Platz zwei für John Degenkolb bei Eschborn-Frankfurt

Platz zwei für John Degenkolb bei Eschborn-Frankfurt

 
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Es war eine äußerst emotionale Szene am Ende des Frankfurter Profirennens, als der Lokalmatador und Sieger aus dem Jahre 2011 erschöpft in die Arme seiner Mutter sank. John Degenkolb von Lotto Soudal hatte eigentlich alles richtig gemacht, nur war auf der Zielgeraden der Belgier Jasper Philipsen von Alpecin-Fenix der Schnellere, gegen den kein Kraut gewachsen war. „Der Zweite ist immer der erste Verlierer“, waren die Worte von John Degenkolb, der sich dennoch nicht grämen musste. Vielleicht hat er etwas zu früh den langen Spurt angezogen und der von seinem deutschen Teamkameraden Alexander Krieger hervorragend pilotierte Belgier hatte einfach den längeren Atem. 

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Nach zweiten Plätzen in 2014 hinter dem Norweger Alexander Kristoff und in 2019 hinter seinem Landsmann Pascal Ackermann sowie dem dritten Platz in 2017 hinter Alexander Kristoff und Rick Zabel aus Unna war es bereits die fünfte Topplatzierung von John Degenkolb in seinem Heimrennen, eine Leistung, die in den letzten zehn Jahren bisher nur Alexander Kristoff vom UAE-Team Emirates mit vier Siegen (2014 und 2016-18) und zuletzt zwei dritten Plätzen überbieten konnte.

„Ich bin happy, auch wenn es zunächst nicht so aussah“, konnte sich John Degenkolb als Sieger der Herzen fühlen. „Der Druck war groß, in so einem Rennen nochmal um den Sieg mitfahren zu können. Ich habe unterwegs Krämpfe gehabt und mein Team hat hervorragende Arbeit für mich gemacht“, waren seine Tränen nach dem Rennen schnell getrocknet.

Ein anderer deutscher Profi gab unmittelbar nach der Zieldurchfahrt sein Statement wie folgt ab: „Wir haben hinsichtlich der Ausreißergruppe hoch gepokert und letztlich nicht das Ergebnis eingefahren, dass wir uns vor allem für Pascal Ackermann erhofft haben“, sagte Nils Politt von BORA-hansgrohe, die schließlich mit Platz 5 von Pascal Ackermann vorliebnehmen mussten. Einmal mehr triumphierte in Frankfurt mit Jasper Philipsen ein Belgier, der in diesem Jahr schon den Scheldeprijs in Belgien, jeweils zwei Etappen der Tour of Turkey und der Vuelta a Espana sowie die Kampioenschap van Vlaanderen gewonnen hatte. Er sorgte beim deutschen Klassiker nach langer Durststrecke wieder einmal für einen belgischen Sieg, nachdem mit Frank Van Den Abeele im Jahre 1992 letztmals ein Belgier auf dem Siegerpodest stand. „Ich bin glücklich, hier dieses große Rennen gewonnen zu haben. Ein Dank an mein Team, das mich, nachdem ich schon abgehängt war, wieder nach vorn geführt hat. Im Finale habe ich mich dann für das richtige Hinterrad von John Degenkolb entschieden“, äußerte sich der Belgier den Medien gegenüber.

Am 1. Mai 1962 fand die erste Austragung als „Rund um den Henninger Turm“ statt und dieser Termin war dann in jedem Jahr in Frankfurt/Main Schauplatz des bedeutendsten Radrennens in Deutschland. Der Name „Rund um den Henninger Turm“ war ein Begriff, der über die Grenzen hinaus bekannt war und die weltbesten Profis jährlich nach Hessen lockte. Die Siegerliste umfasst Namen wie die Weltklasseathleten Eddy Merckx, Walter Godefroot und Freddy Maertens aus Belgien, Gerrie Knetemann aus den Niederlanden oder diverse Italiener wie Gianbattista Baronchelli, Michele Bartoli, Fabio Baldato, Davide Rebellin oder Stefano Garzelli. Auch bekannte deutsche Profis wie Hans Junkermann, Rudi Altig, Gregor Braun, Olaf Ludwig und Erik Zabel standen auf dem obersten Treppchen, wie auch Patrik Sinkewitz oder Fabian Wegmann. Besonders emotional war auch der Sieg von Kai Hundertmarck im Jahre 2000, der als echter Frankfurter einen Heimsieg feierte. Dieser blieb dem Frankfurter „Sonnyboy“ Dietrich Thurau versagt, der zweimal „nur“ den zweiten Platz (1977, 1981) belegte.  

In diesem Jahr fand das Rennen nun erstmals nicht an dem gewohnten Termin statt und man musste wegen der Corona Pandemie auf den Monat September ausweichen. Dabei kollidierten die Veranstalter mit dem Beginn der Radweltmeisterschaften, wo am selben Tag das Einzelzeitfahren der Profis zur Austragung kam. Aber man präsentierte trotzdem ein ausgezeichnetes Fahrerfeld, begeisterte Zuschauer erschienen trotz Pandemie insbesondere auf der Zielgeraden recht zahlreich und das Rennen mit den Herausforderungen Feldberg, Mammolshainer Stich und Ruppertshainer Anstieg verlief mit zu überwindenden 3.200 Höhenmeter spannend und kampfbetont. 

War es nun wirklich die 60. Austragung des Radklassikers Eschborn-Frankfurt? Genau  betrachtet natürlich nicht, denn es gibt bislang nur 58 Sieger, da im letzten Jahr das Rennen wegen Corona ausfiel und auch schon im Jahre 2015 wegen einer Terrorgefahr das Rennen abgesagt worden war. Aber sei es drum: es bleibt zu hoffen, dass der traditionelle Termin im nächsten Jahr wieder aufleben kann und dann auch Zuschauer ohne Bedenken an der Strecke stehen können.

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Henning Angerer & Marcel Hilger (Pressefotos des Veranstalters)

  

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Straßenrennen
Name des Radrennens
  • Eschborn Frankfurt

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