein fünfter Platz im Omnium, das der Brite Ethan Hayter vor dem Franzosen Benjamin Thomas und dem Neuseeländer Aaron Gate gewann, und ein siebter Platz im hart umkämpften, vom Italiener Elia Viviani gewonnenen Ausscheidungsfahren unterstrichen seine starken Leistungen. Im Ausdauerbereich wird er künftig noch mehr zu beachten sein und auch im Madison kann man ihm eine gute Rolle zutrauen! In dieser Disziplin verpassten die zweimaligen Weltmeister Roger Kluge und Theo Reinhardt eine weitere Medaille, obwohl sie nach den ersten fünfzig von zweihundert zu fahrenden Runden noch mit den Briten Ethan Hayter/Oliver Wood an der Spitze des Feldes lagen. Aber dann kamen die vor eigenem Publikum entfesselten Franzosen Donavan Grondin/Benjamin Thomas, die nicht mehr aufzuhalten waren und am Ende Gold vor den Briten und den Belgiern Fabio van den Bossche/Lindsay de Vylder gewannen, während für die Deutschen nur noch Platz 8 realisiert werden konnte.  

 

Für Roger Kluge hatte es zuvor im Punktefahren eine nicht unbedingt erwartete Silbermedaille  gegeben, als er mit 67 Punkten nur dem starken Niederländer Yoeri Havik den Vortritt lassen musste, der 76 Punkte erspurtete. Sein kongenialer Partner im Madison, Theo Reinhardt, verpasste in der Mannschaftsverfolgung mit seinen Mitstreitern Tobias Buck-Gramcko, Nicolas Heinrich und Leon Rohde mit Platz sieben erneut einen durchaus angestrebten Medaillenrang und musste dabei erkennen, dass in dieser Disziplin die Weltspitze noch ein ganzes Stück vorausfährt. Inwiefern künftig der eigentlich für den Vierer gesetzte Felix Groß in die Mannschaft integriert werden kann, hängt von seinem Profiteam UAE Emirates ab, das für ihn oberste Priorität besitzt. Die siegreichen Briten mit 3.45,829 Minuten waren im Finale nur knapp vor den Italienern um Filippo Ganna mit 3:46,033 Minuten, während der deutsche Vierer mit einer Zeit von 3:52,332 bzw. 3:52,057 Minuten in Qualifikation und erster Runde ohne Chance blieb.  

 

Die starken Italiener waren im Finale der Einerverfolgung unter sich, als Filippo Ganna mit neuem Weltrekord von 3:59,636 Minuten Gold holte und Jonathan Milan mit über vier Sekunden Rückstand auf Platz zwei verwies. Die drei deutschen Teilnehmer hatten bei der Medaillenvergabe keine Chance und scheiterten etwas überraschend schon in der Qualifikation: Tobias Buck-Gramcko auf Platz 11 mit einer Zeit von 4:11,443 Minuten und Leon Rohde als 14. in 4:14,817 Minuten zeigten eher durchwachsene Leistungen, während Nicolas Heinrich auf Platz 18 mit einer Fahrzeit von 4:18,777 Minuten richtig enttäuscht sein musste. Hatte er doch als amtierender Europameister in dieser Disziplin erst kürzlich eine Zeit von 4:09,320 Minuten erzielt und durchaus eine gute Platzierung bei der Weltmeisterschaft erwarten lassen. Aber er steht mit seinen 20 Jahren gerade erst am Anfang einer vielversprechenden Karriere, wird mit Sicherheit seinen Weg machen und diesen vermeintlichen Rückschlag verarbeiten können.

