Elisa Longo Borghini triumphiert beim 2. Paris-Roubaix Femmes

Elisa Longo Borghini triumphiert beim 2. Paris-Roubaix Femmes

 
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Nach ihrem dritten Platz bei der ersten Austragung des spektakulären Klassikers für die Frauen im Vorjahr folgte nun der große Triumph auf der Radrennbahn von Roubaix. Der Sieg wird auch dadurch nicht geschmälert, dass die Vorjahressiegerin und Teamkameradin von Trek-Segafredo Elizabeth Deignan aus Großbritannien fehlte und auch die Zweite des letzten Jahres, die Niederländerin Marianne Vos vom Team Jumbo-Visma, Corona bedingt kurzfristig ihren Start absagen musste. 

Für Letztere war die Enttäuschung nach eigenen Angaben riesengroß, zumal sie auch in diesem Jahr zu den absoluten Favoritinnen zu zählen war. Das Starterfeld mit 139 Fahrerinnen aus 27 Nationen war dennoch allemal hervorragend besetzt, so dass die im Frühjahr etwas schwer durch gesundheitliche Probleme in Tritt gekommene Elisa Longo Borghini sich über diesen Solosieg mehr als freuen durfte.

 

„Ich bin überglücklich über diesen Erfolg, den ich durch die hervorragende Arbeit meines Teams errungen habe. Ich danke auch meiner ganzen Familie, die mich während der zuletzt nicht ganz einfachen Zeit immer wieder unterstützt und motiviert hat“, waren die ersten Worte nach ihrem beispiellosen Triumph auf der Fahrt von Denain nach Roubaix über schwere 124,7 km mit den insgesamt 18 Kopfsteinpflasterpassagen. Mit 23 Sekunden Vorsprung überquerte sie die Ziellinie vor einer siebenköpfigen Verfolgergruppe, aus der die Belgierin Lotte Kopecky vom Team SD Worx den zweiten Platz belegte und die Niederländerin Lucinda Brand, ebenfalls von Trek-Segafredo, auf den dritten Platz einkam.

Das Rennen war nach dem 3,8 km neutalisierten Start geprägt von einer fünfköpfigen Ausreißergruppe, u.a. mit der Deutschen Tanja Erath von EF Education-TIBCO-SVB, die sich schon nach 7 Kilometern auf den Weg gemacht hatte. Blauer Himmel und Sonnenschein, dazu aber starke Winde prägten das Rennen, bei dem viel Staub in den Kopfsteinpflasterpassagen aufgewirbelt wurde. Und Stürze gab es reichlich, auch wenn sie überwiegend glimpflich verliefen, dazu viele Reifen- bzw. Materialschäden, die immer wieder für eine Zersplitterung des Feldes sorgten. Als das Hauptfeld näher kam, forcierte  Tanja Erath das Tempo, schüttelte ihre Gefährtinnen ab, wurde dann aber auch 55 Kilometer vor dem Ziel vom Feld wieder eingeholt.

 

Die Karten wurden neu gemischt und es waren Lotte Kopecky und die Italienerin Marta Bastianelli vom UAE Team ADQ, die attackierten und denen Lucinda Brand folgte. Genau in diesem Moment erlitt die amtierende Weltmeisterin Elisa Balsamo von Trek-Segafredo  einen Reifenschaden, der im Nachhinein zu ihrer Disqualifikation führen sollte, als sie verbotener Weise den Windschatten eines Fahrzeugs nutzte. Das Feld, angeführt von den deutschen Teams Canyon//SRAM Racing und Ceratizit-WNT Pro Cycling, ließ das führende Trio nicht mehr als 30 Sekunden vorausfahren und nach erfolgtem Zusammenschluss war es Elisa Longo Borghini, die 34 km vor dem Ziel zur entscheidenden Attacke ansetzte. Die restlich verbliebenen Fahrerinnen zögerten zu lange, waren sich nicht einig und so wuchs der Vorsprung der Italienerin sukzessive an. 

Etwa 10 Kilometer vor dem Ziel waren es 33 Sekunden und dahinter kämpften mittlerweile sieben Fahrerinnen um die weiteren Podiumsplätze. Neben Lotte Kopecky und Lucinda Brand waren die drei Niederländerinnen Ellen van Dijk von Trek-Segafredo, Chantal van den Broek-Blaak vom Team SD Worx und Floortje Mackaij vom Team DSM, die Italienerin Marta Cavalli von FDJ Nouvelle-Aquitaine Futuroscope sowie die Schweizerin Elise Chabbey von Canyon//SRAM Racing in der siebenköpfigen Verfolgergruppe. Die überglückliche Elisa Longo Borghini rettete 23 Sekunden Vorsprung ins Ziel und hinter ihr war der Spurt um Platz zwei eine ganz enge Angelegenheit zugunsten von Lotte Kopecky, die ihre derzeit überragende Form ein weiteres Mal unterstrich. 

Beste Deutsche war in diesem Jahr die erfahrene, 33-jährige Romy Kasper vom Team Jumbo-Visma auf Platz 19, während Mieke Kröger von Human Powered Health (75.), Lisa Klein von Canyon//SRAM Racing (77.) und Franziska Brauße von Ceratizit-WNT Pro Cycling (78.) genauso das Ziel erreichten wie die anfangs so starke Tanja Erath, die am Ende den 87. Platz belegte. Außerhalb des Zeitlimits erreichten zwei junge deutsche Fahrerinnen das Ziel und mussten bei diesem schweren Rennen ein wenig Lehrgeld zahlen: Hannah Buch von Roland Cogeas Edelweiss Squad und Linda Riedmann vom Team Jumbo-Visma, beide 19 Jahre jung, haben wichtige Erfahrungen sammeln können und die Zukunft allemal noch vor sich. Nicht am Start aus deutscher Sicht war die Vorjahres-Vierte Lisa Brennauer von Ceratizit-WNT Pro Cycling, die noch unter den Nachfolgen von Corona litt, sowie Franziska Koch vom Team DSM, die im letzten Jahr einen hervorragenden 7. Platz belegt hatte.

 

Für Linda Riedmann war es der erste große Klassiker ihrer Karriere, der mit viel Hektik begann, aber ihr dennoch viel Spaß bereitet hat. „Es war im Gegensatz zum letzten Jahr eine staubige Angelegenheit und ein schnelles, teilweise chaotisches Rennen. Ich selbst habe keinen so guten Tag erwischt, es aber dennoch genossen, auch außerhalb des Limits ins Velodrom von Roubaix einzufahren. Die guten Erinnerungen an dieses Rennen überwiegen“, ließ uns das große Talent wissen. Angabegemäß hat sie sich inzwischen an die Rennlängen gewöhnt und viel Erfahrung in Sachen Taktik, Positionierungen im Rennverlauf und auch Ernährung, insbesondere während der Rennen, gesammelt.

„Am Mittwoch stand eigentlich der Fleche Wallonne auf dem Programm, aber Corona macht mir leider einen Strich durch die Rechnung. Mal sehen wie die Entwicklung nach entsprechender Rennpause weitergeht“, ist sie zuversichtlich für den weiteren Verlauf der Saison und hofft möglichst schnell wieder ins Training und in die Wettkämpfe einsteigen zu können. 

Bericht: Bernd Mülle  

Fotos: Arne Mill / Bildagentur frontalvision.com

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Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Straßenrennen
Name des Radrennens
  • Paris-Roubaix Femmes

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