Nils Politt dominiert die Deutschland Tour 2021

Nils Politt dominiert die Deutschland Tour 2021

 
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Es war schon eindrucksvoll, in welcher Art und Weise Nils Politt von BORA-hansgrohe die dritte Etappe der Deutschland Tour 2021 von Ilmenau nach Erlangen gewann und damit den Grundstein für den ersten Gesamtsieg seiner Profi-Laufbahn legte. Mit einer beherzten Attacke auf den letzten Kilometern, wo er seinen einzig verbliebenen Widersacher Dylan Teuns von Bahrain-Victorious abschüttelte, war ihm der Sieg mit elf Sekunden Vorsprung nicht mehr zu nehmen. Der erste Rundfahrtsieg des sympathischen 27-jährigen Kölners ist sein vierter Sieg bei den Profis insgesamt und nach seinem Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France sein bislang größter Erfolg.

Für BORA-hansgrohe war die landeseigene Tour ein voller Erfolg, die schon auf der ersten Etappe von Stralsund nach Schwerin mit einem Sieg von Pascal Ackermann begann, der in einem packenden Sprintfinale Phil Bauhaus und Marco Haller (beide Bahrain-Victorious) niederrang. „Es war ein langer, harter Sprint vor heimischen Publikum und dazu ein sehr wichtiger Erfolg für mich im Hinblick auch auf meine Zukunft. Ich freue mich schon auf meine neue Aufgabe beim UAE-Team Emirates im nächsten Jahr, wo nach fünf Jahren bei BORA-hansgrohe eine neue Herausforderung auf mich wartet“, äußerte sich Pascal Ackermann bei der anschließenden Pressekonferenz glücklich und voller Tatendrang. 

Seine tolle Form unterstrich er mit dem dritten Platz auf der zweiten Etappe hinter dem Sieger Alexander Kristoff vom UAE-Team Emirates und Phil Bauhaus, dem vierten Platz auf der dritten Etappe hinter Nils Politt, Dylan Teuns und Altmeister Andre Greipel von Israel Start-Up Nation, der sich noch einmal in Deutschland aufs Podium fahren konnte, bevor er am Ende der Saison seine Laufbahn beenden wird.

Mit dem zweiten Platz auf der Schlussetappe von Erlangen nach Nürnberg erneut hinter Alexander Kristoff war Pascal Ackermann das Trikot des Punktbesten nicht mehr zu nehmen und darüber hinaus überzeugte er letztlich auch mit dem zweiten Platz in der Gesamtwertung hinter Nils Politt, dem er nur mit vier Sekunden Rückstand, zeitgleich mit Alexander Kristoff auf Platz drei, unterlegen war. Der kampfstarke Belgier Dylan Teuns, der mit einem Alleingang wenige Kilometer vor dem Ziel noch die Chance besaß, die Gesamtwertung zu gewinnen, musste mit dem undankbaren vierten Platz vorliebnehmen, gefolgt vom erst 23-jährigen Augsburger Georg Zimmermann, der die Nachwuchswertung für sich entscheiden konnte.

 

Von vielen jungen deutschen Profis wie Georg Zimmermann war diese Rundfahrt geprägt, wo sie sich gegen internationale Konkurrenz behaupten wollten. Als am Donnerstag letzter Woche 131 Fahrer in Stralsund starteten, waren immerhin aus Deutschland 53 Fahrer dabei, die vornehmlich in der von John Degenkolb angeführten Nationalmannschaft sowie in den fünf Continentalteams Bike Aid, Dauner-Akkon, Lotto-Kern Haus, SKS Sauerland und P&S Metalltechnik zum Einsatz kamen. Und es waren einige junge Fahrer dabei, die sich bei der schweren, durch ständige Regenfälle negativ beeinflussten Tour in Szene setzen konnten. Ob Jannis Peter oder Henri Uhlig von der Nationalmannschaft, Jon Knolle oder Johannes Hodapp von SKS Sauerland, Tom Lindner, Robert Jägeler und Immanuel Stark von P&S Metalltechnik, Kim Heiduk von Lotto-Kern Haus oder Marius Mayrhofer vom Team DSM, sie alle machten durch Ausreißversuche oder Top Ten-Platzierungen auf sich aufmerksam. 

