Brite Adam Yates wird Gesamtsieger der Deutschland Tour 2022

Brite Adam Yates wird Gesamtsieger der Deutschland Tour 2022

 
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Nach einem verheißungsvollen Auftakt in Weimar mit einem spannenden Prolog folgte am Tag danach die 1. Etappe über 171,7 km von Weimar nach Meiningen, die den Sprintern die Chance auf einen Etappensieg offenhielt. Der Weltmeister im Einzelzeitfahren, Filippo Ganna aus Italien von INEOS Grenadiers, hatte sich fast erwartungsgemäß das rote Spitzenreiter-Trikot überstreifen können und seine Chancen, es zu verteidigen, waren durchaus vorhanden. Er schaffte es mit einem 42. Platz in Meiningen, wo Roger Kluge von Lotto Soudal einmal mehr seinem Kapitän Caleb Ewan aus Australien den Spurt vorbereitete, der den Etappensieg errang und den Italiener Jonathan Milan von Bahrain-Victorious sowie die beiden Deutschen Max Kanter vom Movistar Team und Felix Groß vom UAE Team Emirates auf die weiteren Plätze verwies.

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Auf der 2. Etappe nach Marburg triumphierte ein alter Bekannter, der immer noch für Siege auf mittelschweren Etappen gut ist: der Norweger Alexander Kristoff von Intermarche-Wanty-Gobert Materiaux ließ den schnellen Franzosen Florian Senechal vom Quick-Step Alpha Vinyl Team und den Italiener Alberto Bettiol von EF Education-EasyPost hinter sich, wobei Max Kanter erneut mit einem guten fünften Platz überzeugen konnte. In der großen Gruppe von fast 50 Fahrern fehlte allerdings Vorjahressieger Nils Politt von BORA-hansgrohe, der 3:06 Minuten einbüßte und damit seine Ambitionen für einen eventuellen Gesamtsieg zurückstellen musste. „Ich bin glücklich über den Sieg, den ich auch meinem Team zu verdanken habe, das mich immer wieder zurückgebracht hat, nachdem ich schon in den steilen Hügeln abgehängt war“, gestand der sympathische Norweger, der einmal mehr seine Kämpferqualitäten unter Beweis stellte. In der Gesamtwertung übernahm Alberto Bettiol das Führungstrikot vor den zeitgleichen Alexander Kristoff und Filippo Ganna.

Für die deutschen Fahrer wie Emanuel Buchmann von BORA-hansgrohe, Simon Geschke aus der deutschen Nationalmannschaft oder auch Georg Zimmermann, Teamgefährte von Alexander Kristoff, stand da eher die schwere Etappe des Folgetages von Freiburg nach Schauinsland im Fokus, wo „nur“ 148,9 km zu absolvieren waren, die es aber in sich hatten und die Spreu vom Weizen endgültig trennen sollte. Der Anstieg zur Luisenhöhe mit durchschnittlich 7,4 % und der Schlussanstieg von 11,6 km mit 6,5 % forderten den Fahrern einiges ab. Im Blickpunkt stand vor allem der gebürtige Berliner Simon Geschke, der jetzt in Freiburg im Breisgau lebt und dort über beste Streckenkenntnis verfügt. Es wurde letztlich eine typische Bergetappe, wo Einzelankünfte die Regel waren.

Für den besonders umjubelten Simon Geschke, der sich am Ende dieser Etappe noch ins Goldene Buch der Stadt Freiburg eintragen durfte, langte es aber mit über drei Minuten Rückstand auf den britischen Sieger Adam Yates von INEOS Grenadiers „nur“ zu Platz 30. Der Brite übernahm damit die Führung in der Gesamtwertung vor dem Spanier Pello Bilbao von Bahrain-Victorious, die er am Schlusstag souverän verteidigte. Der Sieger der letzten Etappe hieß Pello Bilbao vor dem Portugiesen Ruben Guerreiro von EF Education-EasyPost und Georg Zimmermann, wobei der Spanier Zweiter der Gesamtwertung vor dem Portugiesen wurde und gleichzeitig die Punktwertung gewann. Die Mannschaftswertung ging an das Movistar Team um den Spanier Antonio Pedrero und den Kolumbianer Ivan Ramiro Sosa, die mit Platz 8 und 9 Top-Ten Plätze erreichten, während ihre deutschen Teamkameraden Juri Hollmann und Max Kanter  zur letzten Etappe leider nicht mehr antreten konnten. 