 

Noch ein Wort zu den Kurzzeitdisziplinen der Männer, wo die deutschen Fahrer gegen die internationale Konkurrenz aus den Niederlanden und Australien nahezu chancenlos waren. Während im Sprint, Keirin und Zeitfahren die Niederländer Harrie Lavreysen (2x) und Jeffrey Hoogland Weltmeister wurden, mussten diese sich im Teamsprint gemeinsam mit Roy van den Berg den starken Australiern Matthew Glaetzer, Leigh Hoffman, Matthew Richardson und Thomas Cornish geschlagen geben. Der vierte Platz des deutschen Trios Nik Schröter, Stefan Bötticher und Maximilian Dörnbach war hier allerdings ebenso aller Ehren wert, wie der gleichfalls vierte Platz von Maximilian Dörnbach im Zeitfahren. Dagegen war das Abschneiden von Stefan Bötticher, Maximilian Dörnbach und Marc Jurczyk im Sprint und Keirin eher als mäßig zu bezeichnen und entsprach auch sicher nicht ihren eigenen Erwartungen. 

 

Weltmeister im Scratch der Männer wurde überraschend der bislang unbekannte Kanadier Dylan Bibic, der den Japaner Kazushige Kuboki und den Niederländer Roy Eefting auf die weiteren Medaillenplätze verwies. Für den Berliner Moritz Malcharek blieb in diesem Rennen nur Platz 16 übrig, was auch seinen Erwartungen kaum entsprechen konnte. Einzig das Punktefahren der Frauen, das die Britin Neah Evans gewann, lief ohne deutsche Beteiligung ab.

 

Insgesamt war es für den BDR dennoch eine erfolgreiche Weltmeisterschaft, bei der sich vor allem der weibliche Kurzzeitbereich mit fünf Medaillen hervortat. Aber auch der nahezu reibungslose Übergang von Lisa Brennauer auf Franziska Brauße mit der Goldmedaille in der Einerverfolgung sowie Silber im Punktefahren der Männer durch Routinier Roger Kluge ließen aufhorchen. Es gilt, die kontinuierliche Arbeit fortzusetzen, um für die nächsten Großereignisse gerüstet zu sein.

Bericht: Bernd Mülle 

Fotos: Arne Mill / frontalvision.com

 

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Jahrelange Fehleinschätzung des Sportdirektors Patrick Moster
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Der Sport Direktor des BDR Patrick Moster glänzt seit Jahren nur mit einer fatalen Fehleinschätzung und mit seinem daraus resultierenden Handeln im deutschen Bahnradsport, insbesondere im Ausdauerbereich. Die Theorie, dass erfolgreiche Bahnradsportler nur aus dem Bahnradsport hervorgehen können, ist nicht nur falsch und überholt, sondern auch durch die Sportlerinnen aus den eigenen Reihen (gerade wie sie ihre Erfolge erzielt haben) klar wiederlegt worden. Weitere Beispiele der eklatanten Fehlentscheidungen Mosters, sind Erfolge der Federazione Ciclistica Italiana, British Cycling oder der Federacion Francaise de Cyclisme oder Läner wie Dänemark und Belgien die es den erfolgreichen Nationen bereits gleichtun und auf einen guten Mix aus erfolgreichen Straßenfahrern und Bahnfahrern setzten die sich ihre Härte für die Bahnrennen auf der Straße holen. Die strikte Bindung der Bahn- Ausdauersportler dient nur dazu, sie in unmittelbarer Abhängigkeit und am Gängelband der BDR Sportführung zu halten. Die kann wieder kurz-, mittel- und langfristig zum Erfolg führen. Wenn dann den jungen Sportlern auch noch wichtige Straßenrennen im Frühjahr und im Sommer aus Kostengründen verwehrt werden, muss man sich nicht wundern, wenn man am Ende den hoch gesteckten Erwartungen hinterher fährt oder keiner der Top Fahrer mehr Bock hat, im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft zu fahren.
PW
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Wenn der BDR mal mehr in die Leistungsförderung und auch in seine Öffentlichkeitsarbeit stecken würde könnte man positiv in die Zukunft blicken. So wird das auf lange Sicht nix: Einfach nur machen lassen und wenig unterstützen (Jugend) und die PR sich günstig zusammenwürfelt (z.B. Bilder abgreift und nutzt an denen man nicht die Rechte hat) anstatt es professionell angeht. Worte bringen gar nichts und sind eher peinlich wenn man überlkegt was wirklich im Verband passiert.
G
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