Calvin Dik sucht seine Chance verstärkt im Straßenradsport

Calvin Dik sucht seine Chance verstärkt im Straßenradsport

 
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Als Junior glänzte er schon bei den Welt- und Europameisterschaften auf der Bahn und so hatten wir  im August 2018 unter dem Titel „Ein Riesentalent auf dem Weg nach oben“ einen Bericht über Calvin Dik veröffentlicht. Mit jeweils Silber im Omnium und im Madison gemeinsam mit Nils Weispfennig und Bronze in der Mannschaftsverfolgung mit neuem deutschen Junioren-Rekord glänzte er bei den Europameisterschaften und holte sich darüber hinaus noch zwei deutsche Juniorentitel auf der Bahn im Punktefahren und Madison. Beachtenswert waren auch seine Leistungen bei den Weltmeisterschaften, wo er im Madison mit Nils Weispfennig Platz 4 belegte und auch im Punktefahren mit Platz fünf durchaus überzeugen konnte.

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Im Dezember des gleichen Jahres startete er erstmals beim Bahnrad-Weltcup in London in der deutschen Nationalmannschaft der Männer in der Mannschaftsverfolgung und landete mit Richard Banusch, Kersten Thiele und Justin Wolf auf dem achten Platz. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere auf der Bahn schienen weiterhin gegeben und so gab es eigentlich nur einen Weg zur Realisierung seines persönlichen Vorhabens. „Mit dem Beitritt zum Kontinentalteam Heizomat rad-net, das im Ausdauerbereich nahezu komplett die deutsche Nationalmannschaft stellte, bekam ich gleichzeitig die Möglichkeit, bei der Bundeswehr eine Grundausbildung zu beginnen“, erzählte uns Calvin Dik, der zur Zeit auf Mallorca weilt, dort allein trainiert und seit dem 25.04.2021 bis zum 05.05.2021 in einem Privathaus in einer Blase als Selbstversorger lebt. 

Unter Bundestrainer Sven Meyer ging er erwartungsvoll in das Jahr 2019, nachdem er gut trainiert hatte und durchaus auf viele Einsätze und Erfolge hoffen konnte. Nur zwei Eintagesrennen und eine Rundfahrt über drei Etappen jeweils in Kroatien waren eine enttäuschende Ausbeute, zumal er die Rundfahrt auf der zweiten Etappe vorzeitig beenden musste. „Dieses Jahr war wie verhext, langwierige Magen-Darm Probleme ließen weitere Rennen nicht zu und dann kam schon bald Corona“, war Calvin Dik schon am Verzweifeln. Auch im letzten Jahr waren seine Renneinsätze aufgrund der Pandemie eher spärlich. So beendete er die Baltic Chain Tour auf Rang 44 und präsentierte sich darüber hinaus noch bei den Deutschen Meisterschaften, wo er einen guten 11. Platz im Einzelzeitfahren der Klasse U 23 erreichte, während er beim Straßenrennen der Elite vorzeitig aufgab. „Trainiert habe ich danach  intensiv in Frankfurt/Oder, um mich für die Bahn-Europameisterschaften in Fiorenzuola d’Arda vorzubereiten. Mit dem 5. Platz im Ausscheidungsfahren und dem 7. Platz im Madison mit Richard Banusch war ich durchaus zufrieden“, gab er zu Protokoll.

Sein Vertrag beim Rad-Net Rose Team lief im Dezember 2020 aus, er besaß damit auch keinen Kaderstatus mehr und musste sich neu orientieren. Obendrein endete die Grundausbildung bei der Bundeswehr zum 31.03.2021, aber dennoch ergab sich aufgrund guter Kontakte in Radsportkreisen eine vielversprechende Perspektive, die er zu nutzen verstand. Das Schweizer Kontinentalteam NIPPO-Provence-PTS Conti mit seinem Sportdirektor Marcello Albasini hatte bereits 12 Fahrer unter Vertrag und war damit eigentlich ausgebucht, aber für Calvin Dik wurde eine Ausnahme gemacht und so erhielt das 21-jährige Berliner Nachwuchstalent im Februar 2021 noch einen Jahresvertrag. „Ich bin glücklich, dass es mit dem Team geklappt hat, wo ich durchaus eigene Freiheiten habe, aber insbesondere als Anfahrer für den schnellen Japaner Hijiri Oda vorgesehen bin“, glaubt der Berliner an seine Chance.