Mit Georg Zimmermann lag vor der Schlussetappe der bestplatzierte Deutsche auf Rang 5 mit durchaus guten Aussichten auf einen Podiumsplatz. „Ich bin motiviert, werde alles geben und auf Angriff fahren“, zeigte er sich optimistisch vor dem Finale in Stuttgart. Es reichte am Ende nicht ganz für den angestrebten Platz auf dem Podium, dennoch war letztlich Platz vier in der Gesamtwertung und der Sieg in der Nachwuchswertung ein ausgezeichnetes Ergebnis für den 24-jährigen Augsburger, von dem wir in Zukunft sicher noch hören werden. 

Ein weiterer, junger deutscher Fahrer, der 22-jährige Erfurter Jakob Geßner vom Team Lotto-Kern Haus, konnte sich bei dieser Rundfahrt hervorragend in Szene setzen. Schon auf der 1. Etappe hatte er für Furore gesorgt, als er sich die ersten Bergpunkte aus einer vierköpfigen Spitzengruppe sicherte und das blaue Trikot übernahm. Dank der Unterstützung seiner Teamkameraden konnte er auf der 3. Etappe seinen Vorsprung in dieser Wertung ausbauen und am Ende war er glücklicher Sieger der Bergwertung vor keinem Geringeren als dem Franzosen Romain Bardet vom Team DSM. Ein Fingerzeig für eine zukünftige Karriere auf Worldtour Ebene? Einen Grundstein hierzu hat er gelegt und zuzutrauen ist ihm der Sprung nach oben allemal. „Es war eine hervorragende Woche für unser Team, drei Bergwertungen in meiner Heimat zu gewinnen und dann das Bergtrikot überzustreifen, ist schon ein Highlight in meiner Karriere“, war Jakob Geßner mehr als happy. 

Die Deutschland Tour, nach zehnjähriger Pause von 2008-2018 und coronabedingt auch in 2020, erst wieder zum vierten Mal ausgetragen, hat sich voll etabliert und das in allen Bereichen. Hervorragende Organisation, ein starkes Fahrerfeld und überall großes  Zuschauerinteresse, machen Hoffnung auf weitere Austragungen in den kommenden Jahren. Insofern sollte auch eine Ausdehnung der Rundfahrt auf sieben oder acht Etappen keine Utopie bleiben. 

Für das deutsche Topteam BORA-hansgrohe verlief die Rundfahrt nicht allzu glücklich: nur Platz 16 in der Gesamtwertung für Emanuel Buchmann und Platz 19 für den Österreicher Patrick Konrad, dazu auch nur der siebte Platz in der Mannschaftswertung. Der kurzfristige Ausfall von Lennard Kämna und Maximilian Schachmann wog offensichtlich schwerer als erwartet, zumal auch Nils Politt nur beim Prolog aufs Podium fuhr. Gute Nachrichten gab es allerdings am Rande der Tour, als Generalmanager Ralph Denk in einer Pressekonferenz Kooperationen mit den Teams Lotto-Kern Haus und Tirol KTM Cycling ankündigte, um die Lücke zwischen der Worldtour Mannschaft und dem eigenen U 19-Team Auto Eder zu schließen. „Junge Talente sollen in Zukunft zunächst in der U 23 starten, bevor sie ins Profiteam wechseln. Sie haben Zeit sich zu entwickeln und finden hier ein ausreichendes Rennprogramm sowie eine professionelle Struktur vor“, ist Ralph Denk für die Zukunft sehr zuversichtlich.

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Roth Foto, Henning Angerer, Marcel Hilger

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Rundfahrt

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