Lisa Brennauer und Marcel Meisen holen Straßentitel

Lisa Brennauer und Marcel Meisen holen Straßentitel

 
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Mit einem Paukenschlag endeten die Deutschen Straßenmeisterschaften auf dem Sachsenring in Hohenstein-Ernstthal. Während Lisa Brennauer von Ceratizit-WNT Pro Cycling ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigte und in einem spannenden Finale im Sprint die routinierte Charlotte Becker vom Team Arkea und Tanja Erath von Canyon SRAM Racing auf die Plätze verwies, gab es bei den Männern in verletzungsbedingter Abwesenheit des Titelverteidigers Maximilian Schachmann von BORA-hansgrohe einen neuen Titelträger, mit dem man vor dem Rennen kaum rechnen konnte.

Dass Marcel Meisen von Alpecin-Fenix im Spurt eines 55-köpfigen Hauptfeldes einen Supersprinter wie Pascal Ackermann von BORA-hansgrohe bezwingen würde, versetzte die Fachwelt in Erstaunen. Der dritte Platz von Alexander Krieger, ebenfalls Alpecin-Fenix, unterstrich das hervorragende Abschneiden des belgischen UCI ProTeams, für das auch der dritte deutsche Fahrer dieses Teams, Philipp Walsleben, mit Platz 26 eine hervorragende Visitenkarte abgab. Er zählte zu den vielen Ausreißern im Laufe des Rennens und unterstich auch damit die insgesamt gute Form der Fahrer seines Teams. Der niederländische Topfahrer und Kapitän dieser Mannschaft, Mathieu van der Poel, setzte dem Ganzen noch die Krone auf, als er neuer niederländischer Straßenmeister wurde! 

Bereits viermal war Marcel Meisen schon Deutscher Meister im Cross, aber dieser Titel im Alter von 31 Jahren dürfte mit Sicherheit einen ganz besonderen Stellenwert in der Vita des gebürtigen Stolbergers einnehmen. Es war sein erster Erfolg als Profi in einem Straßenrennen, das unter ganz besonderen Bedingungen stattfand. Das Coronavirus, das seit Ende Februar überall in der Welt sein Unwesen treibt, hat auch hier in Hohenstein-Ernstthal für Verhältnisse gesorgt, die für uns bislang unvorstellbar waren. Ein Lob aus diesem Grund vor allem an Dietmar Lohr und seinem Team, der nach der Absage der Meisterschaften in Stuttgart erneut einsprang und nach den hervorragend organisierten  Titelkämpfen des Vorjahres an gleicher Stelle gemeinsam mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) eine weitere Austragung der Titelrennen für Männer und Frauen in diesem Jahr möglich machte.

Anders als im Vorjahr hatten die Teilnehmer keine Schleife außerhalb des Sachsenrings zu absolvieren, vielmehr musste der topografisch anspruchsvolle, 3,5 km lange Rundkurs von den Frauen 28 Mal (98 Kilometer) und von den Männern gar 48 Mal (168 Kilometer) bewältigt werden. Bei den Frauen waren 54 Teilnehmerinnen am Start, wobei allerdings Liane Lippert und Franziska Koch vom Team Sunweb und auch Lisa Klein und Hannah Ludwig von Canyon SRAM Racing fehlten. Aus einer neunköpfigen Spitzengruppe war am Ende die Titelverteidigerin Lisa Brennauer die Schnellste, die sich den erneuten Titelgewinn schwer erkämpfen musste. „Wegen Corona konnte ich mein Meistertrikot wenig zeigen, aber im Training sorgte es für die nötige Motivation“, sagte die Allgäuerin schon vor dem Rennen. Aber sie musste mit ihrem Team alles geben, denn bis kurz vor Schluss lag die 24-jährige Svenja Betz, die ein starkes Rennen fuhr, allein in Führung, um sich am Ende mit Platz 11 zufriedengeben zu müssen.

„Alles oder nichts war die Devise im Finale“, so Lisa Brennauer, die umgehend ihre Sachen packte und weiter zu den am 24.08.2020 beginnenden Europameisterschaften nach Plouay/Frankreich reiste, wo sie sowohl im Einzelzeitfahren als auch im Straßenrennen am Start stehen wird und auch das Mixed Relay im Visier hat. 

Bei den Männern gab es zu Anfang etliche Ausreißversuche, aber die Streitmacht von BORA-hansgrohe auch ohne den ebenfalls verletzten Emanuel Buchmann hatte insgesamt alles im Griff. Zwischenzeitlich einsetzender, heftiger Regen machte das Rennen nicht einfacher und als Pascal Ackermann & Co. rund 35 Kilometer vor dem Ziel aufs Tempo drückten, schien alles für das Topteam zu laufen. Aber die Konkurrenz war wachsam und ließ sich nicht abschütteln. Als es dann zum finalen Spurt kam, landete Marcel Meisen dann seinen Überraschungscoup und distanzierte den favorisierten Pascal Ackermann auf den zweiten Platz. Die vielen Höhenmeter im Laufe des Rennens hatten dem Mann aus Kandel zugesetzt, so dass er die nötige Spritzigkeit im Schlußspurt vermissen ließ. 

„Ein perfekter Tag für mich und ich habe gemerkt, dass ich Pascal schlagen kann“, gab Marcel Meisen unmittelbar nach dem Rennen zu Protokoll, der auch nicht vergaß, die offensive Fahrweise seines Teamkollegen Philipp Walsleben zu loben und sich auch über Platz drei von Alexander Krieger freute. Pascal Ackermann war zwar enttäuscht, aber zeigte sich als ein fairer Verlierer. „Marcel war einfach stärker. Wir wollten das Meistertrikot, aber das Leben geht weiter. Für Maximilian Schachmann wäre der Kurs ideal gewesen, um seinen Titel zu verteidigen“, stellte Pascal Ackermann unwidersprochen in den Raum. 

   

Mit Lucas Carstensen von Bike Aid auf Platz 6 vor Roger Kluge („als Einzelstarter bin ich kaum ein Geheimfavorit“, bekannte er vor dem Rennen) waren auch zwei in Berlin schon oft im Rampenlicht stehende Athleten im Vorderfeld zu finden. Beachtlich auch die Leistung des erst 19-jährigen Berliners Maurice Ballerstedt vom Jumbo-Visma Development Team, der einen hervorragenden 10. Platz belegte. Von den 144 gestarteten Fahrern erreichten 95 das Ziel, die übrigen Fahrer gaben vorzeitig auf oder wurden aus dem Rennen genommen, um eine Überrundung zu vermeiden. 

Noch ein Wort zur Pressearbeit des BDR: dass der Unterzeichner keine Möglichkeit bzw. Chance hatte, als Berichterstatter eine Akkreditierung zu erhalten, ist schon mehr als merkwürdig. Seit Jahren berichtet er von allen möglichen Radsportevents bis hin zur Tour de France, aber bei einer Deutschen Meisterschaft selbst in der Coronakrise – einen Mund- und Nasenschutz hätte er selbstverständlich dabei gehabt – nicht berücksichtigt zu werden, ist schon starker Tobak!! 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Mario Stiehl

    

Inhalt der Neuigkeit:
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  • BDR-Meisterschaft

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Die Ablehnung ist wirklich harter Tobak! Wenn nicht Herr Müller, wer dann?!

VG Leo
L
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Frechheit mit der Akkreditierung. Was war die Begründung?
I
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