Gibt es da eventuell einen Nachfolger für Roger Kluge, an dem sich Calvin Dik ein wenig orientiert? Dessen vorrangige Aufgabe bei Lotto Soudal besteht darin, den explosiven Australier Caleb Ewan beim Massenspurt in die richtige Position zu bringen und mit seiner Größe von 1,89 Meter ist Calvin Dik dem Vorzeigeathleten Roger Kluge nicht nur in dieser Beziehung durchaus ähnlich. Beide sind zwar keine Bergziegen, aber für diverse Klassiker scheint auch Calvin Dik prädestiniert zu sein und darüber hinaus haben beide ein Faible für die Bahn, wenngleich die Trauben für das Berliner Talent noch sehr hoch hängen. Sein Hauptaugenmerk liegt jetzt erst einmal auf der Straße, obwohl er die Bahnwettbewerbe wie Omnium, Punktefahren, Madison und Mannschaftsverfolgung weiterhin nicht außer Acht lässt und zukünftig gern zweigleisig fahren möchte. 

„Zunächst einmal trainiere ich jetzt auf Mallorca mit dem Rad täglich drei bis sechs Stunden, das Wetter spielt dabei nicht immer mit, so dass die Einheiten von 80 bis 185 Kilometer variieren. Ich will meine Form ausbauen, um den Anschluss zu schaffen und besser bei den Rennen zu performen“, hofft Calvin Dik auf künftige Teameinsätze. Die ersten zwei Rundfahrten hat er hinter sich, wo er jeweils in der Türkei im Einsatz war. Bei der viertägigen Tour of Mevlana stürzte er gleich auf der 1. Etappe und verletzte sich am Knie, das stark anschwoll und er danach keinen Druck mehr aufs  Pedal bekam und zur Aufgabe auf der dritten Etappe gezwungen war. 

Besser lief es bei der achttägigen Presidential Cycling Tour of Turkey mit einem 29. Platz auf der 3. Etappe über 212,6 km, eine Distanz, die er bislang in einem Rennen noch nicht zurückgelegt hatte. Im Massenspurt mit dem Briten Mark Cavendish von Deceuninck-Quick Step als Sieger blieb Calvin Dik zeitgleich Bester seines Teams. „Es war eine schöne Etappe bei zunächst recht frischen Temperaturen, aber das insgesamt von Beginn an recht wechselhafte Wetter sorgte bei mir für einen grippalen Infekt mit leichtem Fieber und einer Nasennebenhöhlenentzündung. Nach der 4. Etappe lag ich noch gut im Rennen, aber auf der 5. Etappe mit Bergankunft verlor ich über 18 Minuten und gab am sechsten Tag mit Atembeschwerden das Rennen auf. Zum Glück war der Corona Test negativ und ich musste nicht in Quarantäne“, konnte er beruhigt die Heimreise antreten.

Wie geht es nun weiter mit ihm, der jetzt von Mallorca aus in die Schweiz reisen wird, um im dortigen Team Haus auf seine Mannschaftskameraden zu treffen. „Da ich beim Teamtraining noch nicht dabei war, kann ich dann alle Mitglieder dort richtig kennenlernen. Danach hoffe ich, beim Fleche Ardennaise in Belgien am 09.05. eingesetzt zu werden und weitere Einsatzmöglichkeiten zu bekommen“, ist er für diese Saison mit all ihren Unwägbarkeiten verhalten optimistisch.

Für Hobbys, wie zum Beispiel Freunde treffen, bleibt nicht nur wegen der Pandemie keine Zeit. Der auch leidenschaftlich gern mit dem Auto fahrende Berliner macht sich über seine Zukunft erstmal keine großen Gedanken, kann sich aber nach seiner abgeschlossenen Ausbildung bei der Bundeswehr durchaus vorstellen, dort später einmal Karriere zu machen oder auch als Großhandelskaufmann einen beruflichen Einstieg zu finden. Wir werden auf jeden Fall seinen weiteren radsportlichen Werdegang verfolgen und hoffen, dass wir in Zukunft noch über den einen oder anderen Erfolg von Calvin Dik auf nationaler wie internationaler Bühne berichten können.

Bericht: Bernd Mülle 

Fotos: Mario Stiehl, Arne Mill

Inhalt der Neuigkeit:
  • Rennbericht
  • Vorstellung
Radrennen-Art:
  • Rundfahrt
  • Straßenrennen

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