Die Aufmerksamkeit zogen auch einige prominente ausländische Teilnehmer auf sich, die aber hier mehr oder weniger Statistenrollen einnahmen. Da war der viermalige Tour de France-Sieger Chris Froome von Israel Start-Up Nation, der mit über 40 Minuten Rückstand Platz 96 von 103 platzierten Fahrern belegte und nur noch ein Schatten seiner selbst ist. „Ich freue mich hier in Deutschland nach dem Tour de France Start in Düsseldorf in 2017 wieder dabei zu sein“, gab Chris Froome zu Protokoll, aber zeigen konnte er sich nicht in den vier Tagen von Stralsund nach Nürnberg. Auch für den Briten Mark Cavendish von Deceuninck- Quick Step, der zuletzt bei der Tour de France ein bemerkenswertes Comeback mit vier Etappensiegen feierte, lief es bei der Deutschland Tour nicht sonderlich gut. Lediglich ein 6. Platz auf der dritten Etappe sprang für ihn heraus, ein eher bescheidenes Ergebnis für einen Mann seiner Klasse, wobei er aber die Tour wenigstens beendete.

Zu den Fahrern, die das Rennen aufgaben, zählten auch der Deutsche Emanuel Buchmann von BORA-hansgrohe und der Franzose Pierre Rolland von B&B Hotels, immerhin zweimaliger Etappensieger der Tour de France. Und noch ein Fahrer stieg am letzten Tag aus, der sich zuletzt etwas ungewollt ins Rampenlicht schob: der Algerier Azzedine Lagab vom Team Bike Aid, der ein Zeichen gegen Rassismus setzen sollte. Beim Zeitfahren der Olympischen Spiele gehörte er zu den Fahrern, die vom Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) Patrick Moster beleidigt worden waren. „Ich habe ihm bei einem privaten Treffen verziehen und festgestellt, dass es seinerseits ein Irrtum war und er kein Rassist ist“, gab sich der Algerier gelassen und freute sich darüber, dass er sein Land bei dieser Tour vertreten darf. 

Die Tour war bestens organisiert und wurde trotz des überwiegend schlechten Wetters vom Publikum mit großer Begeisterung begleitet. Es zeigte sich einmal mehr, dass der Radsport  auch in Deutschland durchaus eine Zukunft hat, wo das Fahrradfahren an sich derzeit einen Boom erlebt. Es sollte doch möglich sein, dass diese Rundfahrt auf etwa sieben Etappen ausgedehnt werden kann, so dass z.B. ein Transfer von Schwerin nach Sangerhausen, immerhin rund 320 Kilometer, vermieden werden kann. Das war eigentlich das Einzige, was es zu bemängeln gab, ansonsten aber war die Tour äußerst gelungen mit spannenden Kämpfen in Sekundenabständen. Es wurde trotz der starken Konkurrenz der Vuelta in Spanien zu einem Topereignis, das in Zukunft hoffentlich weiter Bestand hat.  

Am Ende waren sich die Hauptprotagonisten Nils Politt und Pascal Ackermann einig: „Die anderen Teams haben uns auf dem Weg nach Nürnberg kräftig zugesetzt, aber letztlich kann man eine Rundfahrt nicht besser abschließen“.  Es war am Ende ein verdienter Sieg für Nils Politt, der sich nicht zu schade war, selbst die Initiative zu ergreifen, als der Belgier Dylan Teuns schon wie der sichere Sieger aussah. Seine gute Form kann der Kölner hoffentlich noch konservieren, zumal die Weltmeisterschaften und Paris-Roubaix durchaus noch eine Option für ihn sind. 

Bericht: Bernd Mülle  

Fotos: Mario Stiehl

> zur turus-Fotostrecke: Deutschland Tour 2021

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Rundfahrt
  • Straßenrennen

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